Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
verlieh dem Hieb zusätzliche Wucht. Es prallte gegen das niedersausende Spinnenbein.
Für die Dauer eines Sekundenbruchteils schien sogar die Zeit selbst den Atem anzuhalten. Die stählerne Klinge fraß sich in das amorphe Fleisch des Beines und trat auf der anderen Seite wieder aus. Der Schwertstreich hatte das Bein der Spinne abgetrennt.
Ein urwelthafter Schrei ließ die Luft zittern.
Von der Wucht seines Schlages wurde der Drachenkrieger nach vorn gerissen. In einer grotesk anmutenden Bewegung traf der Beinstumpf seinen Kopf. Bewusstlos stürzte er zu Boden.
Ohne weiter zu überlegen, sprang ich vor und riss den Stockdegen aus der Scheide. Sofort ließ Shudde-Tuur von seinem Gegner ab. Es wandte sich mir zu. Ich blieb stehen, während die Kreatur auf mich zukroch. Mein Blick fiel auf das verstümmelte Bein. Die Wunde hatte sich bereits geschlossen und das Bein begann nachzuwachsen. Trotzdem war sie eine Behinderung für das Monstrum und hemmte seine Geschwindigkeit.
Nur für einen Sekundenbruchteil ließ ich mich ablenken, dann blickte ich wieder auf das spiralförmige Auge.
Mit körperlicher Kraft war ein Wesen wie Shudde-Tuur nicht zu besiegen, aber vielleicht schaffte ich es durch Magie.
Alles um mich herum verblasste, wurde zu einem unförmigen Nichts, in dem nur noch dieses Auge existierte.
Unruhig peitschte Shudde-Tuur den Sand. Es schien die Gefahr zu wittern. Ich brachte alle Konzentration auf, zu der ich fähig war, und wartete, bis die Scheren kaum mehr als einen Yard von mir entfernt waren.
Dann schlug ich mit aller Kraft zu!
Glühende Lava überflutete meinen Geist, und für einen unerträglich langen Augenblick pulsierte die Kraft einer explodierenden Sonne in mir. Dann schleuderte ich Shudde-Tuur diese Kraft entgegen. Mit unsichtbaren Klauen griff ich nach seinem Geist, dem Zentrum seines blasphemischen Lebens, und versuchte ihn zu zerfetzen. Etwas stemmte sich mir entgegen, aber ich fegte den Widerstand beiseite, drang weiter vor, und -
Mit einem Mal war alles vorbei. Die Verbindung zu Shudde-Tuur war abgerissen. Aber wenn ich es auch nicht zu töten vermocht hatte, so hatte ich mein Ziel doch erreicht: Shudde-Tuur floh.
Schweiß rann mir in klebrigen Bahnen über das Gesicht und in mir war eine grässliche Leere, aber ich hatte Shudde-Tuur in die Flucht geschlagen. Ich fühlte mich unendlich schwach und ausgelaugt, taumelte einige Schritte vorwärts und brach in die Knie.
Ein trockenes Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Ich stürzte nach vorne und kühlte mein schweißnasses Gesicht im feuchten Erdreich, während ich es genoss zu spüren, wie das Leben langsam wieder in meinen Körper zurückströmte.
Das Erwachen war wie das Auftauchen aus einem lichtlosen Ozean, das Hinübergleiten aus einer Welt ewiger Schwärze in ein Reich grellen Lichtes; verbunden mit der Geburt stechender Schmerzen.
Stöhnend strich Jeff Conroy sich mit der Hand über die Stirn, dann erst schlug er die Augen auf. Das Licht blendete ihn und er musste die Augen mit der Hand abschirmen, um wenigstens Konturen erkennen zu können. Von irgendwoher drang ein Laut wie ein Befehl an sein Ohr, dann hörte er, wie Stoff bewegt wurde, und gleich darauf schwand die gleißende Helligkeit und machte einem angenehmen Halbdunkel Platz. Er fühlte sich am ganzen Körper wie zerschunden und immer noch wütete der Schmerz in seinem Kopf, aber er richtete sich mühsam auf und blickte sich um. Er befand sich in einem großen Zimmer, von dessen Einrichtung er nichts erkennen konnte. Man hatte ihn auf eine Couch oder etwas Ähnliches gelegt. Und auf einem Stuhl, direkt vor ihm, saß jemand, dessen Anblick Jeffs Benommenheit schlagartig vertrieb.
Er blickte in das Gesicht eines uralten Mannes. Seine Nase stand wie der Schnabel eines Adlers vor. Darüber lagen dunkle Augen, deren stechender Blick sich bis in Jeffs Seele zu tasten schien. Er fühlte sich nackt und schutzlos.
»Wer … wer sind Sie?«, fragte Jeff mühsam. Die Zunge lag wie ein pelziger Fremdkörper in seinem Mund und das Sprechen bereitete ihm Schwierigkeiten.
Der Alte stieß ein raues, kehliges Lachen aus, aber sein Blick blieb weiterhin ernst und das leichte Funkeln, das sich in seine Augen stahl, wirkte keineswegs amüsiert. Eine Kälte schwang darin mit, die Jeff frösteln ließ.
»Mein Name ist völlig ohne Belang. Aber du sollst ihn erfahren. Man nennt mich Necron.«
Jeff dachte angestrengt nach, aber er konnte mit dem Namen nichts anfangen. Er
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