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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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das hatte er am Odeonsplatz gelernt – politische Themen waren eine sehr verderbliche Ware. Man konnte sich daran leicht infizieren. Gesundung ungewiss.
    *
    Jürgen Haubacher war zusammen mit seiner Frau festgenommen worden. Sein Anwalt Dr. Müller konnte am Handy erreicht werden und war nur wenige Stunden später auf der Dienststelle in Lindau aufgetaucht.
    Alles hatte geklappt. Lediglich das Jugendamt war von der seitens der Polizei so überraschend herbeigeführten Situation überfordert, sich um die zwei Kinder zu kümmern. Die Sachbearbeiter äußerten mehrfach ihre Betroffenheit und auch ihr Entsetzen. Robert Funk war es, der die Sache schließlich in die Hand nahm und eine Bleibe für die Kinder organisierte.
    Haubacher und seine Frau hatten bisher keinen Ton gesagt. Alle Tricks hatten nicht geholfen in der Zeit, bis zum Eintreffen des Anwalts von den beiden etwas zu erfahren. Als der endlich zugegen war, ging das ganze Spiel von vorne an. Diesmal jedoch sorgte Wenzel mit der Aufzeichnung der Vernehmung auf Video für Überraschung, die Haubacher sichtlich beeindruckte. Dr. Müller las in aller Ruhe die Akten. Er hatte zuvor in die Runde gesprochen und erklärt, dass sein Mandant sich in keinster Weise zur Sache äußern werde, in keinster Weise. Dann tauchten seine Augen in den Unterlagen ab und er überließ die Provinzpolizisten ihrem Schicksal.

    Schielin schwieg und beobachtete. Lydia Naber begann. »Wir haben es Ihnen doch schon erklärt, Herr Haubacher. Ihre DNA wurde an dem Plastiksack gesichert, in welchem die Leiche von Herrn Kohn eingewickelt war. Die Spur fand sich unter einem Klebestreifen. Vor Gericht kommen Sie mit Schweigen nicht weiter. Sie sitzen hier wegen Raubmord. Wir haben inzwischen auch die drei Geldscheine sichergestellt, mit denen Sie ihre Einkäufe bezahlt haben: Plasmafernseher, Spielekonsolen, Beamer für Heimkino, Sie erinnern sich? Wir werden auf mindestens einem dieser Geldscheine ihre DNS nachweisen. Das sind klare Fakten für das Gericht und für Sie bedeutet es angesichts Ihrer Vorgeschichte lebenslänglich oder lebenslänglich mit Sicherheitsverwahrung – es sei denn, Sie entscheiden sich dafür uns zu helfen und kommen bei viel Verständnis mit … sagen wir … zwölf Jahren weg. Könnte auch weniger werden, wenn Sie sich einen guten Anwalt besorgten. Führen Sie sich auch noch gut, so sind Sie nach gut acht Jahren wieder bei Ihrer Frau.«
    Sie wartete auf eine Reaktion. Dr. Müller hatte sich bemüht nicht auf ihre Boshaftigkeit zu reagieren. Auf die Tränendrüse und denken Sie doch auch mal an die Kinder hatte sie verzichtet. »Bedenken Sie doch. Ihre Frau … die braucht doch auch eine Perspektive … und die hat sie doch nicht bei lebenslänglich … das ist doch nur möglich, wenn Sie unser Angebot ernst nehmen.« Sie wartete wieder einen Augenblick und fügte böse und mit leiserer Stimme hinzu: »Sie kennen doch Ihre Frau, Herr Haubacher, also … bitte.«
    Dr. Müller überraschte Lydia Naber, denn sie hätte ihm die beiden Beine nicht zugetraut, mit denen, er anscheinend im Leben stand. Er konnte das aufgeregte Zwinkern bei Haubacher nicht gesehen haben, welches nach Lydia Nabers letztem Satz eingesetzt hatte.
    Dr. Müller sah abrupt von den Akten auf, sprach zu Lydia Naber, meinte aber seinen Mandanten. »Ihre Frau, Herr Haubacher, hat durchaus sehr gute Perspektiven. Vor allem dann, wenn Sie sich hier nicht äußern, so wie wir das besprochen haben. Ganz gleich, was hier von den Beamten ins Feld geführt wird. Wir äußern uns nicht.«
    Wenzel lehnte hinten an der Wand und hatte bisher geschwiegen. Ihm war klar, worauf Lydia hinauswollte, und er ging Dr. Müller mit offenem Visier an. »Ganz schön mutig, Herr Doktor. Haben Sie eigentlich schon einmal einen solchen Fall verteidigt, oder waren es bisher nur Mietstreitigkeiten und Scheidungen. Es geht hier schließlich um nichts Geringeres als darum, wann der Herr Haubacher seine Frau wiedersehen wird. Und die Beweise sind geradezu erdrückend. Da kann er bei der nächsten Gelegenheit schon mal für immer Abschied von ihr und den Kindern nehmen. Wird ja niemand jünger, oder?«
    Schielin spürte die Unruhe, die Haubacher erfasst hatte. Irgendwann, und zwar schon lange vor der Festnahme, musste ihm dieser Dr. Müller eingetrichtert haben, keinen Ton zu sagen. Dieser Dr. Müller musste also einen Informationsvorsprung haben. Nur – worin bestand der?
    Er setzte laut einen auf Wenzels Angriff. »Da muss

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