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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Bestien des Dschungels erwarten dich dort nach all den Gefahren einer Seereise.
    Ich muß noch hinzufügen, daß keiner unter uns ist, der nicht Verständnis für dein Verlangen hat, diesem Dämon und seiner Hexe nach Saint Domingue zu folgen. Was würde ich nicht darum geben, mit einer Person wie dieser Charlotte sprechen zu dürfen, sie zu fragen, was sie alles von ihrer Mutter gelernt hat und was sie nun zu tun gedenkt.
    Aber du selbst, Petyr, hast ja beschrieben, welche Macht dieser Dämon besitzt. Du hast getreu berichtet, was für seltsame Äußerungen die verstorbene Comtesse Deborah Mayfair de Montcleve über ihn getan hat.
    Du mußt also wissen, daß dieses Wesen zu verhindern trachten wird, daß du dich zwischen es selbst und Charlotte stellst, und es ist imstande, dir ein schlimmes Ende zu bereiten, wie es das ja schon bei dem verstorbenen Comte de Montcleve getan hat.
    Ja, diese tragische Geschichte ist für uns durchaus von großem Interesse. Du aber mußt heimkehren und Deborahs Tochter aus dem sicheren Amsterdam einen Brief schreiben, den unsere holländischen Schiffe dann übers Meer tragen sollen.
    Derweil du dich auf die Heimreise vorbereitest, wird es dich vielleicht interessieren, daß die Nachricht vom Tode Pater Louviers, wie wir erst kürzlich gehört haben, den französischen Hof erreicht hat.
    Daß am Tage der Hinrichtung der Hexe Deborah de Montcleve die Stadt Montcleve von einem Unwetter heimgesucht wurde, wird dich nicht überraschen. Daß Gott es geschickt hat, um seinem Mißfallen über das Ausmaß der Hexerei in Frankreich Ausdruck zu verleihen, vor allem aber, um dieses verstockte Weib zu verdammen, welches nicht einmal in der Folter hat gestehen wollen, das wirst du vielleicht doch mit großem Interesse erfahren.
    Und daß der gute Pater Louvier bei dem Versuch gestorben ist, andere vor herabfallenden Ziegeln zu schützen, wird dich zweifellos im Herzen rühren. Die Zahl der Toten belief sich auf ungefähr fünfzehn, und die tapferen Leute von Montcleve haben die Hexe verbrannt und so mit Gottes Willen dem Sturm ein Ende bereitet; die Lektion aber, die wir aus all dem zu lernen haben, ist jene, daß Unser Herr Jesus Christus noch viel mehr Hexen entlarvt und verbrannt sehen will, Amen.
    Wie lange, frage ich mich, wird es wohl dauern, bis wir das alles in einer Flugschrift wiederlesen, ergänzt durch die üblichen Zeichnungen und eine Litanei von Unwahrheiten? Ohne Zweifel sind die Druckerpressen, die ohne Unterlaß die Flammen anfachen, in denen die Hexen verbrennen, schon munter bei der Arbeit.
    Petyr, vertue keine Zeit mehr damit, uns nochmals zu schreiben. Komm nach Hause. Wisse, daß wir dich lieben und daß wir dich nicht verdammen für das, was du getan hast oder vielleicht noch tun wirst. Wir sagen nur, was wir sagen zu müssen glauben!
    Getreu der Deine in der Talamasca,
    Stefan Franck
    Amsterdam
     
     
Lieber Stefan,
    ich schreibe in Eile, denn ich bin bereits an Bord des französischen Schiffes Sainte-Helene auf dem Weg in die Neue Welt, und ein Knabe wartet, der meinen Brief sofort zu euch auf den Weg bringen soll.
    Ich fahre zu Charlotte, weil ich nichts anderes tun kann; das wird dich nicht überraschen. Bitte sage Alexander von mir, daß ich weiß, er würde an meiner Statt auch nichts anderes tun.
    Aber, Stefan, du beurteilst mich falsch, wenn du sagst, ich sei vom Bösen dieses Dämons umsponnen. Freilich, die Regeln des Ordens habe ich nur Deborah Mayfairs wegen gebrochen, in der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart; aber der Dämon war niemals Teil meiner Liebe zu Deborah, und als ich den Hexenrichter in die Tiefe stürzte, da tat ich, was ich tun wollte.
    Um Deborahs willen stürzte ich ihn vom Dach, und für all die armen und unwissenden Frauen, die ich in den Flammen habe schreien sehen, für die Frauen, die auf der Folterbank oder in kalten Kerkerzellen zugrunde gehen mußten, für die Familien, die durch diese gräßlichen Lügen zerstört, für die Dörfer, die deshalb vernichtet wurden.
    Aber ich verschwende die Zeit mit diesen Verteidigungsreden. Es ist gütig von euch, mich nicht zu verdammen, denn es war nichtsdestoweniger Mord.
    Doch nun kann ich von dem sprechen, was mir die größten Sorgen bereitet, und das ist das, was ich jetzt über Charlotte Fontenay gehört habe. Man hat sie hier gut in Erinnerung, denn nach Marseille ist sie gekommen, und von Marseille ist sie wieder in See gestochen. Und verschiedene Personen haben mir berichtet, daß sie

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