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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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Risiko, dass sie dabei verrückt wird?«
    Rondeau nickte. »Ja, allerdings. Aber sie weiß es, und sie will trotzdem, dass wir es tun. Ich schätze, sonst macht sie dieser alte, verdorrte Körper irgendwann verrückt.«
    Die Schülerin kam mit einer Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit darin zurück. Sie blieb stehen und sah Rondeau an. Er nickte. »Ja, wir sorgen dafür, dass du deinen Körper wiederbekommst.«
    Die Schülerin lächelte. Es war die erste Gefühlsregung, die B. an ihr entdeckte, seitdem er den Raum betreten hatte. Er ging hinüber zu ihr und half ihr, ihrem einstigen Herrn seinen Schlaftrunk zu verabreichen.

19
    Marla parkte den Minivan gleich hinter dem südlichen Eingang zum Golden Gate Park. »Zeit für die Schlangenshow«, sagte sie, kletterte neben Ch’ang Hao auf die Rückbank und dann über die Lehne in den Gepäckraum, wo der Überseekoffer stand. Sie klappte die Verschlüsse auf und öffnete den Deckel. Der Boden der Kiste war mit grünen Blättern bedeckt, und der Geruch von Feuchtigkeit und schwarzer Erde stieg ihr entgegen. Auf den Blättern lag eine lange, grüne Schlange mit roten Ringen - Marla kannte das Muster von Mutex’ Hose, doch hatte sie etwas im Sinn, das ein bisschen weniger Schneiderarbeit erfordern würde. Sie blickte hinüber zu Ch’ang Hao, der demonstrativ in eine andere Richtung schaute, dann murmelte sie ein kurzes, unspezifisches Dankgebet und brach der Schlange das Genick. Sie wachte nicht einmal auf. Marla zog ihren Amtsdolch heraus und schnitt die Schlange an der Unterseite entlang auf, dann häutete sie das Tier so schnell, als schäle sie eine
Banane. »Würdest du mir bitte meine Tasche geben, Ch’ang Hao?«
    Ohne sich umzudrehen, reichte er Marla ihren Lederrucksack. Sie griff in eine der Seitentaschen und holte eine Knochennadel und etwas schwarzen Faden heraus. Dann faltete sie die Schlangenhaut der Länge nach, die blutige Seite nach innen, und nähte sie am Rand zusammen. Als Nächstes vernähte sie die Enden, sodass eine Schlaufe entstand, ein Gürtel aus Schlangenhaut. Marla hielt sich die Schlangenhaut vors Gesicht, drückte sich die Schuppen auf die offenen Augen und flüsterte eine Beschwörungsformel. Dann berührte sie den Schlangengürtel mit der Zungenspitze, sodass ein beachtlichter Speichelfleck darauf zurückblieb. Sie zog sich die Schlaufe über den Kopf, wobei sie sich in dem engen Gepäckraum ziemlich verrenken musste, und band sich die Schlangenhaut wie einen Gürtel um die Hüfte, unter ihrem T-Shirt, sodass er ihre Haut berührte. »Fertig«, sagte sie. »Jetzt brauche ich mich nicht länger vor Fröschen zu fürchten.«
    »Immerhin nicht vor den giftigen«, sagte Cole. »Übergroße Frösche aus der aztekischen Mythologie könnten jedoch ein gewisses Problem darstellen.«
    »Darüber mache ich mir keine Sorgen«, sagte Marla, kletterte zurück auf den Fahrersitz und spürte dabei, wie die Schlangenschuppen gegen ihre Haut rieben. »Ich hab’ne Menge Wut im Bauch, die ich rauslassen kann, und außerdem wird mir der größte Magier seit Merlin zur Seite stehen, oder?«
    »Hmm«, meinte Cole. »Was dies betrifft - ich habe den größten Teil des letzten Jahrhunderts schlafend zugebracht, Marla. Und obgleich ich nicht vollkommen wehrlos bin, erwarten
Sie nicht zu viel von mir und meinen Angriffsqualitäten. Ich war immer ein eher vorsichtiger Magier, und wenngleich ich ohne falsche Bescheidenheit zugeben muss, dass ich so manches Unvergleichliche erreicht habe, muss ich gleichzeitig erwähnen, dass diese Errungenschaften immer durch sorgfältige Vorbereitung ermöglicht wurden. In der Hitze des Gefechts war ich noch nie besonders gut, zumindest nicht, wenn ich nicht geraume Zeit zur Verfügung hatte, um einen ausgeklügelten Hinterhalt vorzubereiten. Ich stelle mich in Ihre Dienste, doch hatte ich einen guten Grund, Sie aufzusuchen, anstatt Mutex selbst zu beseitigen.«
    »Oh«, sagte Marla und spürte, wie ihr durch Wut befeuerter Mut gleich ein wenig nachließ. Mit Coles Unterstützung hatte sie sich das Ganze schon fast wie einen Spaziergang ausgemalt, aber wenn er als Kämpfer nun doch nicht so viel auf Lager hatte … Marla sah Ch’ang Hao an. »Und was ist mit dir, Großer? Irgendeine Chance, dass du mir in der bevorstehenden Schlacht zu Hilfe eilst?«
    »Ich habe keine Angst zu kämpfen«, sagte Ch’ang Hao, »jedoch bin ich es müde, dies für andere zu tun. Meine einstigen Herren haben mich zu oft dafür

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