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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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waren übrigens auch nicht draußen am Haus, habe ich schon abgeklärt.«
    Lydia Naber meinte. »Nora Seipp hat mir vorhin erzählt, dass der Chef von literantik, das ist so eine Alte-Bücher-Rundumsorglos-Agentur, dass der eine Art amerikanischen VW-Bus fährt, schwarz. Also das könnte der gewesen sein. Schweizer Kennzeichen passt auch.«
    Schielin nickte zufrieden. War man da auch schon weiter und nicht mehr alleine auf Mitteilung der Schweizer Kollegen angewiesen.
    Kimmel fuhr mit seiner klobigen Hand übers Kinn. »Also mir geht diese Frau nicht aus dem Kopf. Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
    Lydia Naber zog eine unglückliche Grimasse. »Das ist wirklich eine blöde Sache. Also ich habe alle Krankenhäuser im näheren und weiteren Umkreis abgefragt. Fast alle haben schon geantwortet. Nirgends ist eine unbekannte Frau eingeliefert worden und eine Frau Kohn schon gleich gar nicht. Ich habe aber auch noch was Neues. Vorhin habe ich mit der Tochter in Kanada telefoniert. Das war vielleicht ein Ding. Ich war ja auf alles gefasst, dachte ich wenigstens. Aber die Gute hat mich richtig abblitzen lassen. Die kanadischen Kollegen hatten sie von dem, was passiert war, bereits unterrichtet. Ich dachte ja, dass sie vielleicht hierher nach Deutschland kommen würde … aber nichts da. Der Tod ihres Vaters scheint spurlos an ihr vorübergegangen zu sein und unsere Frau Carmen Kohn war nicht ihre leibliche Mutter. Sie hat nicht einmal nach ihr gefragt. Kohn war verwitwet und die Tochter stammt aus erster Ehe. Seine jetzige Frau Carmen, eine geborene Lasalle, hat er, kurz bevor sie hierher nach Lindau gezogen sind, geheiratet. Sie hat lange Jahre in Frankreich gelebt und dort als Übersetzerin gearbeitet, der Familienname deutet ja auch auf Frankreich hin. Sie ist nach der Heirat wieder nach Deutschland zurückgekommen. Hierher nach Lindau. Aus den Familienverhältnissen werde ich trotzdem nicht so recht schlau. Mir fehlt da die bucklige Verwandtschaft. Kann doch gar nicht sein, dass es Leute gibt, die sich damit gar nicht rumplagen müssen. Werden wir uns noch mal genauer anschauen.«
    Beim letzten Satz sah sie zu Jasmin Gangbacher.
    »Na, wenigstens scheidet die Tochter schon mal als Tatverdächtige aus«, stellte Funk nüchtern fest.
    »Was ist mit diesen Nachbarn, diesen Nobelproleten, Haubachers heißen die doch«, fragte Kimmel und blätterte in den Unterlagen.
    »Die sind für morgen vorgeladen«, sagte Schielin.
    »Beide vorbestraft«, ergänzte Kimmel.
    Schielin ging auf seine lauernde Feststellung nicht ein.
    Lydia Naber meldete sich wieder. »Es ist übrigens tatsächlich so, dass von dieser Sorte Plastiktüten, diese blauen Dinger, in die Gundolf Kohn eingewickelt war, nichts mehr im Haus zu finden ist. Auch keine Verpackung dazu. Der Müll ist zwischen Wochenende und Donnerstag nicht geleert worden. Kommt mir eigenartig vor, dass der Täter diese großen Säcke dabeigehabt haben soll. Und noch was. Ich habe die Fotoalben mal durchgesehen. Über unseren Herrn Kohn ist von Kindesbeinen an alles dokumentiert, in Schwarz-Weiß bis Farbe. Die üblichen Fotos eben. Aber von Frau Kohn nur ein paar Fotos aus den letzten Jahren und ein paar Bilder, die sie als junges Mädchen zeigen, aber immer alleine auf dem Foto. Überhaupt gibt es wenige Fotos von ihr. Immer nur ihr Mann …«
    Die anderen sahen sie fragend an. Doch Lydia Naber konnte selbst nicht erklären, worauf sie hinauswollte. Sie hatte das vage Gefühl, dass daran etwas nicht stimmig war. Sie ließ es sein, zu erklären, was sie nicht erklären konnte.
    »Ich fand das nur seltsam«, sagte sie halb entschuldigend, war aber noch nicht fertig. »Und überhaupt dieses Idyllidyllidyll. Wenn man da rauskommt und auf den ersten Blick das Haus, den Garten sieht. Alles irgendwie schnuckelig. Auch im Haus selbst, so schön aufgeräumt, alles hat seinen Platz. Aber so nach einer Weile …« Sie sah ernst in die Runde, »also mir kommt das inzwischen vor wie ein Gefängnis. Ein selbst gewähltes vielleicht, aber die haben doch völlig isoliert gelebt. Selbst mit den Nachbarn keinen intensiveren Kontakt. Was meint denn ihr dazu? Das ist doch nicht normal, oder. Wenn die Kinkelins nicht ab und an mal einen Hasen, oder ne Gans gebracht hätten …«
    »Wollten halt ihre Ruhe«, provozierte Wenzel, »und wenn wir unsere Ruhe haben wollten, dann sollte heute Nacht jemand ein Hakenkreuz da draußen an die Hauswand schmieren, das wir Morgen früh ganz

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