Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
eine wedelnde, ungeduldige Bewegung mit der Linken. Joshua drehte sich herum und schlurfte mit hängenden Schultern auf die Bäume zu. Ein paar Mal sah er über die Schulter zu mir zurück und ich war beinahe sicher, dass er nicht wirklich vorhatte, meinem Befehl zu gehorchen, sondern nur so tat und mir folgen würde, sobald er sicher sein konnte, dass ich es nicht merkte. Aber wenn das so war, dann musste ich es eben hinnehmen. Mein Entschluss ihn zurückzulassen war ohnehin gewagter gewesen, als ich eigentlich riskieren durfte. Und davon abgesehen – wenn es mir nicht gelang, Crowley im allerersten Moment und überraschend zu besiegen, würde es mir überhaupt nicht gelingen. Ich hatte nur diese eine, winzige Chance; nämlich die, dass er wohl damit, dass ich ihn aufspüren und angreifen könnte, zuallerletzt rechnete.
    Die Chancen, dass es mir gelingen würde, schätzte ich ziemlich optimistisch ein. So ungefähr eine Million zu Eins. Gegen mich.
     
    Es war nicht das erste Mal, dass Howard das Transportsystem der GROSSEN ALTEN benutzte. Es war nicht einmal das erste Mal, dass er sich durch die Zeit bewegte. Und doch glich der Schritt durch das Tor nichts, was er jemals zuvor erlebt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er es jetzt zum ersten Mal in Begleitung jener Wesen tat, für die es erschaffen worden war. Vielleicht lag es auch daran, dass er zum ersten Mal ein nicht seit Millionen Jahren vergessenes und aufgegebenes Tor benutzte, sondern eines, das wirklich noch funktionierte, und so, wie seine Erbauer es beabsichtigt hatten. Der grüne, von unheimlichem Pseudoleben erfüllte Schlauch durch die Dimensionen war so, wie er ihn kannte, aber er war nicht länger ein Loch, das eine unbegreifliche Macht durch die Mauern von Raum und Zeit gestoßen hatte, sondern schien vielmehr von einer eigenen düsteren Vernunft erfüllt zu sein, als wären sie auf die Größe von Mikroben geschrumpft, die durch die Adern eines ungeheuerlichen Riesenwesens krochen. Ohne es zu ahnen, war Howard mit diesem Vergleich dem Geheimnis der Tore näher gekommen als je ein lebender Mensch vor ihm, doch er war nicht in der Lage, dass ihm dieses Wissen irgendetwas nutzte. Der Transport dauerte nicht lange; und selbst wenn es anders und er in der Lage gewesen wäre, über sein neu erworbenes Wissen nachzudenken und irgendeinen Vorteil daraus zu ziehen, so hätten seine Bewacher dies verhindert, denn sie hielten Rowlf und ihn weiter mit unüberwindlicher Kraft gepackt.
    Nach einer Zeit, die Howard nicht zu bestimmen imstande war, erschien am Ende des leuchtend grünen Tunnels ein dunkler Fleck, der rasch zu einer unregelmäßig geformten, sich bewegenden Öffnung wurde, durch die sie schließlich in einen niedrigen, diesmal aus Stein bestehenden Raum hinaustraten. Endlich lockerte sich der entsetzliche Griff um Howards Körper ein wenig. Er wurde grob zu Boden gestoßen, fiel auf die Knie herab und blieb einen Moment benommen sitzen. Hinter ihm ertönten eine Reihe von Zisch- und Grunzlauten, mit denen sich die TIEFEN WESEN offensichtlich verständigten, dann hörte er eine wohl bekannte menschliche Stimme, die Verwünschungen und Flüche ausstieß und einen Moment später in einen wütenden Schmerzlaut überging, als auch Rowlf wieder zurück in die Wirklichkeit gestoßen wurde.
    Er hob den Kopf und sah, wie sein Diener und Freund auf die Knie fiel, sofort hochzuspringen versuchte und sich damit einen fast nachlässig geführten Hieb einhandelte, der ihn trotzdem hilflos nach hinten und auf den Rücken fallen ließ. Rowlf stöhnte vor Schmerz und Zorn und ballte die Fäuste, aber er war klug genug, liegen zu bleiben und die beiden TIEFEN WESEN, die neben ihm standen, nicht weiter zu provozieren.
    Howard hielt nach dem Tor Ausschau. Wie er erwartet hatte, erblickte er es als grün leuchtende, ungleichmäßig geformte Öffnung in der gegenüberliegenden Wand ihres Gefängnisses. Seine Ränder zuckten und ein krank wirkendes, grünes Licht tropfte wie leuchtende Flüssigkeit daraus hervor und versickerte im Boden. Einen Augenblick später begann die ganze, unheimliche Erscheinung zu flackern und verschwand schließlich.
    Da ihre Wache nichts dagegen einzuwenden zu haben schien, erhob sich Howard wieder auf Hände und Knie und kroch zu Rowlf hinüber. Der rothaarige Hüne lag stöhnend auf dem Rücken. Sein Gesicht war geschwollen, wo ihn die Hiebe der TIEFEN WESEN getroffen hatten, und im ersten Moment schien er Howard gar nicht zu erkennen,

Weitere Kostenlose Bücher