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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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trinken und reihenweise Verehrer abblitzen lassen«, meinte Daniel. »Es ist deine Entscheidung. Aber wir können auch zuerst zu mir gehen, du duschst dich, und ich leihe dir ein paar Klamotten. Bisschen was Modischeres als diesen Straßen-Chic, den du gerade anhast.«
    So war B. schließlich doch auf der Party gelandet, saß die ganze Nacht in Sprudelwasser und ließ reihenweise Verehrer
abblitzen. Frauen übrigens auch. Die Gäste hatten jedoch durchwegs Stil, und niemand schien mehr als nur kurz enttäuscht von B.’s höflichen Absagen. B. hatte Orgien erlebt, bei denen jeder betrunken oder high war und sich am nächsten Morgen keiner mehr erinnern konnte, mit wem er es die Nacht über getrieben hatte. Bei Finchs Partys waren Drogen und Alkohol ein absolutes No-go. Das war durchaus sinnvoll, wenn man an den Folterkeller dachte: Da unten gab es Gerätschaften, von denen man besser die Finger ließ, wenn man keinen klaren Kopf hatte. B. war nie besonders auf SM abgefahren. Ein paar Spielzeuge, ein bisschen Leder, das hatte durchaus seinen Reiz, aber aus ausgefeilten Szenarios oder Werkzeugen machte er sich nichts. Trotzdem musste er die Sachkenntnis ihres unsichtbaren Gastgebers bewundern - da unten gab es Dinge, die B. nur aus Magazinen oder Videos kannte.
    Er kletterte aus dem Wasser und setzte sich eine Weile an den Rand des Whirlpools, um sich ein wenig abzukühlen. Jemand hatte ihm erzählt, dass die Temperatur im Pool von Zeit zu Zeit etwas hochgedreht wurde, um die Leute aus dem Wasser zu treiben, damit die anderen Gäste auch einmal in den Genuss kamen. Da er jedoch mit niemandem Sex hatte und auch die Snacks nicht anrührte, war B. der Meinung, dass er sich mit seinen zwanzig Dollar einen Dauerplatz im Pool erkauft hatte.
    Als er Marla Mason auf die Veranda kommen sah, ließ B. sich wieder bis zum Kinn ins Wasser gleiten. Er wollte auf keinen Fall bei Marla den Verdacht erwecken, dass er sie verfolgte. Er hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Natürlich hatte er vor, sie morgen abzupassen, und würde sich spätestens dann rechtfertigen müssen, aber er war hierhergekommen,
um sich zu entspannen und für eine Weile nicht mehr an Orakel, Monster und Magier denken zu müssen. Sein Magen zog sich zusammen, er bekam Sodbrennen, und B. fragte sich, ob er wohl ein neues Magengeschwür heranzüchtete.
    Ein Typ, der aussah wie das personifizierte Klischee eines Computer-Nerds - kurze Haare und dicke Brille -, folgte ihr wie ein Schoßhündchen. Er war nackt und trug nur ein ziemlich fies aussehendes Würgehalsband aus Metall um den Hals. Marla hielt die Leine aber gar nicht in der Hand, er zog sie lose herunterbaumelnd hinter sich her. Er redete fast beschwörend auf sie ein, und Marla ignorierte ihn einfach. Sie war eindeutig verärgert und schritt mit der Entschlossenheit einer wütenden Katze über die Veranda. B. konnte ein Grinsen nicht unterdrücken: Marla hatte da einen treu ergebenen Sklaven aufgegabelt und war offensichtlich nicht willens, irgendetwas mit ihm anzufangen. Zwar hatte sie durchaus etwas Dominantes an sich, B. war sich jedoch nicht sicher, wie sich das in ihren sexuellen Vorlieben äußerte. Auf die entsprechend veranlagten, anwesenden Heteros musste sie aber zweifellos einen ungeheuren Reiz ausüben.
    Er dachte kurz darüber nach, sie anzusprechen und vor ihrem aufdringlichen Sklaven zu retten, kam aber zu dem Schluss, dass sie wohl kaum erfreut wäre, ihn zu sehen. Vielleicht waren seine übernatürlichen Fähigkeiten nicht ausgeprägt genug, dass sie ihn ernst nahm. Was wusste er schon über diese Dinge? Vielleicht war er eigentlich nur ein Zwerg unter Riesen. Doch sein Traum war unmissverständlich gewesen: Marla Mason würde sterben, wenn er nichts dagegen unternahm, und wenn sie starb, würde die ganze
Stadt mit ihr zugrunde gehen. Es würde weit Schlimmeres geschehen als beim Platzen der Dotcom-Blase vor ein paar Jahren, schlimmer als die Gentrifizierung, schlimmer sogar als beim Erdbeben von 1906. B. wusste nichts Genaues, aber auf jeden Fall hatte es etwas mit Fröschen zu tun. Das klang ziemlich albern, aber die Visionen logen nie, genauso wenig wie die Orakel und Hexen, mit denen B. so oft zusammenarbeitete.
    Einzig und allein die Gefahr, dass eine ganze Stadt mehr oder weniger zerstört werden könnte, hatte B. veranlasst, hierher zu kommen und Oakland, seine Rückzugsbasis auf der anderen Seite der Bucht, zu verlassen. Zurück an diesen tragischen Ort, an dem er einst, als

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