Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
wieder zu ihr kam, und den Handel perfekt machen wollte, würde er nicht auf Kälte stoßen, soviel war klar. Es sei denn, sie schlief vorher schon ein.
Was immer sie vor ihrem Einzug in Veilbrooks Haus für ihn empfunden hatte, es hatte sie in keiner Weise auf das vorbereitet, was sie nun fühlte. Hatte sie sich tatsächlich verliebt? War Tante Haga in Angelo verliebt, oder begehrte sie ihn nur? War das, was sie in Veilbrooks Nähe unruhig werden ließ, was den Wunsch erweckte, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden, lediglich Leidenschaft, das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, nach körperlicher Liebe?
Charlie hatte niemanden, den sie fragen konnte, sie musste es sich also mit sich alleine ausmachen. Und wahrscheinlich konnte nur die Zeit ihr zeigen, was sie wirklich zu Veilbrook hinzog. In ihrer Familie war ihre Mutter die Einzige gewesen, die jemals geheiratet hatte. Das war sehr ungewöhnlich, denn die meisten Hexen lebten eine gewisse Zeit mit einem Mann zusammen, um schwanger zu werden, und verließen ihn wieder - oftmals lange bevor das Kind zur Welt kam. Sie hatten auch nicht viele Kinder. Höchstens zwei, drei, nicht mehr in einem Leben, das oft Hunderte von Jahren dauerte. Sie wusste, dass Tante Haga gar keines hatte. Und sie selbst? Was würde aus ihr werden? Würde sie Kinder haben? Sie wollte welche. Aber von welchem Mann? Und würde sie bei ihm bleiben, so wie ihre Mutter? Mit ihm leben? Ihn sogar heiraten? Das war unwahrscheinlich. Vor allem bei einem Menschen.
Wie es wohl wäre, sich an Veilbrook zu binden? Sein Kind großzuziehen?
Sie schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken waren unklug. Veilbrook und sie hatten einen Handel. Fertig. Außerdem musste sie auch an Theo denken. Sie hatte sich in diesen letzten Tagen viel zu sehr von ihrer wachsenden Leidenschaft für Veilbrook ablenken lassen. Sobald sie wieder frei war, musste sie eine Lösung wegen Theo finden.
Charlie kroch seufzend tiefer unter die Decke. Wenn Cyrill nur schon wieder käme. Es wäre schön, an ihn geschmiegt einzuschlafen und alles andere zu vergessen.
K APITEL 11
Nachdem der Schmerz des Verlustes und das Gefühl ausgekosteter Rache verebbt waren, hatte ihn die Neugier weitergetrieben. Der Reiz, Neues zu sehen und zu erforschen. Er wusste nicht, wie lange er durch das Land gezogen war. Es mussten viele Jahre gewesen sein. Jahrzehnte? Vielleicht ein ganzes Jahrhundert. Oder auch zwei. Er hatte den Begriff von Zeit verloren und vieles gesehen, unzählige neue Völker kennengelernt. Kriege durchlebt. Hungersnöte. Hatte Frauen gehabt. Hatte sie wieder zurückgelassen, um weiterzuziehen.
Er war überrascht, als er am Rande der Wüste, die er durchwandert hatte, eine Hütte vorfand, nicht mehr als ein Verschlag. Er bückte sich, um ins Innere zu sehen, und entdeckte eine Frau, die ruhig, sehr aufrecht, mit überkreuzten Beinen auf dem Boden saß. Sie schien alt zu sein, und doch war ihre Haut glatt, ihr Haar dunkel. Es war wohl der Ausdruck ihrer Augen, der sie alt wirken ließ. Vor ihr stand eine mit Wasser gefüllte schwarze Schale aus Stein.
„Tritt ein, Kyros. Ich habe dich erwartet.“
Er sah sie erstaunt an. „Du weißt meinen Namen? Ich habe ihn lange nicht mehr benutzt. Schon so viele Jahre, dass es keine lebenden Menschen geben kann, die ihn kennen.“
„Ich kenne dich, aber du weißt wohl nicht mehr, wer ich bin? Ja, das mag sein. Es ist lange her, seit ich am Hofe deines Vaters das Orakel befragte.“
„Doch, ich erinnere mich jetzt. Du bist Megana, die Stimme des Orakels.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich glaubte jedoch niemals daran.“
„Weil du es in deiner Selbstherrlichkeit für Lüge ansahst. Aber ich sage dir jetzt die Wahrheit – es gab niemals ein Orakel, dessen Worte ich deutete. Ich war es selbst, ich habe in die Zukunft geblickt. Ich habe den Untergang deiner Familie vorausgesehen. Aber ich habe nichts gesagt, weil ihr mich meinem Volk gestohlen, mich aus meiner Heimat gerissen habt. Ich habe den Untergang gesehen und geschwiegen.“ Sie blickte auf die schwarze Schale vor sich. Ein leichter Luftzug kräuselte die Wasseroberfläche. „Ich warte schon lange, weil ich wusste, dass du eines Tages hierher kommen würdest.“
„Und was willst du jetzt von mir?“
„Dir eine Prophezeiung auf den Weg mitgeben.“
Er verzog ironisch den Mund. „So viel Aufwand für eine weitere Lüge?“
„Keine Lüge, Kyros, großer Herr. Du solltest gut zuhören.“ Ihre hellgrauen Augen
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