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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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TIEFES WESEN, das mit tollpatschigen, langsamen Schritten näher kam. Es war weit genug entfernt, keine wirkliche Gefahr darzustellen, doch Howard bemerkte noch etwas, das ihn im ersten Moment nur überraschte, dann erschreckte und mit einer neuen, furchtbaren Überlegung erfüllte. Die Gespenster waren wieder da. Hier und da türmten sich Schatten über den gezackten Ruinen der Stadt, rauchige Schemen bewegten sich zwischen den zerborstenen Trümmern. Howard blickte das TIEFE WESEN einige Sekunden lang konzentriert an, dann machte er Rowlf mit einer entsprechenden Geste darauf aufmerksam. »Weiter!«, sagte er knapp.
    Das Ungeheuer fiel hinter ihnen zurück und im gleichen Moment erlosch auch das Spiel der Schatten.
    Und wenige Augenblicke später verließ sie ihr Glück endgültig. Howard begriff ein wenig zu spät, dass er ihre Gegner trotz allem unterschätzt hatte. Plötzlich erschienen wie aus dem Boden gewachsen zwei der geschuppten Ungeheuer direkt vor ihnen und ihm blieb nicht einmal genug Zeit zu erschrecken, als sich auch in den Ruinen rechts und links der Straße massige, grün schimmernde Körper erhoben. Rowlf und er fuhren gleichzeitig herum, doch auch hinter ihnen waren TIEFE WESEN aufgetaucht. Sie waren eingekreist.
    Es war ein Kampf ohne die mindeste Aussicht auf Erfolg. Rowlf und er fuhren herum und versuchten eine Lücke in den Reihen ihrer Gegner zu erspähen, durch die sie hindurchschlüpfen konnten, doch die TIEFEN WESEN bewegten sich plötzlich viel schneller, als Howard erwartet oder überhaupt für möglich gehalten hatte. Er wich einer zupackenden, schwimmhautbewehrten Kralle aus, warf sich nach rechts und fast in der gleichen Bewegung wieder nach links, um unter den grapschenden Armen eines zweiten Ungeheuers hindurchzutauchen – und verspürte einen Schlag zwischen die Schulterblätter, der aus seinem Schritt ein hilfloses, in einen lang gestreckten Sturz übergehendes Taumeln werden ließ. Schwer schlug er auf dem Boden auf, rutschte noch ein gutes Stück weiter und versuchte aufzuspringen, aber er hatte sich noch nicht einmal auf ein Knie erhoben, da packte ihn eine Hand, riss ihn mit unmenschlicher Kraft in die Höhe und so derb herum, dass er vor Schmerz aufschrie. Einen Augenblick später legte sich eine zweite, schwammige Riesenhand auf sein Gesicht und erstickte seinen Schrei.
    Howard konnte nichts mehr sehen. Er bekam keine Luft mehr und der Druck auf seinen Arm wurde so stark, dass er glaubte, der Knochen müsse brechen. Verzweifelt schlug und trat er immer heftiger um sich, doch das Wesen, das ihn gepackt hielt, schien die Hiebe nicht einmal zu spüren. Seine Lungen schrien nach Luft. Ein grausamer Schmerz begann sich in seiner Brust auszubreiten und in seinen Ohren war plötzlich ein immer lauter werdendes dumpfes Rauschen und Pochen, das seine Gedanken einzulullen begann. Er spürte, wie seine Kräfte nachließen. Seine Gegenwehr wurde schwächer und erlahmte schließlich ganz und dann wuchs eine dunkle, allumfassende Schwärze in seinen Gedanken heran.
    Aber offensichtlich hatte sein Gegner nicht vor ihn zu töten, denn gerade, als Howards Sinne endgültig zu schwinden drohten, wurde die Hand wieder von seinem Gesicht genommen und er konnte atmen.
    Sekundenlang tat er nichts anderes, als keuchend und tief die Luft in die Lungen zu saugen. Alles drehte sich um ihn. Die Welt vor seinen Augen war zu einem Durcheinander sinnloser, ineinander schwimmender Bilder und Bewegungen geworden. Er sah, wie Rowlf sich ebenso verzweifelt wie sinnlos gegen gleich zwei der grünen Kolosse zur Wehr setzte, ohne verhindern zu können, dass er ebenso wie er selbst gepackt und davongezerrt wurde.
    Seltsamerweise empfand er nicht einmal wirkliche Angst. Es war vorbei. Wenn sie überhaupt je eine Chance gehabt hatten, wieder in ihre Zeit zurückzukehren, so war sie nun unwiderruflich dahin. Die TIEFEN WESEN würden sie zweifellos töten oder ihnen etwas antun, das schlimmer war. Aber er empfand weder wirkliche Angst noch Verzweiflung oder irgendein anderes, tiefer gehendes Gefühl. Allenfalls etwas wie Enttäuschung und ein sanftes Gefühl von Zorn auf das Schicksal, das sich einen derart grausamen Scherz mit ihm erlaubt hatte, ihm nach fünf Jahren Todesgewissheit noch einmal einige Tage der Hoffnung zu gewähren, um ihn schließlich doch ins Verderben zu stürzen.
    Die TIEFEN WESEN bewegten sich weiter ins Herz der Stadt hinein. Das Ungeheuer, das Howard gepackt hatte, hielt ihn so, dass er

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