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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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nur leider war sie in diesem Zustand nicht in der Lage, etwas zu planen oder auch nur einem vorher gefassten Plan zu folgen. Wenn Marla ihren violetten Umhang trug, konnte sie lediglich Gefahren einschätzen und sich dieser entledigen.
    Selbst mit ihren geschärften Sinnen konnte sie Mutex gerade so sehen. Er bewegte sich mit unfassbarer Geschwindigkeit,
sein Körper war ein flimmernd roter Fächer aus Bewegung, während er mit einem Obsidian-Messer Daltons Herz herausschnitt. Irgendwie hatte er es geschafft, sich weit über das normale menschliche Zeitmaß hinaus zu beschleunigen - im Vergleich schien alles um ihn herum praktisch stillzustehen. Das war das Flackern, das Marla auf dem Monitor gesehen hatte: die sich blitzschnell öffnende und wieder schließende Tür, als Mutex in das Gebäude eingedrungen war. Außerdem musste er entweder einen Weg gefunden haben, seine Körperwärme abzuschirmen, oder er bewegte sich ganz einfach so schnell, dass Daltons Sensoren nicht auf sie reagierten. In einem Winkel ihres Verstandes fragte Marla sich, wie Mutex das geschafft hatte, ohne seinen Körper dabei zu zerreißen; meistens endeten Experimente mit physikalischer Beschleunigung dieser Größenordnung mit dem Tod des Experimentierenden. Marla konnte ihre Bewegungen nur dank des Umhangs so stark beschleunigen, und der Umhang war ein magisches Artefakt, dessen Herkunft und Funktionsweise sich bis jetzt jeder Erforschung erfolgreich entzogen hatten.
    Die Sekundenbruchteile, die Marla brauchte, um ihn zu entdecken und anzuvisieren, genügten Mutex, um Daltons Herz herauszuschneiden und mit dem tropfenden Stück Fleisch in der Hand wieder durch die Tür zu verschwinden. Auf seinem Weg nach draußen warf er Marla einen kurzen Blick zu - oder starrte sie vielmehr so lange an, dass sie es bemerken konnte, was für Mutex wiederum eine halbe Ewigkeit gewesen sein musste -, dann sprang sie und verfehlte ihn um Meter. Als sie wieder auf dem Boden aufkam, war Mutex schon gar nicht mehr in dem Gebäude.
    Mit einiger Anstrengung wendete sie den Umhang wieder,
und sofort begannen seine heilenden Eigenschaften den Schmerz in ihren Muskeln zu lindern - obwohl sie diesmal kaum Schmerzen hatte, denn sie hatte ja auch praktisch nichts getan. Normalerweise riss sie ihre Opfer in Stücke, während sie den Umhang gewendet hatte. Die schattenhaften, violetten Tentakel des Umhangs zogen sich wieder ins Futteral zurück und hinterließen in Marlas Mund den Geschmack von Granatapfel-Kernen.
    Daltons Spiegel-Identitäten starrten sie an. »Das war umwerfend«, sagte einer der beiden. »Sie sahen aus wie … ein Panther aus Rauch oder …«
    »Ich sah aus wie eine Göttin«, sagte Marla. Sie fühlte sich unglaublich, wie aus Kristall und von einem schneidend weißen Licht erfüllt, in der Lage, alles zu tun. Sie sah all ihre Probleme ganz deutlich vor sich, und die Lösungen waren glasklar. Warum nicht zurücktreten und Felport Susan Wellstone überlassen? Inzwischen könnte sie hier ganz einfach zusehen, wie Mutex die anderen Magier San Franciscos einen nach dem anderen beseitigte. Sobald er damit fertig war, würde Marla ihn töten und die Stadt übernehmen. Sie war größer und wichtiger als Felport, und wenn sie sich hier erst einmal eingerichtet hatte, würde sie ganz einfach ihre Leute ausschicken, um Susan als Strafe für ihre Unverschämtheit zu töten. Alles ergab einen Sinn, jetzt da sie den Umhang wieder benutzt hatte. Warum hatte sie ihn so lange nicht verwendet? Mit dem Umhang war es so leicht, ihren Willen durchzusetzen, als würde sie …
    »Verdammt!«, sagte Marla, presste sich die Hände auf die Schläfen, fletschte die Zähne und hielt die Augen fest geschlossen. Die fremde Intelligenz, die immer von ihr Besitz ergriff, nachdem sie ihren Umhang benutzt hatte, zog sich
ein Stück zurück, und Marla stieß sie mit der ganzen Kraft ihrer Gedanken so lange ab, bis sie vollständig verschwunden war. Ihre Hoffnung, die Macht des Umhangs wäre zurückgegangen, war unbegründet gewesen - sein Einfluss war immer noch tief in ihr verwurzelt. »Ja, ich war wie eine Göttin. Nicht, dass es etwas genützt hätte. Mutex ist weg, und Dalton 1.0 ist tot.«
    Die Spiegel-Identitäten starrten die Leiche ihres Originals an. »Wir sind im Arsch«, sagte einer der beiden.
    »Tatsächlich?«, fragte Marla. Rondeau und B. kamen wieder in den Raum. B.’s Gesicht war kreideweiß, er zitterte am ganzen Körper. Anscheinend war das echte Leben doch noch ein

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