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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu einem guten Ende zu bringen!«
    Morjaerd sagte das in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr duldete, und begann seine Vorbereitungen zu treffen. Mit pedantischer Genauigkeit zeichnete er mit magischer Glimmerkreide zwei Drudenfüße auf den Boden der Turmstube, zog zwei Kreise um sie und verband diese durch weiße und schwarze Pfeile, deren Spitzen auf den rechten Kreis zuliefen.
    Als er damit fertig war, hängte er sich eine Kette mit einem roten Widderkopf um, nahm einen Elfenbeinstab aus der Tasche und kam auf mich zu.
    »Die Beschwörung ist nicht ganz einfach, Mister Craven. Denken Sie daran, Sie dürfen sich während des Rituals nicht heftig bewegen oder aufspringen, denn sonst gefährden Sie uns beide! So, und jetzt legen Sie sich bitte in die Mitte des linken Kreises.«
    Sein Gesicht gefiel mir gar nicht. Es hatte irgendwie einen lauernden, bösartigen Ausdruck angenommen, so als wäre eine Maske gefallen. Die Kälte, die seine Gestalt verströmte, schien zuzunehmen. Ich zögerte, aufzustehen.
    »Bitte, Mister Craven. Die Zeit läuft uns davon. Die Beschwörung duldet keinen Aufschub«, drängte er.
    Da ich mich immer noch nicht rührte, packte er mich am Arm und zog mich auf den Kreis zu. Ich protestierte gegen dieses rüde Verhalten. Doch er zerrte mich auf den Drudenfuß, stieß mich zu Boden und drückte mir dann die Spitze seines Stabes ins Gesicht, als wolle er mich brandmarken.
    Ein heftiger Schlag fuhr durch meinen Körper und schien jede Faser in mir zu zerfetzen.
    Ich wollte aufspringen, aber ich konnte es nicht mehr. Der unheimliche, eisige Hauch, der den Magier umgab, nahm weiter an Intensität zu – und plötzlich war es mehr als nur ein Gefühl. Meine Muskeln waren wie gelähmt. Ich bekam nicht einmal mehr den Mund auf, um meine Schmerzen hinauszuschreien.
    Morjaerd sah mit diabolischer Freude auf mich herab. In seinen gläsernen Augen spiegelte sich sogar ein Anflug von Leben, als er mich an den Beinen packte und wie eine Gliederpuppe hin und herschleifte, bis ich in der von ihm gewünschten Position lag. Dann zog er ein Dreieck um die beiden Kreise, wobei er sorgfältig darauf achtete, die frisch gezeichnete Linie nicht mehr zu berühren oder zu überschreiten.
    »Jetzt können Sie mir endgültig gratulieren, Craven«, sagte er mit höhnischem Lachen. »Die Zeit meiner Gefangenschaft in diesem Labyrinth des Wahnsinns neigt sich ihrem Ende zu. Schwillt nicht auch Ihr Herz vor Freude, dass Sie es sein dürfen, der mir zu meiner Freiheit verhilft? Wenn Sie williger gewesen wären, hätte ich Ihnen ja ein wenig von Ihrer Lebensenergie gelassen. Da Sie sich jedoch widerspenstig gezeigt haben, brauche ich mir keine Schranken aufzuerlegen! Jetzt wird es mir gelingen, mir das Labyrinth zu unterwerfen und das Herz seiner Macht an mich zu bringen. Aber Sie sollten mich nicht für allzu undankbar halten. Wenn ich mich zum Herrn des Dämons gemacht habe, werde ich Adurias und seine Spießgesellen beseitigen und Sie an seiner Stelle zu meinem ersten Diener machen.«
    Er beendete seine Vorstellung mit einem hässlichen Lachen und stellte sich in den anderen Kreis. Die kabbalistischen Symbole auf seinem Talar leuchteten mit einem Mal auf und der Widderkopf auf seiner Brust wurde von einem strahlenden Kranz umgeben. Doch noch war Morjaerd nicht bereit für seine Beschwörung. Er wollte seinen Sieg über mich bis zur Neige auskosten.
    »Sie sind ein armer Narr, Craven. Ich habe beinahe Mitleid mit Ihnen«, spottete er. »Sie haben sich von Ihrem Freund Howard, der übrigens ein noch größerer Narr ist, dazu verführen lassen, ihre Hände in die Geheimnisse der Magie und der verborgenen Mächte zu stecken. Jetzt empfangen Sie den gerechten Lohn für diese Vermessenheit.«
    Bezüglich des Narren war ich mit ihm einer Meinung und ich empfand eine furchtbare Wut auf mich selbst. Ich hätte mich selbst ohrfeigen können, doch er hatte mich so hilflos gemacht wie einen frisch geschlüpften Vogel. Nein, noch hilfloser, denn ein Küken besitzt wenigstens noch seinen Schnabel, mit dem es piepsen und hacken kann, wenn man ihm zu nahe kommt.
    Ich konnte ja nicht einmal die Lippen bewegen, geschweige denn eine Hand.
    Schon bei den ersten Worten von Morjaerds Beschwörung fühlte ich einen heftigen Schmerz und ein Zerren an meinen Gliedern. Gleichzeitig wurde es dunkel vor meinen Augen, doch ich verlor mein Bewusstsein nicht. Heiße Zungen leckten hungrig an meinen Armen und Beinen.
    Für einen Moment wurde die

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