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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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des Klatsches, die im zwanzigsten Jahrhundert zum Tragen kam, ist das, was wir als »Juristenklatsch« bezeichnen würden: der Klatsch von Anwaltssekretärinnen, Gerichtsschreibern, Anwälten und Richtern, die mit den Mayfairs bekannt waren oder für sie arbeiteten sowie von Freunden und Familien all der verschiedenen, nicht Mayfair heißenden Personen.
    Weil Juliens Söhne Barclay, Garland und Cortland alle drei ausgezeichnete Rechtsanwälte wurden, weil auch Carlotta Mayfair Anwältin ist und weil viele Enkelkinder Juliens ebenfalls Juristen geworden sind, ist dieses Netz von juristischen Kontakten größer geworden, als man erwarten möchte. Aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre, sind die finanziellen Geschäfte der Mayfairs so umfassend, daß viele, viele Juristen daran beteiligt sind.
    Als in der Familie im zwanzigsten Jahrhundert das Gezänk begann, als Carlotta um die Vormundschaft über Stellas Tochter kämpfte, als es Streit um die Disposition des Vermächtnisses gab, da wurde dieser Juristenklatsch zu einer reichhaltigen Quelle voll interessanter Details.
     
    DER ETHNISCHE CHARAKTER DER FAMILIE MAYFAIR
    IM WANDEL
     
    Wenn wir uns in dieser Erzählung dem Jahr 1900 nähern, sollten wir zur Kenntnis nehmen, daß der ethnische Charakter der Familie Mayfair sich zu wandeln begann.
    Zu Anfang war die Familie eine schottisch-französische Mischung gewesen, die in der nächsten Generation noch durch das Blut des Holländers Petyr van Abel bereichert worden war, aber danach war sie beinahe ausschließlich französisch geworden.
    Im Jahr 1826 jedoch begann die vermächtnisberechtigte Familie – mit der Vermählung Marguerite Mayfairs mit dem Opernsänger Tyrone Clifford McNamara -, sich einigermaßen regelmäßig mit Angelsachsen zu verheiraten.
    Andere Zweige der Familie – vor allem die Nachkommen Lestans und Maurices – blieben stramm französisch, und falls und wenn jemand von ihnen nach New Orleans zog, dann zog er es vor, zusammen mit anderen französisch sprechenden Kreolen, in der näheren Umgebung des French Quarter oder an der Esplanade Avenue zu wohnen. Der vermächtnisberechtigte Zweig ließ sich nach Katherines Heirat mit Darcy Monahan dauerhaft im »amerikanischen« Garden District nieder. Zwar sprach Julien Mayfair (der selbst halb Ire war) sein Leben lang französisch, und er heiratete eine französisch sprechende Cousine, Suzette, aber er gab seinen drei Söhnen unverkennbar amerikanische oder angelsächsische Namen und sorgte dafür, daß sie eine amerikanische Erziehung erhielten. Sein Sohn Garland heiratete mit seinem Segen ein Mädchen deutsch-irischer Abstammung; Cortland ehelichte eine Angelsächsin, und Barclay am Ende ebenfalls.
    Wie wir schon angemerkt haben, sollte Mary Beth 1899 einen Iren heiraten: Daniel McIntyre. Sie wurden in der Kirche von St. Alphonsus getraut, und seitdem wurde jede Mayfair-Taufe aus dem Hause First Street dort vollzogen. Mayfair-Kinder gingen – wenn sie von den besseren Privatschulen relegiert worden waren – für kurze Zeit auf die Gemeindeschule von St. Alphonsus.
    Ein Teil unserer Zeugnisse über die Familie stammt von irisch-katholischen Nonnen und Priestern dieser Pfarrgemeinde.
    Nach Juliens Tod im Jahr 1914 hörte man Mary Beth – selbst mit den französischen Verwandten – nur noch selten französisch sprechen, und möglicherweise starb die Sprache im vermächtnisberechtigten Familienzweig überhaupt aus. Von Carlotta Mayfair hat man nie gehört, daß sie französisch gesprochen hätte, und es ist zweifelhaft, ob Stella, Antha oder Deirdre mehr als ein paar Worte irgendeiner Fremdsprache beherrschten.
    Bei jeder Diskussion über irische Einflüsse und irische Merkmale sollten wir im Gedächtnis behalten: Die Geschichte dieser Familie ist so beschaffen, daß sich niemals mit Sicherheit sagen läßt, wer der Vater irgendeines Kindes war. Wie die späteren, im zwanzigsten Jahrhundert von den Nachkommen verbreiteten »Legenden« zeigen werden, waren die inzestuösen Verstrickungen in allen Generationen eigentlich kein Geheimnis. Gleichwohl ist ein irischer kultureller Einfluß deutlich erkennbar.
    Wir sollten auch noch anmerken – was immer davon zu halten ist -, daß die Familie gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts dazu überging, mehr und mehr irisches Hauspersonal zu beschäftigen, und dieses Personal erwies sich als unbezahlbare Informationsquelle für die Talamasca.
    Die Beschäftigung dieser irischen Angestellten hatte an sich nichts

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