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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem unübersichtlichen Gelände auch nicht weiter verwunderlich gewesen wäre – musste ich mich der Spinnerei nähern, in der der Rohflachs zu Leinen verarbeitet wurde, um dann eingefärbt und bestickt zu werden.
    Ich blieb stehen, als ich ein kaum sichtbares Schimmern vor mir bemerkte. Etwas spannte sich von einer Wand der Halle zur anderen über den Weg. Als ich näher herantrat, erkannte ich einen dünnen Faden, der im Sonnenlicht silbern funkelte, als wäre er mit einer hauchdünnen Schicht aus Metall überzogen worden. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und unterdrückte den instinktiven Impuls, den Faden prüfend zu berühren. Das war ein Phänomen, um das ich mich später noch kümmern konnte. Möglicherweise stand es auch mit dem Drachenkrieger in Zusammenhang, obwohl ich mir kaum vorstellen konnte, dass er erschienen war, um das Gelände der ATC durch hübsche Silberfäden zu verschönern. Vorsichtig duckte ich mich darunter hindurch und schlich weiter.
    Der andauernde Regen der vergangenen Tage hatte den Boden aufgeweicht und auch die schwache Märzsonne, die sich heute erstmals wieder aus ihrem Versteck hinter den Wolken hervortraute, hatte ihn hier im Schatten zwischen den Gebäuden kaum zu trocknen vermocht. Der Boden war an einigen Stellen noch regelrecht morastig und griff wie mit schleimigen Fingern nach meinen Schuhen. Wenn ich die Füße hob, erzeugte ich unweigerlich ein leises, schmatzendes Geräusch, deshalb bemühte ich mich, die verräterischen Stellen möglichst zu umgehen.
    Mehrmals entdeckte ich noch die silbrigen Fäden, und stets aufs Neue gaben sie mir ungelöste Rätsel auf. Um mich nicht abzulenken, ignorierte ich sie auch weiterhin.
    Nahezu lautlos schlich ich weiter; doch gab es jemanden, der sich noch leiser bewegte als ich. Instinktiv ahnte ich plötzlich die Gefahr und fuhr herum. Aber da war es bereits zu spät.
    Ich sah noch einen gewaltigen schwarzen Schatten vor mir aufwachsen und dann explodierte etwas mit ungeheurer Wucht an meinem Kopf!
    Sekundenlang sah ich nur explodierende Sterne vor meinen Augen. Ich war instinktiv zur Seite gezuckt und so verfehlte der Hieb meine Schläfe. Abgeschwächt traf er mich am Hinterkopf, aber auch so war er noch stark genug, mich halbwegs zu betäuben. Ich stürzte zu Boden, kämpfte mit aller Kraft gegen die schwarzen Nebel an, die mich einhüllen wollten.
    Als ich die Augen nach wenigen Sekunden wieder aufriss, stand der Drachenkrieger breitbeinig vor mir. Die Spitze seines Schwertes, mit dessen Knauf er mich getroffen hatte, deutete auf meine Kehle. Er verdeckte mit seinem Körper die Sonne, sodass sich ein Kranz strahlender Helligkeit um seine finstere Silhouette auszubreiten schien.
    Ich blieb wie erstarrt liegen und sah blinzelnd zu ihm auf. Seine dunklen Augen waren die einzige Körperstelle, die durch einen schmalen Spalt in seinem Gewand freilag. Ich konnte keinerlei Gefühlsregung in seinem Blick lesen. Keine Spur von Triumph, nichts, dass überhaupt nur auf etwas Lebendiges hindeutete. Er war sich seiner Überlegenheit bewusst und nahm sie deshalb als natürlich hin. Für einen Drachenkrieger gab es nichts anderes als den Sieg. Necron duldete keinen Versager unter seinen Helfern. Jeder Drachenkrieger wusste, dass ein einziger Fehler zugleich auch sein letzter sein würde. Dieses Wissen ließ sie von vornherein keine Fehler begehen, kein Wagnis eingehen, von dessen Erfolg sie nicht überzeugt waren, sofern sie keinen entsprechenden Befehl erhielten.
    Ich hatte es gewusst und trotzdem gehofft, den Krieger bei einer Unvorsichtigkeit überrascht zu haben. Er hatte mich erwartet, hatte gewusst oder doch zumindest geahnt, dass ich ihn entdecken würde, und sich deshalb so unvorsichtig gezeigt. Es war eine Falle gewesen, in die ich Narr blindlings hineingetappt war.
    Das stumme, ungleiche Duell dauerte nur wenige Sekunden, dann musste ich den Blick von seinen Augen abwenden. Er hielt alle Trümpfe in der Hand, während ich völlig hilflos war.
    Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Mein Herz hämmerte in rasendem Rhythmus, während ich meinen Blick wie hypnotisiert auf die Spitze seines Schwertes richtete.
    Mein Sturz hatte mich mit dem Oberkörper in eine Pfütze brakigen, stinkenden Wassers befördert. Ich spürte, wie die Feuchtigkeit in meine Kleidung kroch und das Hemd kalt an meinem Körper kleben ließ. Spitze Steine stachen in meinen Rücken, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen. Ich bemühte mich sogar,

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