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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Eigenschaften darunter, aber wie sieht es mit anderen aus? Wenn ich diese verdammten Akten richtig gelesen habe, dann war Cortland nicht nur Stellas und Rowans Vater. Er könnte zudem Anthas Vater gewesen sein, auch wenn alle dachten, das sei Lionel gewesen.
    Wenn Julien nun Mary Beths Vater war – ah, man sollte diesen Aspekt des Ganzen, die ganze Inzucht, mal einem Computerprogramm unterziehen. Ein Schaubild herstellen. Das alles muß ich Rowan erzählen. Rowan wird es verstehen. Als wir uns unterhielten, sagte Rowan etwas darüber, daß die Genforschung so unpopulär sei. Die Leute wollten sich nicht eingestehen, was sie am Menschen genetisch alles determinieren können. Was mich zum freien Willen führt – und mein Glaube an den freien Willen des Menschen ist ein Teil dessen, was mich jetzt in den Wahnsinn treibt.
    Wie auch immer, Rowan ist die genetische Nutznießerin all dessen – groß, schlank, sexy, extrem gesund, brillant, stark und erfolgreich. Ein medizinisches Genie mit der telekinetischen Fähigkeit, Leben zu nehmen, und statt dessen hat sie sich dafür entschieden, Leben zu retten. Und da haben wir ihn wieder, den freien Willen. Den freien Willen.
    Aber wie, zum Teufel, passe ich mit meinem freien Willen da hinein? Ich meine, was ist denn ›alles geplant‹, um Townsends Worte aus dem Traum zu benutzen? Herrgott!
    Bin ich vielleicht durch die irischen Bediensteten, die dort gearbeitet haben, irgend wie mit diesen Leuten verwandt? Oder geht es nur darum, daß sie frisches Blut einsetzen, wenn sie Energie brauchen? Dazu hätte doch jeder beliebige von Rowans Helden, Polizist oder Feuerwehrmann, genügt. Warum ich? Warum mußte ich ertrinken, falls sie tatsächlich dafür gesorgt haben, daß ich ertrank, was ich immer noch nicht glaube – und andererseits hat Lasher sich mir immer allein gezeigt, schon in meiner frühesten Kindheit.
    Gott, es ist unmöglich, das alles zu deuten. Vielleicht war ich von Anfang an für Rowan bestimmt, und ich sollte gar nicht ertrinken und bin deshalb gerettet worden. Oder es war mir eigentlich bestimmt, zu ertrinken, und sie haben ›regelwidrig‹ eingegriffen.
    So könnte ich die nächsten drei Tage weiterschreiben, weitschweifig diesen oder jenen Punkt erörtern. Aber ich bin nahe dran, verrückt zu werden. Ich habe immer noch keinen Hinweis darauf, was die Tür bedeutet. Nichts von all dem, was ich gelesen habe, erhellt mir dieses spezielle Bild. Ich finde auch keine spezielle Zahl erwähnt – es sei denn, die Zahl dreizehn hinge über einer Tür, und das hätte eine Bedeutung.
    Nun könnte die Tür einfach der Eingang zu dem Haus in der First Street sein; auch könnte das Haus selbst eine Art Pforte sein. Aber ich tappe im Dunkeln. Was ich hier sage, fühlt sich nicht richtig an.
    Was die psychometrischen Kräfte in meinen Händen angeht, weiß ich immer noch nicht, wie sie genutzt werden sollen, es sei denn, ich müßte Lasher mit den Händen berühren, wenn er Gestalt annimmt, und dadurch wissen, was dieser Geist in Wirklichkeit ist, woher er kommt und was er von den Hexen will. Aber wie kann ich Lasher berühren, wenn er nicht zuläßt, daß ich ihn berühre?
    Natürlich werde ich die Handschuhe ausziehen und meine Hände auf die Gegenstände legen, die mit dieser Geschichte zu tun haben – auf das Haus, wenn Rowan, die dort jetzt Hausherrin ist, es mir erlaubt. Aber irgend wie erfüllt mich die Aussicht darauf mit Entsetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß darin die Erfüllung meines Auftrags liegt. Zum erstenmal habe ich Angst davor, Dinge zu berühren, die den Toten gehört haben. Trotzdem muß ich es versuchen. Ich muß alles versuchen!
    Gleich neun Uhr! Aaron ist immer noch nicht da. Und es ist dunkel und unheimlich und still hier draußen. Ich will nicht klingen wie Marlon Brando in Faust im Nacken, aber auf dem Land machen mich auch die Grillen nervös. Und ich bin schreckhaft hier in diesem Zimmer, trotz der hübschen Messinglampen. Ich will die Bilder an den Wänden nicht ansehen und auch nicht in den Spiegel schauen, weil ich befürchte, irgend etwas könnte mich erschrecken.
    Ich verabscheue es, Angst zu haben.
    Und ich ertrage es nicht, hier zu warten. Vielleicht ist es unfair, zu erwarten, daß Aaron hier auftaucht, sobald ich zu Ende gelesen habe. Aber Deirdres Beerdigung ist vorbei, und ich sitze hier und warte auf Aaron, und die Mayfairs sitzen mir im Kopf und drücken mir aufs Herz – aber ich warte! Ich warte, weil ich es versprochen

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