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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bedürfnisse meines Körpers auch nur zu denken, geschweige denn, sie zu befriedigen. Hinter meiner Stirn tobte ein wahrer Vulkan von Gefühlen.
    Priscylla. Sie war erwacht. Und ich hatte sie zurück. Ein Wort von mir, ein winziges, aus nur zwei Buchstaben bestehendes Wort, und sie wäre frei! Alles, wofür ich ein ganzes, endloses Jahr lang gekämpft hatte, würde einen Sinn bekommen. Ich könnte Priscylla mit mir nehmen und mit ihr nach Hause gehen, ein normales Leben führen und …
    Ja – und? Und was?, dachte ich bitter.
    Necron gehorchen? Zu seinem Sklaven werden? Ein Diener des Mannes, den ich wie nichts auf der Welt hasste und der mir letztendlich all dies angetan hatte? Lächerlich!
    Aber sein Angebot ausschlagen, und – selbst wenn er Wort halten und mich nicht töten würde (was schlichtweg undenkbar war) – ohne Priscylla fortgehen, sie in seinen Klauen zurücklassen?
    Das war ebenso unmöglich.
    Und was, flüsterte eine dünne, boshafte Stimme irgendwo in meinen Gedanken, wenn er Recht hatte? Was, wenn er dieses eine Mal nicht log? Necron war ein Ungeheuer, ein Mann, der die Bezeichnung Mensch nicht einmal mehr verdiente - aber was, wenn er nicht log, sondern die Wahrheit gesagt hatte? Vielleicht war er ja nur das kleinere von zwei Übeln, und vielleicht … Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Zum Teufel, es waren zu viele Vielleichts und vielleicht war dies auch eine der Situationen, von denen ich gehört, die ich aber nicht wirklich für möglich gehalten hatte. Eine Lage, in der alles, was man tun konnte, falsch war. Ganz gleich, wie ich mich entschied – es war ein Fehler.
    Ein leises Scharren drang in meine Gedanken.
    Ich sah auf, blickte mich suchend um, konnte aber nichts Verdächtiges oder Außergewöhnliches erkennen und wollte mich schon zurückfallen lassen, als ich den Laut ein zweites Mal hörte, ein wenig deutlicher jetzt, sodass ich die Richtung auszumachen vermochte, aus der er kam; von der Tür her nämlich.
    Misstrauisch setzte ich mich ganz auf, schwang die Beine vom Bett – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Die Tür schwang lautlos auf, nur einen Spalt breit, und ein schmaler, irgendwie fließender Schatten huschte in mein Gefängnis. Einen Moment lang blieb er stehen, als überzeuge er sich davon, nicht bemerkt worden zu sein, dann drückte er die Tür hinter sich zu und wandte sich zu mir um. Für einen ganz kurzen Moment lag das Gesicht der Gestalt im silbernen Licht des Mondes, das durch die schmalen Fenster hereinströmte.
    Ich unterdrückte im allerletzten Moment einen Schrei.
    Es war Priscylla!
    »Du?«, keuchte ich. »Aber wieso …?«
    Priscylla war mit einem Satz bei mir, legte warnend den Zeigefinger über die Lippen und machte mit der anderen Hand eine erschrockene Geste. »Nicht so laut, Robert!«, flüsterte sie. »Wenn Necron merkt, dass ich hier bin, ist alles verloren!«
    Ich verstummte gehorsam – was allerdings mehr an meiner Überraschung lag als etwa daran, dass ich in diesem Moment etwa begriffen hätte, was sie sagte.
    Priscylla blickte noch einmal zur Tür zurück, dann trat sie vollends auf mich zu, warf sich mit einem kleinen, nur mühsam unterdrückten Schrei an meine Brust und umklammerte mich mit den Armen; so heftig, dass mir die Luft wegblieb. Instinktiv öffnete ich den Mund, um wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft zu schnappen.
    Priscylla küsste mich.
    Es war wie ein elektrischer Schlag.
    Eine Sekunde lang stand ich starr da, wie gelähmt, dann schien irgendetwas in mir aufzuflammen wie ein Stück zundertrockenes Holz, an das man eine Fackel hält. So heftig, dass es ihr wehtun musste, presste ich Priscylla an mich, erwiderte ihren Kuss und vergrub die Hände in ihrem Haar. Der klägliche Rest, der von meinem logischen Denken bisher noch geblieben war, wurde hinweggespült. Ich dachte nicht mehr, sondern spürte nur noch ihre Nähe, roch den Duft ihres Haares, spürte die berauschende Wärme ihres Körpers, den festen, aber sehr sanften Griff ihrer Finger in meinem Nacken …
    Es dauerte lange, bis wir uns voneinander lösten, und es war Priscylla, die meinen Griff mit sanfter Gewalt sprengte und den Kopf zur Seite drehte, um wenigstens die Lippen freizubekommen. Ihr Gesicht glühte. Etwas war in ihren Augen, was ich noch niemals darin gesehen hatte und das wie ein Funken auf mich übersprang und mich abermals in Flammen setzte. Wieder wollte ich sie an mich ziehen und sie küssen, aber diesmal wehrte sie mich ab.
    »Nicht, Robert«,

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