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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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möglichst flach zu atmen, um den Drachenkrieger nicht zu einem weiteren Angriff zu provozieren, über dessen Ausgang es keine Zweifel gegeben hätte.
    Erst als er die Klinge nach einer entsetzlichen, sich zu einer pulsierenden Ewigkeit dehnenden Zeitspanne noch nicht in meine Kehle gestoßen hatte, ging ich das Wagnis ein, mit einer bewusst langsamen Bewegung in eine etwas weniger schmerzhafte Lage zu rutschen. Trotzdem senkte er die Waffe in einer ruhigen, gleitenden Bewegung sofort, sodass sie die Haut an meinem Hals geringfügig ritzte. Ich wurde augenblicklich wieder zur unbeweglichen Statue eines gefallenen Helden.
    »Warum tötest du mich nicht endlich?«, stieß ich hervor.
    Skrupel kannte der Krieger nicht, hätte es noch Zweifel gegeben, so wären sie durch die Kälte seines Blickes beseitigt worden. Es musste andere Gründe geben, dass er mich verschont hatte.
    Ich war mir sicher, dass hinter dem Auftauchen des Schwarzgewandeten und seiner Art, mich in seine Gewalt zu bringen, eine bestimmte Absicht steckte. Necron wollte etwas von mir, nur deshalb hatte er mich nicht auf der Stelle töten lassen.
    Die Spannung wurde allmählich unerträglich. Etwas musste in den nächsten Sekunden geschehen; oder ich würde mich nicht mehr länger beherrschen können. Meine Muskeln hatten sich verkrampft und sandten Wellen von Schmerz durch meinen Körper, aber die psychische Belastung war ungleich größer.
    Ich hatte dem Tod oft genug ins Knochengesicht gesehen, eigentlich zu oft und aus zu großer Nähe, um ihn noch wirklich zu fürchten. Dennoch hatte ich mich bislang nicht dazu durchringen können, mit dem Sensenschwinger Freundschaft zu schließen. Ich hing an meinem Leben, denn allzu viele hatte ich nicht zur Auswahl, aber es erschien mir gnädiger, einen raschen Tod zu finden, als so lange in absoluter Ungewissheit zwischen Leben und Tod zu schweben.
    Bis mir bewusst wurde, dass der Drachenkrieger es genau darauf angelegt hatte. Er wollte mich zermürben. Ein nervlich zerrütteter Gegner würde auf jede Forderung bereitwilliger eingehen, bereitwilliger noch als ein Gefangener, dem man mit dem Tod drohte.
    Wie grundlegend falsch alle meine Vermutungen über das Verhalten des Drachenkriegers waren, wurde mir mit einem Schlag deutlich, als ich den gigantischen finsteren Schatten wahrnahm, der plötzlich hinter dem Schwarzgewandeten in die Höhe wuchs.
     
    Eiswasser schien durch meine Adern zu rinnen. Aus meiner ungünstigen Position konnte ich nicht viel von dem Wesen erkennen, das sich uns näherte; ich sah nicht mehr als einen gigantischen Schatten und schwarze, tentakelartige Auswüchse.
    Die ganze Zeit über musste der Drachenkrieger von der Existenz der Kreatur gewusst haben, hatte irgendwie ihre Annäherung bemerkt; und seine Regungslosigkeit diente nur dazu, sich auf sie zu konzentrieren. Gegen meinen Willen musste ich seine Kaltblütigkeit beinahe bewundern. Er hatte förmlich bis zum letzten Augenblick gewartet und das Monstrum herankommen lassen.
    Mit einer blitzartigen Bewegung und einem Kampfschrei auf den Lippen wirbelte er herum. Sein Schwert beschrieb einen blitzenden Halbkreis. Obwohl er das Wesen erst im letzten Moment wirklich sehen konnte, traf die Klinge mit ungeheurer Genauigkeit ihr Ziel. Sie schmetterte gegen das Gelenk eines der Tentakel, die in Wirklichkeit Beine waren, wie ich erkannte, als ich mich aufrichtete.
    Am ehesten ließ sich die Kreatur noch mit einer Spinne vergleichen – aber einer Spinne, die die Größe eines erwachsenen Menschen erreichte!
    Ihr schwarzer Leib besaß die Form einer Tonne und ruhte auf acht mit zottigem schwarzem Fell behaarten Beinen, von denen jedes einzelne dick wie ein kräftiger Männerarm war. Der Kopf der Kreatur war halslos mit dem Rumpf verbunden und mündete in zwei gigantischen Scheren, die sich wild hin und her bewegten. An ihrer Innenseite saßen handlange, dornenspitze Auswüchse. Die Bestie besaß nur ein Auge, das dicht über den Scheren saß.
    Der Anblick ließ etwas in mir vereisen. Ich kannte das Auge und dieses Wissen erfüllte mich mit Schrecken. Es rief Erinnerungen in mir wach, die zu vergessen ich mich erfolglos bemüht hatte. Es war erst ein paar Tage her, seit ich dieses Auge gesehen hatte, eine rot glühende Spirale, deren Zentrum in die Ewigkeit selbst zu reichen schien.
    Als ich ES, dem protoplasmischen Wesen Gestalt gewordenen Urschlamms in seinem von ewiger Finsternis erfüllten Labyrinth gegenübergestanden hatte. Die Erinnerung

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