Hexenzorn
lachte. »Er gehört mir nicht, Süße. Mach dir keine Sorgen.«
»Genau«, bestätigte Rondeau. »Ich gehöre niemandem.«
»Dann bis später«, sagte Zara und ließ sich vom Strom der Leute tiefer ins Innere des Hauses tragen.
»Alles vergeben«, sagte Rondeau, »dass du im Flugzeug den Fensterplatz genommen hast, die Sightseeing-Tour, die im Aufzug einer Parkgarage endete, alles. Ich glaube, hier wird’s mir gefallen.«
Marla dachte kurz darüber nach, ob sie Rondeau etwas zügeln und ihn an den Ernst der bevorstehenden Aufgabe erinnern sollte. Aber andererseits konnte es kaum schaden, wenn sie ihn ein bisschen herumlaufen und spielen ließ. Bei der Unterredung mit Finch wäre er keine Hilfe, und es könnte sich als vorteilhaft erweisen, einen geheimen Verbündeten unter den Gästen zu haben. »In Ordnung«, sagte sie. »Aber wir treffen uns in ungefähr einer Stunde wieder. In der Küche. Und falls ich nicht dort sein sollte, gehst du mich suchen, verstanden?«
»Du bist die Königin des Abends, Marla«, sagte Rondeau. Dann holte er sich eine Papiertüte und begann sich auszuziehen.
Marla seufzte. Es würde nur Verdacht erregen, wenn sie hier angezogen herumlief, und sie wollte keine unnötige Aufregung erzeugen - sie wollte einfach nur Finch finden. Eigentlich hatte sie geglaubt, die Zeiten, zu denen sie halbnackt vor wildfremden Leuten herumlief, wären endgültig zu Ende gegangen, als sie das Kellnern zugunsten der Zauberei aufgegeben hatte. Aber zumindest war ihr Nacktheit in der Öffentlichkeit nicht vollkommen fremd. Sie holte sich also ebenfalls eine Papiertüte und zog sich bis auf Stiefel, Slip und Umhang aus. Wenn sie ihren Umhang zuzog, sah sie so züchtig aus wie eine Nonne, aber natürlich öffnete sich bei jedem Schritt ein Sichtspalt. Marla war alles andere als prüde, aber sie hatte etwas mit einem Magier zu besprechen, und nackt zu verhandeln, erweckte nicht gerade den Eindruck von Stärke.
Sie ging tiefer in das Haus hinein, um sich umzusehen und nach Finch zu suchen.
Jared, der Typ, der sie zuvor so angestarrt hatte, ging ihr direkt hinterher, und er ließ sich auch nicht davon abbringen, ganz egal wie oft sie sich mit zornig funkelnden Augen nach ihm umsah.
5
B. saß mit ein paar Fremden im Whirlpool hinter Finchs Haus und war erfreut, dass so wenige Leute ihn erkannt hatten. Er war nie ein richtiger Superstar gewesen, hatte aber durchaus eine Zeit lang als angesagt gezählt und in einem hochkarätigen und sehr erfolgreichen Film mitgespielt. Er war so etwas wie ein One-Hit-Wonder des Filmgeschäfts. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte er sich nach Aufmerksamkeit verzehrt und es geliebt, wenn er erkannt wurde. Mittlerweile aber zog er es vor, unerkannt zu bleiben, und wenn er doch einmal erkannt wurde, sprachen ihn die meisten Leute mit den Worten an: »Waren Sie nicht früher mal …?«, und B. konnte sich mehr oder weniger elegant aus der Affäre ziehen. Wenn aber eine so schicke Schnitte wie Rondeau wusste, wer er war, sonnte er sich doch ganz gerne in dem Kompliment.
B. hatte eigentlich nicht vorgehabt, heute noch auf eine Sexparty zu gehen. Dann war er aber in einem seiner alten
Stammlokale seinem Freund Daniel über den Weg gelaufen. Er kannte Daniel noch aus der Zeit, bevor er beim Film gearbeitet hatte, und Daniel begrüßte ihn, als hätten sie sich gerade erst letzte Woche und nicht vor sechs Jahren zum letzten Mal getroffen. Dann schlug er vor, er solle auf die Party mitkommen.
»Ich weiß nicht, ob ich heute auch Lust habe, jemanden abzuschleppen«, sagte B.
Daniel ergriff mit gespieltem Entsetzen B.’s Ellbogen: »Du? B.? Der einstige Schrecken der sieben Clubszenen? Wie schade, aber eigentlich auch egal, man kann auch Spaß haben, ohne zu vögeln. Obwohl das ein bisschen so ist, als ob man ins Casino geht und nicht spielt, sondern sich stattdessen am Shrimpsbüfett satt frisst. Aber es gibt ja auch einen Whirlpool, und wenn du gerne zusiehst - was du durchaus tust, wenn ich mich recht entsinne -, dann gibt es jede Menge zu sehen. Die meisten Gäste sehen durchaus heiß aus, wenn auch viele Lesben und Heten dabei sind. Finch, der Typ, der die Party schmeißt, ist ein waschechter Bär, aber anscheinend steht er darauf, wenn sich bei seinen Partys alles vermischt.«
»Ich weiß, wer Finch ist«, sagte B. »Früher bin ich immer zu seinen Partys gegangen, aber ich weiß nicht …«
»Du kannst natürlich auch hierbleiben, die ganze Nacht Sprudelwasser
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