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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augenwinkeln, duckte sich instinktiv und entging so im letzten Moment einer geschleuderten Fackel, die dicht über seinen Rücken hinwegsegelte und gegen den Wagenaufbau prallte. Sofort leckten kleine, gierige Flammen aus dem trockenen Stoff. Shannon sprang hinzu, schlug die Flammen mit bloßen Händen aus und warf die Fackel zurück in die Menge.
    Ein zorniger, vielstimmiger Aufschrei ging durch die Reihen. Shannon sah, wie der Wagen unter dem Anprall Dutzender Männer wankte und Rowlfs Peitsche auf die Köpfe des tobenden Mobs herunterpfiff, der ihn vom Bock zu zerren versuchte, aber er hatte keine Zeit, dem Kutscher zu Hilfe zu eilen. Fast ein Dutzend Männer stürzte sich gleichzeitig auf ihn.
    Shannon wehrte den Angriff ab und versuchte zu Rowlf hinauf auf den Kutschbock zu gelangen. Ein Messer blitzte auf. Shannon wich der Klinge aus, packte ihren Besitzer an Kragen und Handgelenk und verdrehte ihm so den Arm, dass er sich das Messer selbst in den Oberschenkel stieß. Aber sofort nahm ein anderer seine Stelle ein. Shannon taumelte unter Schlägen, wehrte einen neuerlichen, gemeinen Messerstich ab und verschaffte sich mit ein paar Ellenbogenstößen Luft.
    Es war nur eine winzige Atempause, die ihm gegönnt war. Selbst einem so hochtrainierten Körper wie ihm wäre es unmöglich gewesen, sich auf Dauer einer so gewaltigen Übermacht zu erwehren.
    Aber Shannon war nicht allein auf die Kraft seines Körpers angewiesen. Blitzschnell richtete er sich auf, trat der Meute mit hoch erhobenen Armen entgegen und brüllte ein einzelnes, scheinbar sinnlos klingendes Wort.
    Und plötzlich war der Sturm da.
    Es war kein normaler Wind, sondern eine heiße, sengende Bö, brüllend und wild wie der Atem eines feurigen Drachen. Und sie kam aus dem Nichts, entstand an einem Punkt irgendwo zwischen Shannons hochgereckten Händen und den Gesichtern der Angreifer, trieb sie wie ein Hagel unsichtbarer Fausthiebe zurück, versengte ihre Haare und Brauen und ließ ihre Kleider schwelen. Kleine, gelbe Flämmchen zuckten nach ihren Gesichtern, und das Geschrei der aufgeputschten Menge verwandelte sich urplötzlich in einen Chor von Schmerzlauten.
    Shannon schwang sich rasch auf den Kutschbock hinauf, riss Rowlf, der dem Geschehen mit ungläubig aufgerissenen Augen gefolgt war, Zügel und Peitsche aus der Hand und hieb auf die Pferde ein.
    Wenige Augenblicke später raste das zweispännige Gefährt wie von Furien gehetzt aus der Stadt.
    Hinter ihnen tobte der Höllensturm weiter.
     
    Das Haus stand am Ortsrand von Innsmouth, ein wenig abgesondert von den anderen und irgendwie geduckt und düster, als schäme es sich seiner Ärmlichkeit. Sein Inneres war kühl und dunkel, obwohl die Fenster offen standen und Licht und Wärme des Tages hineinließen. Es war sehr still; die Laute, die von draußen hereindrangen, wirkten irreal, als hätten Leid und Kummer hier ein eigenes Reich errichtet, in dem die Geräusche der lebenden Welt dort draußen nichts verloren hatten. Und ich spürte den Schmerz, der so zu diesem Haus gehörte, wie die grauen Wände und die ärmlichen, zum größten Teil selbst gebauten Möbel.
    Temples bedeutete mir mit einer befehlenden Geste zurückzubleiben und der Riese legte mir warnend die Hand auf die Schulter. Wulf hatte meine Füße losgebunden, sodass ich mein Gefängnis wenigstens aus eigener Kraft hatte verlassen können, aber meine Arme waren nach wie vor auf die gleiche, brutale Weise auf den Rücken gefesselt. Sie schmerzten unerträglich und aus meinen Händen war das Gefühl längst gewichen. Sie würden absterben, wenn die Fessel nicht bald abgenommen oder wenigstens gelockert würde.
    Während Temples den Raum durchquerte und hinter einer Tür in der gegenüberliegenden Wand verschwand, sah ich mich neugierig um. Das Haus wirkte so ärmlich, wie es von außen ausgesehen hatte – es gab keinen Luxus wie Tapeten oder Teppiche oder auch nur eine Lampe. Auf dem Tisch stand eine heruntergebrannte Kerze und das einzige größere Möbelstück war ein offener Schrank, in dem ärmliches Blechgeschirr zu säuberlichen Stapeln sortiert war.
    Ein sonderbares Gefühl von Bitterkeit überkam mich, als ich daran dachte, dass auch die anderen Häuser des Ortes kaum anders aussahen als Temples’ Hütte. Die Leute hier in Innsmouth waren arm, mehr als arm.
    Temples kam zurück, und Curd versetzte mir einen Stoß in den Rücken, der mich vorwärts und auf ihn zu taumeln ließ. Temples ergriff meinen Arm, dirigierte mich

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