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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rowlf nicht sehen konnte, doch er nahm genug von seiner Umgebung wahr um festzustellen, dass das Wogen der Schatten und Schemen wieder begonnen hatte und heftiger war als je zuvor. Wieder türmten sich gigantische rauchige Gebilde über den Ruinen auf, wieder bewegten sich Gespenster in den Straßen und es schien ihm, als wären all diese Trugbilder deutlicher, realer als bisher. Und sie verschwanden auch nicht mehr, sondern gewannen immer mehr und mehr an Substanz, bis der Unterschied zwischen Wirklich- und Möglichkeit kaum mehr zu erkennen war.
    Die Furcht klopfte schließlich doch bei Howard an, als er begriff, dass ihr Ziel nichts anderes als die schwarze Pyramide im Herzen R’lyehs war, das Haus Cthulhus selbst, des Schrecklichsten der GROSSEN ALTEN. Als ihm dies klar wurde, versuchte er noch einmal sich gegen den Griff seines Bewachers aufzubäumen, aber das Wesen erstickte seinen Widerstand schon im Keim. Nachdem Schmerz und Atemnot so weit nachgelassen hatten, dass er wieder klar denken konnte, versuchte er nicht mehr sich zu wehren.
    Der Weg zurück ins Herz der Albtraumstadt kam ihm sehr viel kürzer vor als das erste Mal. Schließlich sah er, dass ihr Ziel nicht die schwarze Pyramide selbst, wohl aber ein großes, kuppelförmiges Gebäude unweit deren Eingang war, das von emsig huschenden Schatten schon umgeben war, sodass es kaum noch beschädigt aussah. Rowlf und er wurden hintereinander durch die bizarr geformte Tür ins Innere getragen. Das Gebäude hatte Fenster, aber sein Inneres war trotzdem so dunkel, dass Howard nur Schemen erkennen konnte. Vielleicht lag es auch nicht am mangelnden Licht, sondern daran, dass seine Einrichtungen nicht für menschliche Sinne gedacht waren und sie sie nicht wirklich zu identifizieren vermochten. Sie marschierten auf ein schwarzes, an eine halb geschmolzene und wieder erstarrte steinerne Riesenblume erinnerndes Gebilde zu, in dessen Zentrum eine gezackte Öffnung klaffte, mehr als zwei Meter groß und mit Rändern, die sie wie ein aufgerissenes, zahnbewehrtes Maul erscheinen ließen. Als sie noch zwei Schritte davon entfernt waren, bewegte sich die Dunkelheit dahinter. Ein blasses, unangenehmes grünes Licht glomm auf, flackerte, pulsierte, erlosch wieder und erschien erneut, und diesmal ungleich heller.
    Und eine Sekunde ehe sie hinein- und hindurchtraten begriff Howard, was es war. Vor ihnen lag ein Tor; der Eingang zu dem unbegreiflichen Transportsystem der GROSSEN ALTEN, das im Bruchteil einer Sekunde über die Abgründe des Raumes und der Zeit hinwegführte.
     
    Der Wagen rollte durch die Straßen einer Stadt, aus denen der Regen allmählich auch noch das letzte menschliche Leben herauszuwaschen schien. Es ging auf Mittag zu, aber die Dämmerung schien noch immer anzuhalten; die niedrig hängende Wolkendecke war so dicht, dass sie kaum noch Licht hindurchließ. Die Kanalisation schien nicht mehr in der Lage die Wassermassen aufzunehmen, sodass sich einige der schmalen Nebenstraßen in reißende Wildbäche verwandelt hatten.
    Wir fuhren seit zwei, vielleicht auch schon seit drei oder noch mehr Stunden mehr oder weniger ziellos durch die Stadt. Joshua versicherte mir zwar ununterbrochen, dass wir uns auf der richtigen Spur befanden, aber auch das tat er nun seit zwei oder drei Stunden und allmählich kamen mir doch Zweifel, ob sein Optimismus und sein Blick für die Realität unbedingt übereinstimmten.
    Es hatte nicht einmal lange gedauert, bis Joshua verkündet hatte, seine Diener hätten Robert Cravens Aufenthaltsort gefunden. Sehr viel schwieriger war es hingegen gewesen, einen Wagen zu bekommen. Die Lenker der wenigen Fuhrwerke, die bei diesem Wetter überhaupt noch unterwegs waren, hatten es sich wohl zwei Mal überlegt, einen heruntergekommenen, schmutzstarrenden alten Mann und ein Kind aufzunehmen, die im strömenden Regen am Straßenrand standen und kaum so aussahen, als hätten sie auch nur einen Penny in der Tasche, um die Fahrt zu bezahlen. Ich argwöhnte, dass Joshua schließlich mit seinen magischen Kräften ein wenig nachgeholfen hatte, uns einen fahrbaren (und vor allem trockenen) Untersatz zu besorgen. Aber ich hatte wohlweislich keine dementsprechende Frage gestellt. Es kam mir ohnehin immer unwahrscheinlicher vor, dass Joshua die Farce bisher noch nicht durchschaut haben sollte, die ich ihm vorspielte. Möglicherweise lag es daran, dass auch er selbst unsicher und viel zu sehr damit beschäftigt war, sich nichts davon anmerken zu lassen, um

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