Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
mörderisch, sodass er wenigstens wieder atmen konnte. Das Geschöpf wirkte verwirrt. Über seinem rechten Auge war eine tiefe Platzwunde entstanden; und wenn sein Krötengesicht überhaupt in der Lage war, so etwas wie ein Gefühl auszudrücken, so war es Zorn, den Howard darauf las.
»He! Krötenfresse! Hier bin ich!«, erklang Rowlfs Stimme.
Das TIEFE WESEN fuhr herum und auch Howard wandte sich in seinem Griff, um einen Blick auf Rowlf zu erhaschen.
Der rothaarige Riese hatte gerade einen dritten Stein ergriffen, warf ihn aber nicht, sondern wedelte herausfordernd mit der hoch über dem Kopf erhobenen Hand und versuchte offensichtlich das Amphibiengeschöpf zu einem Angriff zu provozieren.
Er musste sich nicht sehr anstrengen. Das Geschöpf schien plötzlich jegliches Interesse an Howard zu verlieren, denn es ließ ihn einfach fallen, sodass er aus gut zwei Metern Höhe zu Boden stürzte und das Gefühl hatte, sich dabei jeden einzelnen Knochen im Leibe zu brechen, und stürzte sich mit einem Laut wie eine angreifende Schlange auf den neuen Gegner.
Rowlf beging jedoch nicht den Fehler, sich auf ein neues Kräftemessen mit dem schuppigen Koloss einzulassen. Stattdessen wich er im letzten Moment vor dem heranstampfenden Giganten zurück, ließ sich plötzlich zur Seite fallen und streckte das Bein aus. Das TIEFE WESEN stolperte auch tatsächlich über seinen vorgestreckten Fuß, aber es war einfach zu massig und zu schwer um zu stürzen. Rowlf schrie vor Schmerz auf, als sein Bein einfach zur Seite gefegt wurde und er selbst sich halb um seine Achse drehte, aber das TIEFE WESEN war zumindest aus dem Tritt gekommen. Ein paar Sekunden lang kämpfte es mit grotesk rudernden Armen um sein Gleichgewicht. Vermutlich hätte es diesen Kampf sogar gewonnen, doch Rowlf war bereits wieder auf den Füßen, war mit einem einzigen Satz bei ihm und hämmerte ihm die ineinander gefalteten Fäuste ins Gesicht.
Es gab einen klatschenden, sonderbar weichen Laut, als hätte er in weichen Lehm geschlagen. Das Ungeheuer grunzte vor Schmerz, ruderte noch wilder mit den Armen und stürzte schließlich schwer nach hinten. Rowlf setzte ihm sofort nach, ließ sich mit den Knien voraus auf seine Brust fallen und schlug ihm ein zweites Mal die gefalteten Fäuste vor die Stirn. Diesmal konnte Howard hören, wie das Amphibiengeschöpf vor Schmerz stöhnte.
Aber es war keineswegs besiegt. Mit einem einzigen Hieb fegte es Rowlf von sich herunter, wälzte sich schwerfällig auf die Seite und versuchte wieder auf die Füße zu kommen.
Abermals war Rowlf schneller. Als sich das Ungeheuer taumelnd in die Höhe stemmte, stand er bereits wieder vor ihm. Seine linke Hand grub sich in das schuppige Gesicht des Kolosses, die andere klatschte in den Winkel zwischen seinen Beinen und dann riss er mit einer unvorstellbaren Kraftanstrengung den sicher mehr als dreihundert Pfund wiegenden Körper in die Höhe! Vollkommen fassungslos beobachtete Howard, wie er das vor Schmerz kreischende Ungeheuer länger als eine Sekunde lang hoch über dem Kopf hielt, sich dann einmal um seine Achse drehte und das Geschöpf schließlich mit aller Gewalt zu Boden schmetterte.
Die Schreie des TIEFEN WESENS verstummten. Das Geschöpf zuckte noch einmal und lag dann still. Rowlf taumelte mit einem hörbaren Keuchen zurück, kämpfte noch eine Sekunde um seine Balance und fiel schließlich schwer auf die Knie herab.
Umständlich rappelte sich Howard hoch und lief auf ihn zu. Obwohl er einen respektvollen Bogen um das reglos daliegende TIEFE WESEN schlug, sah er doch, dass zumindest im Moment von dem Geschöpf keine Gefahr mehr ausging. Es war bewusstlos; vielleicht sogar tot, auf jeden Fall aber schwer verletzt.
Doch auch Rowlf sah nicht unbedingt aus, wie man sich den Sieger in einem Kampf vorstellte. Er wankte heftig hin und her und schien Mühe zu haben nicht vollends zu stürzen. Sein Atem ging schnell und rasselnd und an seinem Hals pochte eine Ader im hektischen Takt seines Herzens. Als Howard neben ihm niederkniete und ihn am Arm ergriff, dauerte es eine Sekunde, bis er auch nur die Augen aufschlug und ihn ansah.
»Alles in Ordnung, Rowlf?«, fragte Howard besorgt.
Rowlf machte eine Bewegung, die Howard mit sehr viel gutem Willen als Nicken deuten konnte. »Schon gut«, flüsterte er. »Ich brauch’ nur ’n Momentchen Ruhe. Aber es geht gleich wieder.«
Wie um diese Bemerkung auf der Stelle Lügen zu strafen, kippte er nach vorn und musste hastig den Arm auf
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