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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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zu beherrschen seien, dann ist das sicher ein Umstand, über den man nicht leichtfertig hinweggehen darf.
    In den frühen Tagen der christlichen Kirche glaubten die Kirchenväter, daß diese Dämonen in Wahrheit die alten Götter der Heiden seien. Das heißt, sie glaubten an die Existenz jener Götter, und daß sie Kreaturen von minderer Macht seien – ein Glaube, den die Kirche heute sicher nicht mehr vertritt.
    Die Hexenrichter indessen glauben es durchaus noch, auch wenn sie sich dessen – ungebildet und ignorant wie sie sind – nicht bewußt sind. Denn wenn sie die Hexe beschuldigen, nachts auszureiten, so meinen sie damit doch niemand anderen als die Göttin Diana selbst, die vor der Ankunft des Christentums durch das heidnische Europa geisterte, und der bocksfüßige Teufel, den die Hexe küßt, ist ja niemand anderes als der heidnische Gott Pan.
    Zurück zu meiner Hauptüberlegung: Alle Völker haben an Geister geglaubt, und was sie uns berichtet haben, muß ich nun genauer betrachten. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, künden die Legenden, die magischen Bücher und Dämonologien von einer wahren Legion solcher Wesen, die sich bei ihren Namen rufen und von Hexen und Zauberern herauf beschwören lassen. Tatsächlich führt ja das Buch Salomon sie in großer Zahl auf und nennt nicht nur die Namen und Eigenschaften der Wesen, sondern auch die Art und Weise, in der sie zu erscheinen belieben.
    Und obgleich wir in der Talamasca das meiste davon seit langem für reine Phantasie halten, wissen wir doch, daß es solche Wesen gibt, und wir wissen, daß die Bücher einige beachtenswerte Warnungen enthalten, was die Gefahren angeht, die dem Heraufbeschwören dieser Wesen innewohnt, denn es kann geschehen, daß sie unsere Wünsche auf eine Art und Weise erfüllen, die uns verzweifelt zum Himmel schreien läßt, wie die alte Sage vom König Midas und das Bauernmärchen von den drei Wünschen klar zeigen.
    In der Tat besteht die Weisheit des Zauberers in jeder Überlieferung darin, daß er sich zurück zuhalten und die Macht der unsichtbaren Wesen mit Vorsicht zu nutzen weiß, auf daß sie sich nicht auf irgendeine unvorhergesehene Weise gegen ihn selbst richte.
    Aber wieviel man auch über die Geisterkunde lesen mag – wo hörte man je davon, daß man einen Geist das Lernen lehren könnte? Wo hörte man je, daß er sich verändert? In der Beschwörung stärker werden, ja – aber sich verändern?
    Und zweimal hat Deborah mir just davon erzählt: von der Erziehung ihres Geistes Lasher. Das muß bedeuten, daß das Wesen sich ändern kann. Und ich glaube, es steckt sogar noch mehr dahinter, und Deborah hatte keine Gelegenheit oder keine Kraft mehr, es mir mitzuteilen; ich aber muß es Charlotte mitteilen, und zwar nicht zu dem Zweck, sie zur Hingabe an dieses Wesen zu verleiten, sondern in der Hoffnung, mich zwischen sie und den Dämon zu stellen und auf irgendeine Weise seine Auflösung zu bewerkstelligen.
    Überdies bin ich mir dessen sicher, daß diese Charlotte Fontenay so gut wie nichts über den Dämon weiß und daß sie von Deborah nie etwas über die Schwarze Kunst gelernt hat. Daß Deborah ihr erst in letzter Stunde von ihren Geheimnissen erzählt und sich von ihr Treue hat schwören lassen, um sie dann mit ihrem Segen fortzuschicken, auf daß Charlotte sie überleben möge und nicht mit ansehen müsse, wie sie im Feuer litt.
    Stefan, ich muß die Erlaubnis haben, zu Charlotte zu reisen, und ich darf nicht davon zurückscheuen, wie ich vor Jahren vor Deborah zurückgescheut bin, weil Roemer Franz es mir befahl. Denn hätte ich mit Deborah gestritten und mit Deborah studiert, dann hätte ich vielleicht bei ihr an Einfluß gewonnen und dieses Wesen hätte gebannt werden können.
    Bitte zwingt mich nicht, die Regeln unseres Ordens zu brechen. Gebt mir die Erlaubnis. Schickt mich nach Saint Domingue.
    Denn es fügt sich, daß ich ohnedies reise.
    Der Deine in Treue zur Talamasca
    Petyr van Abel
    Marseille
     

    Die Talamasca
    Amsterdam
     
    Petyr van Abel
    Marseille
     
Lieber Petyr,
    du weißt, deine Briefe verfehlen es nie, uns zu überraschen, aber mit den beiden letzten hast du alle deine früheren Siege in den Schatten gestellt.
    Alle hier haben sie gelesen, Wort für Wort, und der Rat ist zusammengetreten, und dies nun sind unsere Empfehlungen:
    Daß du sogleich nach Amsterdam heimkehren mögest.
    Wir verstehen durchaus deine Gründe, nach Saint Domingue reisen zu wollen, aber dergleichen können wir

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