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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Feststellung der Blutgruppe überhaupt veranlaßt habe, sind es überhaupt erst gewesen, die diesen Sachverhalt der Talamasca haben bekannt werden lassen.
    Vielleicht ist es überflüssig, noch darauf hinzuweisen, daß Stella keinerlei Ähnlichkeit mit Daniel McIntyre hatte. Aber sie glich Julien mit ihrem zarten Knochenbau, den schwarzen Locken und den leuchtenden, wenn nicht gar funkelnden dunklen Augen.
    Da wir Juliens Blutgruppe nicht kennen und auch nicht wissen, ob sie je festgestellt wurde, können wir unserer Materialsammlung diese Information nicht hinzufügen.
    Stella kann von jedem beliebigen unter Mary Beths Liebhabern gezeugt worden sein; wir wissen allerdings nicht, ob Mary Beth in dem Jahr vor Stellas Geburt einen Liebhaber hatte. Der Klatsch über ihre Jungen setzt eigentlich erst später ein, aber das bedeutet vielleicht nur, daß sie im Laufe der Jahre mit ihren Liebhabern nachlässiger umging.
    Eine zweite, handfeste Möglichkeit ist Cortland Mayfair, Juliens zweiter Sohn, der zum Zeitpunkt von Stellas Geburt ein äußerst ansprechender junger Mann von zweiundzwanzig Jahren war. (Seine Blutgruppe wurde 1959 schließlich ermittelt und paßt.) Er wohnte gelegentlich in der First Street, denn er studierte Jura in Harvard und beendete dieses Studium erst 1903. Daß er Mary Beth sehr gern hatte, wußte jeder, und daß er sich sein Leben lang für den vermächtnistragenden Teil der Familie interessierte, ist ebenfalls bekannt.
    Zum Leidwesen der Talamasca war Cortland sein Leben lang ein sehr verschlossener und wachsamer Mann. Selbst bei seinen Brüdern und seinen Kindern war er als zurück gezogener Mensch bekannt, der jede Art von Tratsch außerhalb der Familie verabscheute. Er las gern und war eine Art genialer Investor. Unseres Wissens nach hat er sich niemandem je anvertraut. Selbst die, die ihm am nächsten standen, machen widersprüchliche Aussagen darüber, was Cortland wann und warum tat.
    Der einzige Aspekt seiner Persönlichkeit, über den sich alle sicher sind, ist sein Engagement für die Verwaltung des Vermächtnisses und dafür, Geld für sich, für seine Brüder und ihre Kinder und für Mary Beth zu machen.
    Als Mary Beth starb, war es Cortland, der verhinderte, daß Carlotta Mayfair das Finanzimperium ihrer Mutter buchstäblich auflöste, indem er in Stellas Namen das komplette Management übernahm, die ja die designierte Erbin war und der es gleichgültig war, was geschah, solange sie tun konnte, was sie wollte.
    Stella interessierte sich nach eigenem Bekenntnis »einen Kehricht« um Geld. Über Carlottas Wunsch hinweg legte sie die Wahrung ihrer Interessen ganz und gar in Cortlands Hände; Cortland und sein Sohn Sheffield verwalteten auch nach ihrem Tod den größten Teil des Vermögens.
    Aber um hier zu unserem eigentlichen Thema zurückzukehren: Es gibt noch andere Hinweise darauf, daß Cortland Stellas Vater war. Cortlands Frau, Amanda Grady Mayfair, hegte eine tiefe Abneigung gegen Mary Beth und ihre ganze Familie, und sie begleitete Cortland niemals in das Haus in der First Street. Das hinderte Cortland aber nicht daran, ständig dort zu Besuch zu erscheinen und auch alle seine fünf Kinder mit zu bringen, so daß sie seine Familie ganz gut kannten, während sie heranwuchsen.
    Amanda verließ Cortland schließlich, als ihr jüngster Sohn Pierce Mayfair 1935 sein Studium in Harvard beendete; sie verließ New Orleans für immer und wohnte fortan bei ihrer jüngeren Schwester in New York.
    1936 erzählte sie einem unserer Ermittler auf einer Cocktailparty (man hatte ein beiläufiges Treffen arrangiert), die Familie ihres Mannes sei böse, und wenn sie die Wahrheit über sie sagen wollte, würde man sie allenthalben für verrückt erklären; nie wieder werde sie in den Süden zu diesen Menschen gehen, mochten ihre Söhne noch so sehr darum bitten. Etwas später, als sie einigermaßen alkoholisiert war, fragte sie unseren Ermittler, dessen Namen sie nicht kannte, ob er glaube, daß Menschen ihre Seele an den Teufel verkauften. Ihr Mann, sagte sie, habe es getan, und er sei »reicher als Rockefeller«, und sie selbst sei es auch, und ihre Söhne ebenfalls. »Sie werden eines Tages alle in der Hölle schmoren«, sagte sie. »Dessen können Sie sicher sein.«
    Als unser Ermittler fragte, ob die Dame dergleichen wirklich glaube, antwortete sie, es gebe Hexen in der modernen Welt, die zaubern könnten.
    »Sie lassen einen glauben, man sei irgendwo, wo man gar nicht ist, und man sehe Dinge,

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