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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Mit denen der unschuldigen Soldaten dort. Der Indianer. Robert Cravens und seiner Freunde. Du kennst doch diese Art von Geschäften, nicht wahr? Unser Leben gegen die Vernichtung der Drachenburg. Jetzt biete ich dir einen Handel an. Die Leben deiner drei letzten Männer gegen die deiner Feinde. Drei Leben gegen dreißig. Erlaube uns sie anzugreifen – und deine Männer dürfen gehen.«
    »Erlauben?«, wiederholte Balestrano verstört. »Aber wie könnte ich es euch verbieten?«
    »Gar nicht«, antwortete das Wesen hart. »Aber es ist nicht die Frage, ob du es kannst, Bruder. Es ist die Frage, ob du es willst.«
    Und endlich begriff Balestrano.
    Trotz allem hatte er die Bosheit des Ungeheuers unterschätzt, in das sich de la Croix verwandelt hatte. Es stand in seiner Macht, ihn und die drei anderen und die Männer auf der anderen Seite des Berges zu vernichten, so leicht, wie ein Mensch ein Insekt zertrat. Aber er wollte ihn quälen. Er wollte, dass er die Entscheidung traf, seine Männer oder die zehnfache Zahl von Unschuldigen zu opfern. Er wollte ihn zwingen, die Schuld an diesem entsetzlichen Gemetzel zu tragen.
    »Nun?«, fragte de la Croix, als Balestrano auch nach einer geraumen Weile noch nicht antwortete. »Wie ist es, Bruder? Einer deiner Freunde gegen zehn deiner Feinde. Ist das ein Angebot?«
    »Du Teufel«, murmelte Balestrano.
    Das Ding kicherte. »Zu viel der Ehre, Bruder. Und keine Antwort. Also?«
    Balestrano antwortete nicht. Aber das war auch nicht nötig. Das Ding vor ihm las seine Gedanken zu mühelos, wie ein aufgeschlagenes Buch. Nach einer Weile verschwand es ohne ein weiteres Wort. Und nach einer weiteren Weile – in der Balestrano starr und wie gelähmt dagestanden hatte, ohne sich zu rühren, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und ohne zu denken – glomm hoch über ihm dicht unter der Spitze des Berges ein mattgrünes Licht auf.
    Dreimal.
     
    Etwas fehlte. Ein Teil in dem gewaltigen Puzzle, dessen Auflösung Tod hieß und in dem auch wir nur kleine Bruchstücke waren, war noch nicht an seinem Platz. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es lebenswichtig für uns war, es zu finden, ehe es einer unserer Feinde tat. Dabei hatte ich die Lösung praktisch schon in Händen gehabt, das spürte ich. Ich hatte sie nur nicht erkannt.
    Ohne dass ich mir der Bewegung auch nur bewusst gewesen wäre, hob ich die Hand und berührte Priscyllas Finger. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an und irgendwie zu glatt für die Haut einer Lebenden; und ihr Puls ging so schnell, dass ich sein hektisches Rasen bis in ihre Fingerspitzen fühlen konnte. Sie hatte sich nicht geregt, seit wir das Zelt wieder betreten hatten, sondern lag noch immer starr da, mit geöffneten Augen, aber leerem Blick. Auf ihren Zügen lag noch immer dieser entsetzlich zufriedene Ausdruck, der mich schaudern ließ.
    Und ihre Linke umklammerte noch immer dieses fürchterliche Buch; wie einen Schatz, von dem ihr Leben abhing.
    Vielleicht mehr.
    Sitting Bull kam hinter mir beinahe lautlos ins Zelt und trat an meine Seite. Anders als uns hatte Slaugther ihm und den anderen Indianern keine Waffen zugestanden, obgleich Lance und ich ihn beschworen hatten, es zu tun. Aber der Soldat war hart geblieben. Vermutlich hatte er vor Ixmal und seinen Kriegern mindestens ebenso großen Respekt wie vor den Templern, die irgendwo draußen in der Dunkelheit noch lauern mochten.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Annie.
    Statt einer Antwort schüttelte Sitting Bull nur stumm den Kopf. Slaugther hatte sich so gut auf den zu erwartenden Angriff vorbereitet, wie er es zu können glaubte – die Feuer waren bis auf eines dicht an der Felswand gelöscht worden und seine und Ixmals Männer hatten sich aus dem Lichtkreis zurückgezogen, um keine Ziele mehr zu bieten. Oben auf den Felsen stand jetzt einer von Ixmals Indianern und hielt Wache; zumindest in diesem Punkt hatte ich Slaugther überreden können, den Eingeborenen zu trauen. Und Slaugthers Männer waren bereit.
    Nur dass all diese Vorsichtsmaßnahmen nichts nutzen würden, glaubte mir Slaugther einfach nicht. Ich hatte auch keinen triftigen Grund für meine Überzeugung angeben können, aber ich spürte einfach, dass der Angriff, mit dem jeder von uns rechnete, völlig anderer Art sein würde, als der Captain glaubte. Es war nur eine Ahnung, aber wenn ich nicht schon vor Jahren gelernt hätte, auf meine Ahnungen zu hören, hätte ich die gleichen Jahre nicht mehr erlebt.
    »Wie spät ist es?«, fragte

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