Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
hatte ihn noch nie gehört.
»Was soll das alles? Was haben Sie mit mir vor?«, erkundigte er sich, darum bemüht, seiner Stimme einen möglichst festen Klang zu verleihen. Es gelang ihm nicht sonderlich gut. Der forschende Blick des Alten irritierte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr.
»Gut, kommen wir zur Sache«, sagte der Greis. »Ich möchte von dir alles erfahren, was sich in den letzten Tagen abgespielt hat. Ich weiß, dass du mit Craven zusammen in das Labyrinth dieses Monstrums vorgedrungen bist, und du wirst mir nun erzählen, was sich unter der Erde zugetragen hat.«
Jeff konnte nicht verhindern, dass sich der Schrecken für einen Moment in seinen Augen widerspiegelte. Natürlich, er hätte sofort darauf kommen müssen, dass dieser Necron etwas mit Craven zu schaffen hatte. Der unheimliche, durchdringende Blick hätte ihn darauf bringen müssen. Robert Craven hatte ihn manchmal auf die gleiche Art angestarrt, fast so, als wolle er ihn hypnotisieren.
Und Necron verfügte auch über die gleiche Aura des Geheimnisvollen, nur dass sie bei ihm unsagbar finster und böse war. Irgendetwas war an den beiden Männern so ähnlich, als wären sie auf eine schwer zu beschreibende Art miteinander verwandt, auch wenn sie äußerlich völlig verschieden aussahen.
Robert Craven und Necron standen in einer Beziehung zueinander, die Jeff Conroy sich nicht zu erklären vermochte. Aber er erkannte, dass es eine keineswegs freundschaftliche Verbindung war. Und während Craven ihm das Leben gerettet hatte, hätte Necron ihn fast umbringen lassen. Es gab keinen Grund, dem Alten irgendwie zu helfen – außer, dass er sich in seiner Gefangenschaft befand.
Aber das war ja kein unabänderlicher Zustand. Jeff warf einen raschen Blick in die Runde. Das große Zimmer war von schummrigem Dunkel erfüllt. Schwere Vorhänge sperrten das Sonnenlicht fast völlig aus, aber es genügte, dem Jungen zu zeigen, dass sich außer ihnen niemand mehr im Raum aufhielt. Und so bedrohlich der Greis durch seine alleinige Anwesenheit auch wirkte, so war er letztlich doch nicht mehr als ein alter, gebrechlicher Mann.
»Ich warte«, sagte Necron mit einer unüberhörbaren Schärfe in der Stimme.
Da kannst du lange warten, dachte Jeff Conroy. Ansatzlos sprang er auf und trat nach dem Alten.
Im gleichen Moment wurde das Halbdunkel neben ihm lebendig, nahm Gestalt an, und dann traf ihn ein Schlag, der ihn benommen auf die Couch zurückfallen ließ. Hände, die aus Gestalt gewordener Finsternis selbst zu bestehen schienen, packten seine Oberarme und pressten ihn in die Polster. Jeff schrie vor Schmerz auf und warf sich von einer Seite zur anderen, aber der Kraft seiner Gegner hatte er nichts entgegenzusetzen.
»Lasst ihn«, vernahm er wie aus weiter Entfernung die Stimme des Alten. Der Griff lockerte sich. Ein unangenehmes Prickeln durchfuhr seine Arme und reichte bis in die Fingerspitzen, als das Blut in die abgeschnürten Glieder zurückschoss.
Jeff konnte wieder halbwegs klar denken und nun sah er auch, wer seinen stümperhaften Angriff so wirksam abgewehrt hatte. Es waren zwei vermummte Gestalten, dank ihrer dunklen Gewänder fast unsichtbare Schatten in der Dunkelheit.
»Was ist passiert, während du mit Craven zusammen warst?«, fragte Necron noch einmal. Seine Stimme klang genauso ruhig wie zuvor.
»Von mir erfährst du nichts!«, keuchte Jeff.
Necron stieß ein beinahe gelangweilt klingendes Seufzen aus. »Genauso ein heldenmütiger Dickkopf wie dein Freund. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, dich zum Sprechen zu bringen. Schau mich an!«
Die letzten Worte stieß Necron in befehlendem Ton hervor. Seine Stimme war plötzlich hart und etwas schwang in ihr mit, dem Jeff sich nicht entziehen konnte. Gegen seinen Willen musste er den Kopf heben, bis sein Blick auf das Gesicht des Alten fiel, sich mit dessen Blick kreuzte.
Etwas unsägliches Fremdes kroch mit diesem Blick in seine Seele, erfüllte sie mit einer Woge von Finsternis und breitete sich wie ein schleichendes Übel in seinen Gedanken aus, fegte seinen Widerstand hinweg – und plötzlich begannen sich ohne sein bewusstes Zutun seine Lippen zu bewegen. Seine Stimmbänder produzierten Worte, die er nicht zurückhalten konnte. Wie eine Schüssel wurde sein Gedächtnis umgedreht, sodass aller Inhalt herausfiel und sich in Form monoton geleierter Sätze seinen Weg bahnte.
Als er mit seinem Bericht schließlich zum Ende gekommen war, verschwand der fremde Einfluss aus seinem
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