Hexenzorn
Leben aktualisieren.«
»In Ordnung«, sagte Marla. Sie blieb noch einmal kurz stehen, bevor sie zur Tür ging. »Viel Glück außerhalb der Simulation. Das ist bestimmt der Knaller auf der anderen Seite.«
Der Dalton am Schreibtisch nickte und winkte ihnen kurz zu. Marla ging mit B. und Rondeau hinaus.
11
B. und Rondeau fielen etwas zurück, als sie Marla hinaus auf die Market Street folgten. B.’s Kopf drehte sich immer noch von den Ereignissen in Daltons Büro. In gewisser Weise war das seltsamste von all den seltsamen Dingen, die er dort gesehen hatte, der Ausdruck einer menschlichen Regung in Marlas Gesicht gewesen, als sie den Daltons ein angenehmes Leben nach dem Tod wünschte. »Das war geradezu rührend von ihr, was sie zu den beiden gesagt hat«, meinte B.
»Ja«, sagte Rondeau. »Das war es.«
»Hätte ich nicht gerade gesehen, wie sie sich in ein bösartiges Monster mit glühenden Augen und einem violetten Umhang verwandelte, würde ich es fast Zärtlichkeit nennen.«
»Die Sache mit Marla ist die: Man muss einfach ihre Widersprüche akzeptieren«, sagte Rondeau. »Ihr Arbeitsfeld erfordert eine gewisse Härte. Ich will damit nicht sagen, sie hätte einen flauschig weichen Kern oder so, aber sie kann
auch noch andere Dinge als Hintern auspeitschen oder Gewalt-Traumata verursachen. Wäre das nicht der Fall, würde ich nicht für sie arbeiten.«
B. nickte. In seinem Traum, dem ersten Traum, in dem Marla vorkam, hatte er eine Art Verbindung gespürt, ein sehr tiefes Gefühl, fast so etwas wie Verzückung. In der Realität war bisher jedoch noch nicht viel geschehen, um dieses Gefühl zu bestärken. B. spürte ganz deutlich, wie Marla ihn testete, um herauszufinden, ob er als Werkzeug taugte. Und falls sich herausstellen sollte, dass er ihr nicht von Nutzen sein konnte, würde sie ihn einfach wegwerfen. Er musste dafür sorgen, dass das nicht geschehen würde. Wenn er nicht an ihrer Seite bleiben konnte, würde die Stadt zerstört werden. Wahrscheinlich war sie in einer Weise auf ihn angewiesen, die ihr noch nicht richtig bewusst war. Leider war sie ihm selbst genauso wenig bewusst. Er hatte keine Ahnung, was zum Teufel er tun sollte. »Wir müssen also nach Tenderloin«, sagte er, die Augen auf Marlas Rücken und ihre schnellen Schritte die Market Street entlang gerichtet.
Rondeau nickte.
»Gut«, sagte B. »Der Spaß ist also noch nicht zu Ende. Weiß sie überhaupt, wo wir hinmüssen?«
Rondeau zuckte die Achseln. »Sie hat einen Busfahrplan dabei. Wahrscheinlich geht sie zur nächsten Haltestelle.«
»Ich dachte, Zeit wäre hier ein entscheidender Faktor? Sollten wir nicht lieber mit dem Taxi fahren?«
Rondeau wedelte nur mit der Hand und sagte: »Nur zu. Gehen Sie zu ihr und überzeugen Sie sie. Sie mag keine Taxis. Der Fahrer könnte einen schließlich irgendwohin bringen.«
»Als ob Busfahrer einen nicht zur falschen Haltestelle bringen könnten.«
»Ich habe nicht behauptet, dass ich mit ihr einer Meinung bin«, entgegnete Rondeau. »Ich erkläre Ihnen nur die Sachlage. Zuhause ist sie meistens zu Fuß unterwegs. Wir könnten auch mit einer Limousine durch die Gegend kutschieren, aber Marla spürt lieber den Boden unter den Füßen.«
B. seufzte, straffte seine Haltung und beschleunigte seinen Schritt. Als er Marla eingeholt hatte, sagte er: »Soll ich uns ein Taxi ranwinken? Auf der Market ist das kein allzu großes Problem.«
»Wir können doch mit dem Bus fahren, oder etwa nicht?«, sagte Marla.
»Das dauert aber länger«, antwortete B.
Marla runzelte die Stirn und nickte dann. »Okay, schon gut. Aber nur, weil wir es eilig haben.«
Als das nächste Taxi vorbeifuhr, hob B. eine Hand. Glücklicherweise war die Karosserie verbeult und der Lack zerkratzt, und der Wagen musste dringend einmal in die Waschanlage. B. war sicher, dass er ganz nach Marlas Geschmack war. B. und Rondeau setzten sich auf die Rückbank, Marla auf den Beifahrersitz. Sie blickte kurz auf ihren Ausdruck und nannte dem Fahrer die Adresse.
Der grunzte nur und fuhr los, ohne etwas zu sagen.
Sie standen an einer Straßenecke vor einem Getränkeladen mit vergitterten Fenstern, der Wind blies dreckiges Zeitungspapier und weggeworfene Eistüten aus Papier um ihre Füße, der Gehsteig war mit eingetrockneten Spuck- und Kotzflecken, ausgetretenen Zigarettenkippen und plattgewalzten Überresten von ausgespuckten Kaugummis übersät. Marla nahm einen tiefen Atemzug, saugte den Geruch von Pisse und verschüttetem
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