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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genauso sicher, dass es nicht helfen würde. Vielleicht würde ich Priscyllas Geist befreien, aber was immer geschah, es würde nur noch schlimmer werden. Man konnte das Böse nicht mit dem Bösen bekämpfen, ohne mehr Böses zu zeugen.
    »Glaubst du, dass du ihr helfen kannst?«, fragte eine Stimme hinter mir. Ich sah auf, zog die Hand beinahe erschrocken zurück und blickte in Postlethwaithes Gesicht. Er stand hinter mir und hatte die Brille abgenommen, um in Gedanken damit zu spielen. Er sah sehr alt aus. Müde.
    »Helfen?« Ich zuckte mit den Achseln.
    »Wenn das alles hier vorbei ist, meine ich«, sagte Lance. Er setzte sich mir gegenüber auf die Bettkante, strich Priscylla mit spitzen Fingern eine Haarlocke aus der Stirn und musterte das Buch, als sehe er es zum ersten Mal. Aber er ging mit keinem Wort darauf ein.
    »Wenn wir das alles hier überleben, vielleicht«, antwortete ich nach einer Weile. »Wenn. Aber ich bin nicht sicher, dass es so kommt.«
    »Das da draußen sind wirklich Tempelritter, nicht?«, fragte Lance plötzlich, und mir wurde klar, dass ihm diese Frage schon die ganze Zeit auf der Seele gelegen hatte. »Ich meine, echte Templer, kein Haufen Verrückter, der sich in historische Kostüme gekleidet hat, wie Slaugther glaubt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind echt, Lance. Ich fürchte, nur zu echt.«
    »Wenn das stimmt, schickt Slaugther seine Patrouille in den Tod«, sagte Lance bestimmt. »Dieser Idiot!«
    »Er kann nichts dafür«, sagte ich schwach. »Er ist bestimmt kein Mann, den ich zum Freund haben möchte, aber du kannst nicht verlangen, dass er wirklich begreift, was hier geschieht. Ich an seiner Stelle würde nicht anders reagieren.« Plötzlich lachte ich leise. »Der arme Kerl tut mir fast Leid. Ich glaube, wenn jetzt auch noch Howard in Begleitung Kapitän Nemos auftauchen würde, würde er völlig durchdrehen.«
    »Nemo?« Lance runzelte die Stirn. »Du meinst den Nemo? Den Kapitän der NAUTILUS? Es … es gibt ihn wirklich?«
    Ich nickte.
    »Und das Schiff auch?«
    »Ich bin darauf gefahren«, antwortete ich.
    Lance starrte mich einen Moment ausdruckslos an, dann nickte er, zog sein Taschentuch aus der Jacke und begann mit kleinen nervösen Bewegungen seine Brille zu polieren. »Natürlich«, murmelte er. »Warum frage ich eigentlich? Ich habe einen leibhaftigen Dinosaurier gesehen, bin lebenden Steinfiguren begegnet und ein paar Gespenstern und ich habe mich mit einem Engel unterhalten, der …« Er brach ab, schluckte nervös und sah mich betroffen an. »Verzeih«, murmelte er. »Ich … ich wollte nicht … ich wollte dich nicht daran erinnern.«
    »Schon gut.« Ich lächelte, obwohl es mir schwer fiel. »Es ist … nicht schlimm. Vielleicht muss ich irgendwann einmal darüber reden.«
    »Du hast sie geliebt, nicht wahr?«
    »Shadow?«
    Lance nickte. »Shadow. Uriel.«
    Diesmal fiel es mir schwer, meine Fassung zu wahren. Selbst Cody blickte auf und sah Lance einen Moment lang erschrocken an.
    »Du … du weißt, wer …« Ich brach ab. Ich selbst hatte erst in Necrons Burg – und auch nur durch einen vielleicht nicht ganz unbeabsichtigten Versprecher Necrons – erfahren, wie Shadows wirklicher Name war. Und ich hatte es bisher einfach nicht wahrhaben wollen.
    »Sie hat es mir nicht gesagt«, sagte Lance. »Wenn es das ist, was dich so erschreckt. Aber ich kann lesen. Und denken.« Er lächelte. »Es gibt nur vier, Bob. Und wie ein Michael oder ein Lucifer sah sie nicht gerade aus. Wie ein Gabriel übrigens auch nicht.« Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht ganz.
    Ich war dankbar, dass in diesem Moment draußen vor dem Zelt Schritte laut wurden und Slaugther zurückkam. Er wirkte aufgeregt. Der Verband über seinem Ohr war dunkel geworden und durchgeblutet, aber das schien er nicht einmal zu bemerken.
    »Kommen Sie, meine Herren«, sagte er aufgeregt. »Ich denke, das dort draußen wird sie interessieren.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Die Patrouille kommt zurück«, erklärte Slaugther triumphierend. »Unversehrt. Und mit einem ihrer unbesiegbaren Tempelheinis als Gefangenen!« Er trat vom Eingang zurück und fuchtelte ungeduldig mit den Händen, als wir nicht schnell genug aus dem Zelt kamen.
    Ich teilte seinen Optimismus allerdings nicht zur Gänze. Wenn sich dort draußen in der Wüste wirklich eine Abteilung von Jean Balestranos Tempelrittern aufhielt, war es schwer vorstellbar, dass sie sich von ein paar Kavalleriesoldaten überrumpeln

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