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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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und sie musste halb rennen, um hinter seinen langen Schritten nicht zurückzubleiben.
    Eine Stunde verging, ehe sie endlich in einer Gasse neben einem kleinen Auto stehen blieben. Nicole zögerte, während die anderen schon einstiegen. Philippe lächelte sie an.
    »Wir sind in Sicherheit. Vorerst.«
    Nicole nickte langsam und schaute starr von ihm zu dem Auto. Sein Lächeln erlosch allmählich, und er warf einen Blick zurück in die Schatten, aus denen sie gekommen waren.
    »Ich spüre deutlich, dass wir nicht viel Zeit haben«, sagte er. »Wir müssen sofort gehen, wenn wir noch entkommen wollen. Fühlst du es nicht?«
    Sie nickte. »Doch«, sagte sie bedrückt. »Ich fühle es auch.«
    Es war, als starrte jemand aus großer Höhe auf sie herab - wie ein gewaltiges, geflügeltes Geschöpf, das sich jeden Augenblick in die Luft erheben, mit den riesigen Schwingen schlagen und sie alle mit messerscharfen Klauen packen würde. Beinahe konnte sie ein unheimliches, hallendes Kreischen vernehmen.
    Der Bussard, dachte sie. Er kommt.
    Philippe schob Nicole in den Wagen. »Das ist eine alte Ente«, erzählte er ihr, »ein französisches Auto. Wir nennen es >Deux Chevaux<, weil es nicht mehr als zwei Pferdestärken hat.« Er grinste. »Aber selbst eine lahme Ente schlägt alles, was sie in Spanien bauen.«
    »Ten cuidado, muchacho«, sagte José Luis in gespielt bedrohlichem Tonfall.
    » Tais-toil« erwiderte Philippe. Er zwinkerte Nicole zu und lächelte. »Siehst du? Sogar in einer gefährlichen Lage können wir Witze machen und uns gegenseitig beleidigen. Wir sind eine starke Gruppe, Nicole. Uns passiert schon nichts.«
    Sie bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern, doch ihre Angst stieg mit jedem Herzschlag. Sie quetschte sich zwischen José Luis und Philippe auf den Vordersitz.
    »Äh, wo ist denn der Sicherheitsgurt...«, murmelte sie und tastete danach.
    »Ist schon okay. Ich bin ein guter Fahrer«, erklärte Philippe mit schiefem Lächeln.
    Sie nickte grimmig.
    »Wir können nicht ins Haus zurück, um unsere Sachen zu holen«, sagte Philippe. »Hast du deinen Reisepass? Dein Geld und so weiter?«
    Sie tastete ihre Taschen ab und nickte. »Ja.« Sie reiste ohnehin mit sehr kleinem Gepäck, aber ihre wenigen Sachen ließ sie ungern zurück. Sie fühlte sich so... nackt ohne Kleidung zum Wechseln. Und kein Shampoo. Keine Zahnbürste.
    Pablo beugte sich vor und sagte etwas zu Philippe, der murmelte: »Ah, si«, und sich Nicole zuwandte. »Wir kaufen neue Sachen«, sagte er freundlich. »Sobald wir in Sicherheit sind.«
    Drei Stunden später hielten sie vor einer Villa, als dahinter die Sonne aufging. Das Licht tanzte auf den weißen Mauern des niedrigen, weitläufigen Landhauses. Blumen säumten einen gepflasterten Weg zur Haustür.
    Der Anblick verschlug Nicole den Atem.
    Die Welt ist zu schön, um gefährlich zu sein, dachte sie, obwohl sie tief im Herzen wusste, wie unsinnig das war.
    José Luis stieg aus dem Auto, und Nicole wollte ihm folgen, doch Philippe legte ihr eine Hand auf den Arm und hielt sie zurück. »Lass ihn lieber allein gehen. Er muss - wie sagt man das auf Englisch, etwas überprüfen?«
    Nicole spähte aus dem Fenster und sah zu, wie ein großer Mann aus der Villa kam und José Luis entgegenging. Die beiden Männer schritten schnurstracks und ein wenig großspurig aufeinander zu. Als sie noch etwa drei Meter trennten, begannen sie einander anzuschreien. Nicole konnte die Worte nicht verstehen, doch sie klangen nicht freundlich.
    Die Männer blieben erst stehen, als sich ihre Zehenspitzen beinahe berührten. Sie gestikulierten wild und schienen sich noch hitziger zu streiten. Schließlich warf José Luis den Kopf zurück und lachte. Der andere Mann lachte ebenfalls, und dann umarmten sie einander.
    Als José Luis zum Auto zurückkehrte, entspannte ein Lächeln seine scharfen Gesichtszüge. Er bedeutete den anderen, ihm zu folgen, und Nicole stieg aus und schüttelte verwundert den Kopf.
    »Was war denn da los?«, fragte sie ihn.
    »Nur ein kleines Familientreffen«, entgegnete José Luis mit einem Blitzen in den Augen.
    Nicole warf sich das Haar über die Schultern zurück und beschloss, ihm keine weiteren Fragen zu stellen. Jedenfalls nicht darüber, dachte sie. Sie reihte sich neben Philippe ein, und José Luis führte die Gruppe ums Haus herum.
    Einen knappen Kilometer hinter der Villa lag eine Hütte, die offenbar ihre Zuflucht darstellte. Als sie das Häuschen erreichten, öffnete José Luis wie

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