Hexenstunde
auch.«
»Schatz, denk nur mal für einen Augenblick an die Smaragdkette. Zweimal hat Daddy das Blut davon abgeputzt. Und ich hab’ immer das Gefühl gehabt, daß sogar Miss Carlotta selbst glaubte, es hängt ein Fluch daran. Als Daddy den Smaragd das erstemal saubermachte – als Stella erschossen worden war -, weißt du, was Miss Carlotta da wollte? Daß Daddy den Stein zu Stella in den Sarg legte. Das hat Daddy mir erzählt. Ich weiß es noch genau. Und Daddy hat es abgelehnt.«
»Aber vielleicht ist er gar nicht echt, Jerry.«
»Zum Teufel, Rita Mae, für diesen Smaragd könntest du einen ganzen Häuserblock an der Canal Street kaufen. Daddy hat ihn bei Hershman in der Magazine Street schätzen lassen. Ich meine, da sagt ihm Miss Carlotta so Sachen wie ›Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, daß Sie ihn zu meiner Schwester in den Sarg legen‹. Da ruft er Hershman an. Ich meine, er und Hershman waren immer gute Freunde gewesen, und Hershman sagte, der Stein wäre schon echt – der feinste Smaragd, den er je gesehen hätte. Konnte nicht mal sagen, wieviel er wert sein mochte. Um so was zu taxieren, müßte man ihn nach New York bringen. Solche Juwelen, sagte er, landeten irgendwann im Museum.«
»Na, und was hat Red da zu Miss Carlotta gesagt?«
»Nein, hat er zu ihr gesagt, er würde keinesfalls einen Millionen-Dollar-Edelstein in einen Sarg legen. Er hat ihn mit Alkohol abgewaschen und sich von Hershman ein samtenes Etui dafür geben lassen, und dann hat er ihn zurückgebracht. Genauso haben wir’s dann Jahre später gemacht, als Antha aus dem Fenster gestürzt war. Diesmal hat uns Miss Carl nicht befohlen, den Stein mit zu begraben. Und sie hat auch nicht verlangt, die Bestattungsfeier im Salon zu halten.«
»Im Salon!«
»Ja, da haben sie Stella aufgebahrt, Rita Mae. Im Haus dort. Damals war es so üblich. Der alte Julien Mayfair wurde vom Salon zum Friedhof getragen, und Miss Mary Beth ebenfalls, das war 1925. Und so, hatte Miss Stella gesagt, sollte es auch bei ihr geschehen. So hatte sie es in ihrem Testament verfügt, und so haben sie’s gemacht. Aber mit Antha geschah nichts dergleichen. Wir brachten die Halskette zusammen zurück, Daddy und ich. Ich kam mit Daddy dort an, und Miss Carl saß vorn in dem großen Salon ohne Licht, und es war so düster wegen der Veranda und der Bäume und all dem Grünzeug vor den Fenstern, und da saß sie einfach da und wiegte die kleine Deirdre in ihrer Wiege. Ich ging mit Daddy hinein, und er legte ihr die Kette in die Hand. Und weißt du, was sie tat? Sie sagte: ›Danke, Red Lonigan.‹ Und dann drehte sie sich um und legte das Etui zu dem Baby in die Wiege.«
»Ja, und wenn der Smaragd tatsächlich verflucht ist?« fragte Rita. Gott, wenn sie daran dachte, daß er an Deirdres Hals hing, und wenn sie sich vorstellte, in welchem Zustand Deirdre jetzt war… Oh, der Gedanke war kaum zu ertragen.
»Tja, wenn er verflucht ist, dann ist es das Haus vielleicht auch«, meinte Jerry. »Denn die Juwelen gehören zum Haus, und ‘ne Menge Geld dazu.«
»Willst du damit sagen, Jerry Lonigan, daß das Haus Deirdre gehört?«
»Das weiß doch jeder. Wieso weißt du es nicht?«
»Du willst mir sagen, das Haus gehört ihr? Und die Frauen haben all die Jahre darin gewohnt, während sie eingesperrt war? Und dann haben sie sie in diesem Zustand nach Hause gebracht, und jetzt sitzt sie da und…?«
»Jetzt werde nicht hysterisch, Rita Mae. Aber genau das will ich sagen. Es gehört Deirdre, wie vorher Antha und davor Stella. Und es wird an die Tochter in Kalifornien fallen, wenn Deirdre stirbt, solange es niemandem gelingt, all die alten Papiere zu ändern; und ich glaube nicht, daß man so was ändern kann. Diese Verfügung ist uralt – sie stammt noch aus der Zeit, als sie ihre Pflanzung hatten, und aus der Zeit davor, als sie noch auf den Inseln wohnten, weißt du, auf Haiti, bevor sie überhaupt herkamen. Ein Vermächtnis, so nennen sie es. Und ich weiß noch, daß Hershman immer sagte, Miss Carl hätte als junges Mädchen ihr Jurastudium nur begonnen, um heraus zu finden, wie dieses Vermächtnis zu knacken wäre. Aber sie hat es nie geschafft. Schon bevor Miss Mary Beth starb, wußte jeder, daß Stella die Erbin sein würde.«
»Aber wenn das Mädchen in Kalifornien davon nichts weiß?«
»Es ist gesetzlich, Schatz. Und Miss Carlotta, was immer sie sonst auch sein mag, ist eine gute Anwältin. Außerdem ist es mit dem Namen verknüpft – Mayfair. Man muß den
Weitere Kostenlose Bücher