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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Wahrscheinlich noch vor Ende des Jahres. Wir werden hierher ziehen.«
    Es war, als sei ein helles Licht eingeschaltet worden, das sie alle mit seiner Wärme und Leuchtkraft überflutete.
    »Oh, das ist prachtvoll«, sagte Ryan.
    »Ich bin so froh, das zu hören«, sagte Anne Marie.
    »Du ahnst nicht, was dieses Haus für uns bedeutet«, sagte Pierce.
    »Ich glaube, du weißt nicht«, sagte Lauren, »wie glücklich alle sein werden, wenn sie das hören.«
    Nur Randall schwieg, Randall mit den schläfrigen Augen und den fleischigen Händen, aber dann sagte auch er – beinahe betrübt: »Ja, das wäre einfach wundervoll.«
    »Aber kann vielleicht jemand kommen und die Sachen der alten Frau abholen?« fragte Rowan. »Ich möchte erst einziehen, wenn das geschehen ist.«
    »Kein Problem«, sagte Ryan. »Wir beginnen morgen mit der Inventur. Und Gerald Mayfair wird sofort vorbeikommen und alles abholen.«
    »Und ich brauche einen Reinigungstrupp. Eine professionelle Mannschaft, um ein Zimmer im Dachgeschoß zu putzen. Wenn sie den Gestank vertreiben können und auch die Matratzen abholen, dann können wir mit dem Restaurieren anfangen. Alle Matratzen, denke ich…«
    »Okay, Rowan, laß mich das übernehmen«, sagte Pierce; er war schon auf den Beinen. »Brauchst du Ersatz für die Matratzen? Es sind doppelte, nicht wahr? In den alten Betten? Mal sehen… das sind vier Stück. Ich könnte sie noch heute nachmittag liefern und einsetzen lassen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Rowan. »Das Dienstmädchenzimmer braucht man nicht anzurühren, und Juliens altes Bett kann man zerlegen und einlagern.«
    »Schon notiert. Was kann ich sonst noch für dich tun?«
    »Das ist mehr als genug. Michael kümmert sich um den Rest. Michael wird die Renovierung selbst übernehmen.«
    »Ja, er ist darin ziemlich erfolgreich, nicht wahr?« sagte Lauren ruhig. Sofort begriff sie, daß sie sich verplappert hatte. Sie schlug die Augen nieder und blickte dann zu Rowan auf; sie war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, daß sie ein wenig verwirrt war.
    Sie hatten also schon Nachforschungen über ihn angestellt, wie? Wußten sie auch von seinen Händen?
    »Wir würden gern noch ein paar andere Dinge mit dir besprechen«, sagte Ryan hastig. »Da sind noch einige Papiere, die wir dir zeigen müssen – im Zusammenhang mit dem Erbe, und vielleicht ein paar grundlegende Dokumente, das Vermächtnis betreffend…«
    »Ja, natürlich, gehen wir an die Arbeit. Nichts lieber als das.«
    »Dann wäre das erledigt. Und nachher gehen wir zum Mittagessen. Wir wollten dich ins ›Galatoire’s‹ führen, wenn du nichts anderes vorhast.«
    »Gute Idee.«
    Und so fingen sie an.
     
    Es war drei Uhr, als sie am Haus ankam. Die volle Hitze des Tages lastete darauf, obwohl der Himmel immer noch bedeckt war. Die Wärme schien sich geradezu unter den Eichen zu sammeln. Als sie aus dem Taxi stieg, sah sie Wolken von winzigen Insekten umherschwirren. Aber das Haus nahm sie sofort wieder in Anspruch. Wieder hier, allein. Und die Gläser sind fort, Gott sei Dank, und die Puppen, und sehr bald alles, was Carlotta gehört hat. Fort.
    Sie hielt die Schlüssel in der Hand. Man hatte ihr die Papiere über das Haus gezeigt; 1888 hatte Katherine es dem Vermächtnis zugeschlagen. Es gehörte ihr, ihr ganz allein. Ebenso all die Milliarden, von denen sie nicht laut hatten sprechen wollen. Alles gehört mir.
    Gerald Mayfair, ein ansehnlicher junger Mann mit sanftem Gesicht und unauffälligen Zügen, kam zur Haustür heraus. Sofort erklärte er, daß er im Begriff sei, zu gehen; er habe soeben den letzten Karton mit Carlottas persönlicher Habe im Kofferraum seines Autos verstaut.
    Die Reinigungstruppe war ungefähr eine halbe Stunde vorher fertig gewesen.
    Er beäugte Rowan nervös, als sie ihm die Hand reichte. Er konnte kaum mehr als fünfundzwanzig Jahre alt sein und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Ryans Familie. Sein Gesicht war schmaler, und er hatte nicht die aufrechte Haltung, die sie bei den anderen bemerkt hatte. Aber er schien ganz nett zu sein – ein netter junger Mann, wie man so sagte.
    Rowan dankte ihm dafür, daß er sich so rasch um alles gekümmert habe, und sie versicherte ihm, daß sie in der Gedenkmesse für Carlotta dabei sein werde.
    »Weißt du, ob sie schon… beerdigt ist?« War das der richtige Ausdruck, wenn jemand in eine von diesen Steinschubladen geschoben wurde?
    Ja, sagte er, die Bestattung sei am Vormittag gewesen. Er sei mit seiner Mutter

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