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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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mit Dingen beschäftigt, die nicht gut für ihn waren. Die lange Isolation hat sein Urteilsvermögen beeinträchtigt.«
    »Wenn man sich lange Zeit nicht unter Menschen bewegt, dann vergisst man manchmal sein gutes Benehmen«, sagte Marla.
    »Aber er ist ein hartnäckiger kleiner Bursche«, fuhr Finch fort. »Ich habe herausgefunden, dass er sich mit fast allen wichtigen Magiern der Stadt getroffen hat - wie ich bereits sagte, er ist einmal ein vielversprechender junger Mann gewesen, deshalb erklärten sich die meisten bereit, ihn zu empfangen. Er erzählte allen das Gleiche: dass er den Grenzstein
braucht, weil ansonsten die Welt aus den Fugen gerät. Alle haben ihn fortgeschickt, und ich denke, mittlerweile hat er sich davongemacht, um woanders sein Glück zu versuchen.«
    »Hmm.« Für Marla hörte sich das eher nach Wunschdenken an, oder es war ganz einfach Dummheit. »Nachdem er sich mit einem Dutzend Magier getroffen, sich ihr Gelaber angehört, Druck ausgeübt und dann Lao Tsung getötet hat, glauben Sie, dass er einfach aufgegeben und die Stadt verlassen hat?«
    Nach einem Moment eisiger Stille antwortete Finch: »Wie ich schon sagte, wir untersuchen Lao Tsungs Tod noch. Er war ein geschätztes Mitglied unserer Gemeinschaft, und wenn jemand für seinen Tod verantwortlich ist, dann werden wir herausfinden, wer. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen, dass ein abtrünniger Busch-Schamane wie Mutex einem Magier von Lao Tsungs Kaliber auch nur ein Haar krümmen könnte. Er war Ihr Freund. Mit Sicherheit wissen Sie, wie gut er war.«
    Marla wusste, dass Lao Tsung ein guter Straßenkämpfer gewesen war, und auch in einem magischen Kampf war mit ihm nicht zu spaßen gewesen. Aber wer rechnete schon damit, von einer Armee Frösche ermordet zu werden?
    Marla ließ sich tiefer in den Sitz rutschen, legte die Füße aufs Armaturenbrett und schlang die Arme um ihre Oberschenkel. Sie war ziemlich geladen, hielt es aber für klüger, sich zurückzuhalten. Finch gebärdete sich um einiges dominanter als noch am Tag zuvor, als es ihr so viel Spaß bereitet - und einen gewissen Respekt eingebracht - hatte, ihn zu überrumpeln. Doch die momentane Situation schien etwas mehr Feingefühl zu erfordern. »Aber Lao Tsung war der
Hüter des Grenzsteins. Glauben Sie, Mutex hätte das während seiner Recherchen nicht herausbekommen? Für mich zumindest klingt das wie ein potentielles Mordmotiv.«
    »Wir ziehen die Möglichkeit in Betracht«, sagte Finch. »Reicht Ihnen das? Ich glaube, Sie halten zu viel auf Mutex. Er ist schlichtweg verrückt, ganz egal wie vielversprechend er einmal gewesen sein mag.«
    »Und Verrückte bringen bekanntlich nie jemanden um«, sagte Rondeau von hinten.
    Finch blickte in den Rückspiegel, seinen Mund zu einer dünnen Linie zusammengepresst.
    »Sei lieber vorsichtig, Rondeau«, meinte Marla, »sonst vergewaltigt er noch deinen Geist, wenn du weiter so frech bist.«
    »Danke für die Zurechtweisung«, antwortete Rondeau.
    »Das ist nahe genug«, sagte Finch und parkte das SUV neben einem Feuerhydranten.
    Wahrscheinlich ist es leichter, in San Francisco einen Parkplatz zu finden, wenn man sich keine Sorgen um Strafzettel zu machen braucht, dachte Marla.
    »Der Eingang, den wir brauchen, ist nur ein paar Blocks weiter nördlich.« Sie stiegen aus und gingen den Bürgersteig entlang, Finch voran. Der Morgen war kühl, und von der Bucht wehte eine steife Brise herüber. »Es ist nicht mehr weit bis zum Grenzstein. Haben Sie alles, was Sie brauchen? Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?«
    Marla tätschelte ihren Lederrucksack. »Alles da drin.« Die Formel war nicht besonders kompliziert, nur ein simpler Fesselungszauber, aber durch den Grenzstein verstärkt und konserviert, sollte das genügen, um Susans Pläne zur Übernahme von Marlas Stadt zu vereiteln.

    »Und das ist der Park«, sagte Finch und deutete mit dem Kinn in die Richtung, als könnte Marla die riesige Grünfläche vor ihren Augen mit all den Bäumen darauf übersehen haben. Sie gingen durch das Tor und betraten ein grünes Reich, die Wolkenkratzer der Stadt waren nur ein entferntes Grau hinter der Baumlinie. »Strawberry Hill ist ganz in der Nähe«, sagte Finch und ging zügig los, vorbei an Leuten, die auf ihren Picknickdecken lagen, jungen Hippies, die mit einem Hacky-Sack beschäftigt waren, und ein paar Bücherwürmern.
    »Was ist denn das für ein Park?«, fragte Rondeau. »Wo sind die Betonpfosten mit den daran festgeketteten

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