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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich müde.
    Lancelot Postlethwaithe kramte umständlich seine Taschenuhr unter der Jacke hervor, klappte den Deckel auf und warf einen Blick auf das Ziffernblatt. »Fünf«, sagte er. »Nicht ganz.«
    »Bald geht die Sonne auf«, murmelte Cody. »Wenn wir Glück haben und sie …«
    Er sprach nicht weiter, sondern brach mitten im Wort ab, als er meinem Blick begegnete. Wir würden ganz bestimmt kein Glück haben. Die Templer dort draußen müssten schon mehr als komplette Narren sein, wenn sie den Vorteil, den ihnen die Dunkelheit bot, nicht ausnutzten. Bei hellem Tageslicht hatten sie keine Chance gegen Slaugthers Soldaten mit ihren modernen, weit reichenden Waffen. Und das wussten sie verdammt gut.
    »Wie geht es dem Mädchen?«, fragte Sitting Bull plötzlich.
    Ich fuhr zusammen, blickte kurz zu ihm auf und dann wieder auf Priscyllas bleiches, eingefallenes Gesicht herab. »Unverändert«, murmelte ich. »Sie reagiert nicht.« Ich beugte mich vor, um meine Worte zu demonstrieren, hob die Hand über Priscyllas Gesicht und bewegte sie dich vor ihren Augen. »Siehst du?«
    Sitting Bull nickte. Sorge spiegelte sich auf seinem alten, faltenzerfurchten Gesicht. »Die Mächte des Schicksales sind gegen uns«, murmelte er, auf eine Art, als wären die Worte gar nicht für uns bestimmt. »Wäre der weiße Mann mit seinen Kriegern nur einen Augenblick später gekommen …«
    Verwirrt sah ich auf. »Wie meinst du das?«
    Sitting Bull seufzte. »Das Buch«, sagte er schließlich. »Es sind seine Mächte, Robert.«
    »Das … NECRONOMICON?«, wiederholte ich verstört. Ich begriff, worauf der alte Sioux hinauswollte, aber es fiel mir schwer, seinen Gedanken zu folgen. »Du meinst, das alles hier hätte … hätte mit ihm zu tun?«
    »Wir waren nahe daran, Blitzhaar«, sagte Sitting Bull nickend. »Deine und Ixmals und meine eigenen Kräfte haben ihm wehgetan. Vielleicht hätten wir es besiegt.«
    »Aber das … das ist Unsinn!«, widersprach ich, wenn auch eher aus Hilflosigkeit als echter Überzeugung. »Was hat das Auftauchen der Templer …«
    Aber ich sprach nicht weiter, denn plötzlich wusste ich es. Von einer Sekunde auf die andere war der fehlende Mosaikstein da.
    Für einen winzigen Augenblick glaubte ich die entsetzliche Szene noch einmal zu sehen: Priscylla, die hilflos an den bizarren Marterpfahl gefesselt war, das kalte, alles verzehrende Feuer, das aus dem Buch brach, die gleißenden, nur für mich sichtbaren Linien magischer Energie, die aus dem Buch züngelten …
    Nicht alle hatten in Priscyllas Herz geendet. Vier der dünnen, peitschenden Fühler aus purer Energie waren in der Nacht verschwunden, irgendwo in dem lauernden Dunkel, das das Lager umgab …
    Ich sprang so heftig auf, dass Sitting Bull instinktiv einen halben Schritt zurückwich und Annie und Lance erschrocken aufblickten. Großer Gott, was für ein Narr war ich gewesen! Ich hatte die Lösung praktisch die ganze Zeit über in Händen gehalten und war einfach zu dumm gewesen, sie zu erkennen! Dabei war es so einfach!
    Unsere vereinigten Kräfte hatte das Buch bedroht und vielleicht, wenn wir Zeit zu einem zweiten Versuch gehabt hätten, hätten wir die finstere Macht des NECRONOMICONS sogar gebrochen. Und es hatte nicht anders reagiert, als auch ein lebendes Wesen an seiner Stelle reagiert hätte – es hatte sich gewehrt. Seine unsichtbaren Fühler, die ich für einen winzigen Moment gesehen hatte, hatten hinausgegriffen in die Wüste und schlichtweg Hilfe herbeigerufen! Aber es hatte erst eines uralten Indianerhäuptlinges bedurft, mir die Augen zu öffnen!
    »Du weißt, was du da sagst, Sitting Bull?«
    »Es ist das Buch, Blitzhaar«, sagte Sitting Bull sehr ernst. »Es lebt noch immer. Und es wird uns alle töten, wenn wir es nicht zerstören.«
    Ich starrte ihn an. Zerstören … Ja, vielleicht war es sogar möglich, das NECRONOMICON zu zerstören, denn obgleich es ein Born unendlich mächtiger finsterer Magie war, war es verwundbar.
    Aber das Buch zu zerstören, würde nichts anderes als Priscyllas Tod bedeuten. Vielleicht nicht ihren körperlichen Tod, aber der Unterschied war nur akademischer Natur. Der lebende, atmende und noch immer wunderschöne Körper, der vor mir auf der einfachen Pritsche lag, war nicht die Priscylla, die ich liebte. Es war nichts. Nur ein Stück lebendes Fleisch. Trennte ich die Verbindung zwischen ihr und dem Buch gewaltsam, würde er das bleiben, für alle Zeiten.
    »Wir haben keine Wahl, Robert«, sagte Sitting

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