Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Shoggoten vor. Der rasierklingenscharfe Stahl des Stockdegens wütete schrecklich unter den Tentakeln, aber es waren zu viele, um sie alle zu vernichten.
Als ich die Sinnlosigkeit meiner Bemühungen einsah, war es fast zu spät. Ich bemerkte die Gefahr erst im allerletzten Augenblick. Mit meinem sinnlosen Versuch, Howard zu helfen, hatte ich dem Shoggoten Zeit gegeben, mir den Fluchtweg zu verstellen. Ein nur hauchdünner Strang der protoplasmischen Substanz hatte sich an mir vorbeigewunden. Hinter mir fächerte er auseinander. Als ich herumfuhr, erhoben sich auch hinter mir Dutzende armstarke Tentakel und peitschten auf mich zu.
Ich hieb blindlings um mich. Panische Angst schoss in mir hoch, als mir bewusst wurde, dass ich eingeschlossen war. Für die Dauer eines Herzschlages drohte der Schock mich zu lähmen. Um ein Haar hätte mich diese Unachtsamkeit, so kurz sie auch war, das Leben gekostet.
Ein Tentakel traf meine linke Hand und prellte mir den Scheinwerfer aus den Fingern. Klirrend zerbrach er am Boden und erlosch. Wie Schattenrisse zeichneten sich die oktopoiden Fangarme gegen das Stollenende ab.
Ein verzweifelter Plan reifte in mir. Mit letzter Kraft stieß ich mich vom Boden ab – und sprang mitten in das Gewirr der Tentakel hinein! Die Klinge des Stockdegens schien sich unter den blitzschnellen Drehungen meiner Hand in eine flimmernde Scheibe zu verwandeln. Sie fraß sich wie ein gieriges Raubtier in die Fangarme vor mir hinein und zerstörte sie.
Das schier Unmögliche gelang. Noch im Sprung rammte ich die Klinge mitten in das Zentrum des pulsierenden Schreckens hinein und riss sie sofort wieder zurück. Kaum einen halben Yard hinter der Masse kam ich auf und wurde von meinem eigenen Schwung nach vorne gerissen. Notdürftig rollte ich mich ab, wobei mein Kopf unangenehme Bekanntschaft mit einer vorstehenden Felskante machte.
Zwei Sekunden lang blieb ich schwindelnd vor Anstrengung liegen und rang keuchend nach Luft. Ein greller Schmerz zuckte durch meinen Kopf. Verbissen kämpfte ich dagegen an und quälte mich auf die Beine. Die Gefahr war noch längst nicht gebannt.
Jede Bewegung fiel mir unendlich schwer. Mühsam quälte ich mich auf den Stollenausgang zu. Erst als ich ihn fast erreicht hatte, wandte ich noch einmal den Kopf. Meine Blicke vermochten die Dunkelheit nicht zu durchdringen, aber wenigstens schien mich der Shoggote nicht zu verfolgen. Anscheinend genügte ihm Howard für den Augenblick als Opfer. Etwas in mir krampfte sich bei dem Gedanken zusammen, ihn hilflos zurücklassen zu müssen. Mit aller Macht klammerte ich mich an die Hoffnung, dass der Shoggote ihn nicht töten würde und ich später eine Gelegenheit fand, Howard zu helfen, so wie ich mich auch gegen die Vorstellung vom Tode Nemos und seiner Leute sträubte. Es war nur eine geringe Hoffnung, aber die einzige, die mir noch blieb.
Ich taumelte weiter und erreichte den Stollenausgang, obwohl bei jedem Schritt Zentnergewichte an meinen Beinen zu zerren schienen.
Geblendet kniff ich die Augen zusammen, als ich ins Sonnenlicht trat. Ich musste träumen oder schlichtweg den Verstand verloren haben (was böse Stimmen mir schon seit Jahren nachsagten). Vor mir dehnte sich eine schier unendliche Landschaft, die von einer fahlen Sonne beschienen wurde.
Eine Sonne.
Mehr als hundert Fuß unter der Erde!
Es war verwirrt.
Verstärkt durch die mittlerweile mehr als hundert Opfer sandte es in rhythmischen Abständen seinen Ruf in die Unendlichkeit, ohne dass das erwartete Echo eintraf. Der Ruf war mittlerweile machtvoll genug, auch in die entlegensten Winkel der Welt zu dringen – und darüber hinaus –, aber der Meister schwieg noch immer.
Der lähmende Schlaf musste noch länger gedauert haben, als Es geglaubt hatte. Gewaltige Veränderungen hatten sich auf der Erde vollzogen, die es den Gehirnen seiner Opfer entnommen hatte. Veränderungen, die auch den Meister selbst betreffen mussten und von denen es nichts wusste.
Einen zeitlosen Augenblick lang keimte die schreckliche Vorstellung in ihm auf, dass es das Schleichende Chaos überhaupt nicht mehr geben könnte, aber sofort unterdrückte es den törichten Gedanken. Der Herr des Onyxschlosses war unsterblich. Er war und würde immer sein. Es gab keine Macht, die ihn töten könnte. Nicht einmal die ÄLTEREN GÖTTER hatten dies vermocht, die einzige Rasse im Universum, die die besiegt hatte, die von den Menschen die GROSSEN ALTEN genannt wurden. Die Rasse des
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