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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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wiederauferstandene Krieger die Welt verwüsten, ohne dass ich dabei zusehen muss.«
    »Rondeau ist Ihr Freund.«
    »Der beste, den ich je hatte«, sagte Marla. »Mein Waffenbruder.« Ich bin die Hartgesottenste von allen.
    »Dann werde ich ihn retten«, sagte B.
    Marla dachte über mögliche Antworten auf diese Aussage nach. »Oh, wie schön«, sagte sie schließlich. »Auf diese Weise verliere ich gleich zwei Freunde.«
    »Bin ich Ihr Freund?«
    »Ja, was auch immer das bedeutet. Was, wie Sie wissen, nicht wirklich viel ist, zumindest nicht unter diesen Umständen.«
    »Es ist auf jeden Fall weitaus besser, als Ihr Feind zu sein«, sagte B. und dann: »Aber ich muss ihn retten.«
    »Ich werde Blumen auf Ihr Grab legen.« B. gab keine Antwort. »Warum müssen Sie ihn retten? Ich bewundere, wie soll ich sagen, Ihren Mut, aber warum müssen Sie es tun?«
    »Weil ich Rondeau ebenfalls in einem Traum gesehen habe«, sagte B. kaum hörbar. »Und wenn er stirbt, werden Sie versagen, und Mutex’ Plan wird gelingen, und dann sind diese Stadt und der ganze Rest der Welt dem Untergang geweiht.«
    »Oh«, sagte Marla. »Das hätten Sie auch früher sagen können.«
    B. zuckte die Achseln. »Ich habe das erst letzte Nacht geträumt, es war einer von diesen Träumen, und ich habe noch keinen Geist auftreiben können, der ihn für mich interpretiert hätte, aber es scheint mir auch so ziemlich eindeutig:
Wenn Rondeau stirbt, dann sterben Sie, dann ich und schließlich alle anderen.«
    »Das Schicksal der Welt hängt also von Rondeau ab? Scheint mir irgendwie … ein wenig unwahrscheinlich.« Und vielleicht war es eine Lüge. B. war Schauspieler, und die waren von Berufs wegen äußerst überzeugende Lügner. Vielleicht wollte er sie nur dazu bringen, Rondeau zu retten. Andererseits hatte er ihr noch keinen einzigen Grund gegeben, ihm zu misstrauen, und es fiel ihr nicht schwer, sich eine Situation auszumalen, in der ein rascher Fluch oder ein Messerwurf Rondeaus den Dingen eine ganz gehörige Wendung geben könnte.
    Aber wie sollte sie ihn retten? Wen könnte sie holen? Es blieb nicht genug Zeit, jemanden einzufliegen, nicht einmal, um eines der hiesigen Nachwuchstalente anzuheuern, wenn Mutex sie nicht ohnehin schon alle entweder umgebracht oder verscheucht hatte. B. war fest entschlossen, Rondeau zu retten, aber er war ein Seher, kein Kämpfer. Wie sollte er also …
    Marla fiel eine Möglichkeit ein. Eine gefährliche, dumme, fürchterliche Möglichkeit. Aber es war die einzige.
    Sie zog die silberne Hirschkäfernadel aus dem Kragen ihres Umhangs und legte ihn aufs Bett. »Ziehen Sie das an«, sagte sie. »Sie werden nicht besonders gut damit umgehen können, nicht besser als mit einer Katana, die Ihnen soeben von einem Samurai überlassen wurde, aber ich kann Ihnen genug beibringen, damit Sie sich damit nicht selbst umbringen. Und, ehrlich gesagt, lässt sich der Umhang eher mit einem Maschinengewehr als mit einer Katana vergleichen. Wenn Sie nur halbwegs sorgfältig zielen, erledigt die Waffe den Rest.«

    B. machte keine Anstalten, den Umhang auch nur zu berühren. »Ich habe gesehen, wozu Sie geworden sind, als Sie ihn trugen«, sagte er. »Sie wurden zu einem … Ding. Einem Raubtier, das aus Finsternis besteht, einem Hämatom mit Zähnen.«
    »Nur solange die violette Seite außen ist«, entgegnete Marla. »Die weiße macht einen Engel aus Ihnen, sie heilt Ihre Wunden, macht Sie gesund. Die violette …« Marla zuckte die Achseln. »Finsternis, Zähne … ja, all die hässlichen Dinge, die man tun muss, um etwas noch Hässlicheres zu besiegen. Wie ich bereits in Bethanys Zug sagte, wir haben so einfache Unterscheidungen wie Gut und Böse bereits weit hinter uns gelassen und bewegen uns nun in der Welt des Praktischen. Aber da ist noch etwas anderes: Wenn Sie den Umhang benutzen, wird ein Teil dessen, was Sie zum Menschen macht, unterdrückt. Es könnte sogar passieren, dass ein kleiner Teil Ihrer Menschlichkeit für immer verloren geht. Im Lauf der Jahre habe ich den Umhang Dutzende Male benutzt, oft genug, dass ich jetzt Angst habe, ihn einzusetzen, aber wenn Sie ihn nur ein- oder zweimal verwenden, sollten Sie keinen bleibenden Schaden davontragen.« Zumindest würde ich das für ziemlich unwahrscheinlich halten.
    B. nahm den Umhang und legte ihn sich über den Unterarm, mit der weißen Seite nach außen, die violette lugte nur an einem schmalen Streifen hervor. »Zeigen Sie’s mir«, sagte er.
    »Okay«, sagte

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