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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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hineingehörte. Sie wünschte sich zurück. Sie wünschte sich alles zurück.
    »Es ist wegen Conrad«, gestand sie endlich.
    »Oh ja, er wird ausrasten. Ich kann nur hoffen, dass er
uns nicht findet. Sonst sind wir so was von tot. Ich habe einmal gehört, dass er …«
    »Ich glaube, ich liebe ihn.«
    Alba stockte und zog ein Gesicht, als hätte sie eine Kröte verschluckt, die ihr gleich hochzukommen drohte. »Du tust … was?«
    »Ich liebe ihn. Denke ich.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Bist du noch bei Sinnen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nichts dagegen machen.«
    Alba verstummte. Eine Weile sagte sie nichts, dann begann sie in einem Ton zu reden, als würde sie ein Kind zur Vernunft bringen wollen: »Okay. Ich verstehe schon, du bist nach all den Ereignissen ein wenig durcheinander. Du hast nach einem Beschützer gesucht, und er war da. Du bist aufgewacht und warst auf einmal eine junge Frau mit … nun ja, gewissen Bedürfnissen. Aber glaub mir, das ist keine Liebe. Das wird vergehen. Tu bloß nichts, was du später bedauern wirst. Und schon gar nicht mit ihm.«
    »Warum nicht?«
    »Ylva, er ist ein Killer. Ja, das ist er. Ich habe bereits genug Geschichten über ihn gehört.«
    »Und was ist mit mir? Ich trage einen Dämon in mir! Bin ich wirklich so viel besser als er?«
    »Woher willst du wissen, ob das, was du empfindest, überhaupt echt ist? Die Nachzehrer können deinen Verstand in einem gewissen Maße manipulieren, dir einreden, was vielleicht gar nicht da ist.«

    »Warum sollte er das tun?«
    »Damit du ihm nicht wegläufst.«
    »Ich laufe ihm doch gerade weg. Außerdem weiß ich, dass es echt ist. Ich habe es gespürt … gesehen …«
    »Wie das?«
    »In seinen Augen. An der Art, wie er mich angelächelt hat.« An der Tatsache, dass er überhaupt gelächelt hat, ehrlich und voller Wärme …
    »Na toll.« Alba tippte sich an die Stirn. »Er hat dich angelächelt, und du bist hin und weg. Überleg doch. Ihr seid zwei verschiedene Spezies, zwei verschiedene Wesen. Ihr lebt in unterschiedlichen Welten, schaut in entgegengesetzte Richtungen. Es gibt nichts, was euch verbindet. Worauf willst du denn eine Beziehung mit ihm aufbauen?«
    Ylva senkte den Blick. »Mag sein. Aber manchmal, ja, manchmal, wenn man in entgegengesetzte Richtungen schaut, dann … schaut man einander an. Und war Finn nicht ebenfalls aus einer anderen Welt als du? Hat dich das etwa davon abgehalten, ihn zu lieben?«
    »Nein.« Alba schloss die Lider und ließ sich gegen die Rückenlehne fallen. »Aber Conrad ist dein Tod, Ylva. Dein Tod.«

Kapitel 16
    Y lva starrte aus dem Taxi und beobachtete, wie die vorbeiziehenden Gebäude sich aus der Dunkelheit schälten, um gleich darauf von der Nacht wieder verschluckt zu werden. Wie unzählige Autos sich zusammendrängten und aneinander vorbeischoben: Hauptsache, zwei Sekunden schneller, Hauptsache, drei Meter weiter vorn. Was für seltsame Geschöpfe! Mit einem merkwürdigen Sinn für die Welt, für das, was man ändern oder erreichen konnte. Als würde ein Tropfen ein ganzes Meer in Wallung bringen, als würde ein Sandkorn eine Düne wandern lassen. Dabei bedurfte dies ganz anderer Naturgewalten.
    Und was ist mit dir? Bist du eine Naturgewalt, oder solltest du vielleicht aufhören, das Unverrückbare verschieben zu wollen?
    Es wäre um so vieles leichter, jetzt umzudrehen und alles über sich ergehen zu lassen, was das Schicksal oder jemand anders für sie bereithielt. Aber das wollte sie nicht. Wenn sie nichts tat, wenn sie nicht kämpfte, würde sie aufhören zu existieren.
    Sie schaute noch einmal zurück, über die unzähligen Schweinwerferlichter hinweg zu den Dächern der Häuser, zum dunklen Himmel. Ob es ihrem pelzigen Freund
gutging? Sie hätte die Ratte nicht zurücklassen dürfen. Sie fühlte sich wie eine Verräterin.
    Vielleicht … vielleicht wird Conrad sich um sie kümmern. Sie mit Apfelstücken füttern. Mit ihr plaudern. Und sie irgendwann auch streicheln, ohne gebissen zu werden.
    Alba sagte etwas. Dann wiederholte sie es, und schließlich rüttelte sie leicht an Ylvas Schulter. Erst da fiel dieser auf, dass die junge Frau eine Reaktion von ihr erwartete.
    Ylva fuhr sich über die Stirn, als könne sie damit ihre Gedanken vertreiben. »Entschuldige, was hast du gesagt?«
    Alba lächelte. »Ich bin so froh, dass du da bist. Dass du mir hilfst.«
    »Ich bin auch froh, dich bei mir zu haben«, erwiderte Ylva, um das Flüstern zu ersticken, das sich in ihr

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