Hexenstunde
Länge nach über den Tisch fiel. Aber jetzt hatte er sie, leicht und gefügig und plötzlich fieberhaft anschmiegsam. Der Weg zum Bett war ein Kinderspiel.
Am Dienstag begannen die Klimatechniker mit ihrer Arbeit. Es gab genug Platz auf den Vordächern für alle nötigen Anlagen.
Joseph, der Dekorateur, hatte die restaurierungsbedürftigen französischen Möbel abgeholt. Die schönen alten Schlafzimmergarnituren, die allesamt aus der Pflanzerzeit stammten, hatten nur eine Politur nötig, und das würden die Putzfrauen übernehmen.
Die Stukkateure waren mit dem vorderen Schlafzimmer fertig. Die Maler verschlossen den Bereich mit Plastikvorhängen, so daß sie hier sauber arbeiten konnten, auch wenn das übrige Haus noch von Staubwolken erfüllt war. Rowan hatte für die Schlafzimmerwände ein helles Champagner-Beige ausgewählt, und Weiß für die Decken und das Holzwerk.
Oben vermaßen die Teppichleute die Fußböden. Im Speiseraum schliff die Parkettkolonne den Boden, aus irgendwelchen Gründen war hier ein schicker Eichenholzbelag auf die alten Kieferndielen gelegt worden, die nur eine frische Schicht Polyurethan benötigten.
Rowan saß mit dem Dekorateur im Salon im Schneidersitz auf dem Fußboden, umgeben von zahllosen bunten Stoffmustern. Für die Vorhänge im vorderen Zimmer hatte sie beigefarbene Seide ausgesucht, und für das Eßzimmer wollte sie einen dunkleren Damast, der zu den verblichenen Wandgemälden mit den Plantagenszenen passen würde. Oben aber sollte alles fröhlich und hell sein.
Michael blätterte in Büchern mit Farbproben; er wählte sanfte Pfirsichtöne für das Erdgeschoß, ein dunkles Beige für das Eßzimmer – das damit eine beherrschende Farbe in den Wandgemälden aufnahm -, und Weiß für Küchen und Kammern. Er prüfte diverse Angebote von Fensterputzern und von Firmen, die Kronleuchter reinigten. Die Standuhr im Salon wurde auch repariert.
Am späten Freitag vormittag hatte Beatrices Haushälterin Trina das Bettzeug für die oberen Zimmer besorgt, unter anderem neue Daunenkissen und -oberbetten, und die Bettwäsche war mit Kräutersäckchen in Schränken und Kommoden verstaut worden. Die Leitungsarbeiten auf dem Dachboden waren beendet. Die alten Tapeten in Millies Zimmer, im Krankenzimmer und in Carlottas Zimmer waren abgerissen, und die Putzer hatten die Wände so weit hergerichtet, daß demnächst ein frischer Anstrich aufgetragen werden könnte.
Unterdessen arbeitete eine Malerkolonne unten im Salon.
Der einzige Makel dieses Tages war vermutlich Rowans telephonischer Streit mit Dr. Larkin in San Francisco, der sich gegen Mittag ereignete. Sie hatte ihm mitgeteilt, daß sie sich für längere Zeit beurlauben lasse. Er fand, sie habe sich verkauft. Durch ein Erbe und ein schickes Haus in New Orleans lasse sie sich von ihrer wahren Berufung abbringen. Ihre unbestimmten Erklärungen über zukünftige Pläne machten ihn offensichtlich nur noch wütender. Schließlich hatte auch sie die Geduld verloren. Sie wende ihrem Lebenswerk nicht den Rücken zu. Sie habe lediglich neue Aspekte zu bedenken, wenn sie darüber mit ihm diskutieren wolle, werde sie es ihn schon wissen lassen.
Nach dem Telephongespräch war sie erschöpft. Sie wollte nicht einmal mehr nach Kalifornien zurück, um ihre Sachen dort drüben in Ordnung zu bringen. »Bei dem bloßen Gedanken überläuft es mich kalt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, weshalb es mich so stark berührt. Ich will dieses Haus einfach nicht wiedersehen. Ich kann nicht glauben, daß ich ihm entkommen bin. Ich möchte mich kneifen, um sicher zu sein, daß ich nicht träume.«
Michael verstand sie; trotzdem riet er ihr, das Haus erst zu verkaufen, wenn eine gewisse Zeit vergangen sei.
Gegen zwei Uhr fuhren Michael und Rowan zum Mercedes-Benz-Händler an der St. Charles Avenue. Das war ein Weg, der Spaß machte. Das Geschäft befand sich im selben Häuserblock wie das Hotel. Wenn er als Kind von der alten Bibliothek am Lee Circle nach Hause gegangen war, hatte er sich in den großen Ausstellungsraum geschlichen, die Türen der atemberaubend schönen deutschen Autos auf- und zugemacht und schwärmend dagestanden, solange es ging, bis ein Verkäufer ihn entdeckte.
Jetzt schaute er nur mit stiller Belustigung zu, wie Rowan einen Scheck für zwei Autos ausschrieb – für eine kecken kleinen 500 SL, ein zweisitziges Kabrio, und eine große, klassische viertürige Limousine, beide cremeweiß mit karamelfarbenen Lederpolstern, die quasi
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