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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich damals etwas wie die Erinnerung an R’lyeh erlebt hatte, das Bild der SCHWARZEN STADT in ihrer vollen Blüte, so war es nun wirklicher Stein, über den ich schritt, ein Stein, der zwei Mal hundert Millionen Jahre in den Tiefen des Ozeans geschlummert hatte, ehe er wieder an seine Oberfläche emporstieg. Trotz dieser unvorstellbaren Zeitspanne wirkte die Stadt auf eine schwer in Worte zu fassende Weise sauber. Überall zwischen den Häusern, in Felsspalten und Ritzen hatten sich schimmernde Pfützen gesammelt, doch ich sah nicht die geringste Spur von Leben, keine Algen, keine Pflanzen, keinen einzigen toten Fisch, der mit emporgespült worden wäre, nichts. Die unheimliche Magie ihrer Schöpfer hatte diese Stadt so bewahrt, wie sie vor Äonen im Meer versunken war, nachdem die ÄLTEREN GÖTTER die GROSSEN ALTEN geschlagen und vom Antlitz der Erde verbannt hatten.
    Dann fiel mein Blick auf etwas, das vor uns lag, viel zu weit entfernt, um es wirklich zu erkennen. Trotzdem ließ mich sein Anblick schaudern. Der Schatten war gigantisch, von kantiger, unangenehm anzuschauender Form und einem so tiefen Schwarz, wie ich es niemals zuvor erblickt hatte.
    Ich blieb stehen. Der bloße Gedanke an das, was dort vorne lag, ließ mir schier das Blut in den Adern gerinnen.
    Joshua schien mein Zögern nicht einmal zu registrieren, denn er ging langsam und unter seiner Last wankend weiter, doch Crowley verhielt ebenfalls im Schritt, drehte sich zu mir herum, und ich erwartete, dass er mich zum Weitergehen auffordern würde. Aber er tat es nicht, sondern sah mich nur an und ich erkannte etwas in seinem Blick, das meine Verwirrung vollkommen machte. Kein Zorn. Kein Triumph. Etwas wie Mitleid, gepaart mit einer deutlichen Spur von Trauer.
    Ich schauderte. Welches Schicksal mochte mich erwarten, dass selbst dieser Mann Mitleid mit mir empfand?
    »Das ist … Cthulhus Haus, nicht wahr?«, flüsterte ich. »Die Schwarze Pyramide.«
    Crowley nickte. »Was sonst?«
    »Wir sind hier, um ihn zu erwecken«, fuhr ich fort ohne ihn anzusehen, sondern den Blick weiter starr auf den kolossalen schwarzen Schatten vor uns gerichtet.
    »Alles wird geschehen, wie es geschehen muss«, antwortete Crowley geheimnisvoll.
    »Das können Sie nicht wirklich wollen«, fuhr ich fort. »Er wird auch Sie vernichten, Crowley, und den Jungen.«
    Crowley lächelte. »Er ist unser Herr.«
    »Sie verstehen das nicht«, sagte ich. Ich hätte Verzweiflung empfunden, hätte ich noch die Kraft dazu gehabt. »Dieses Wesen kennt keine Worte wie Mitleid oder Dankbarkeit. Für Cthulhu sind wir nur … Staub. Schmutz unter seinen Füßen, den er zermalmt, ohne es auch nur zu merken.«
    »Ich muss tun, was getan werden muss«, antwortete Crowley ruhig. »Und wenn es meinen Tod bedeutet, so spielt auch das keine Rolle. Ich dachte, dass Sie das verstehen, Robert. Schließlich haben auch Sie oft genug Ihr Leben riskiert, um anderen zu helfen oder auch einfach nur Ihrer Berufung zu folgen.«
    »Und Ihre Berufung ist es, der menschlichen Rasse den Untergang zu bringen?«, fragte ich bitter.
    Crowley schwieg dazu und so fuhr ich nach einer Sekunde fort: »Lassen Sie wenigstens den Jungen da raus. Ich weiß, dass Sie ihn brauchen, um auf mich aufzupassen. Aber das ist nicht mehr nötig. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich nicht mehr widersetze, ganz gleich, was geschieht.«
    »Sie verstehen immer noch nicht, Robert«, sagte Crowley, wieder mit diesem dünnen, geheimnisvollen Lächeln. »Es geht nicht um mich oder Sie oder den Jungen. Wir alle drei müssen dort hin um zu tun, was getan werden muss.«
    »Was getan werden muss …«, wiederholte ich. Die nächsten Worte schrie ich: »Warum sprechen Sie es nicht aus?! Um die GROSSEN ALTEN zu erwecken!«
    Crowley schwieg. Ich stand vor ihm, hatte die Fäuste geballt und mich, ohne es selbst zu bemerken, halb nach vorne gebeugt, als wollte ich mich auf ihn stürzen. Aber er sagte kein Wort, sondern sah mich nur an und nach einigen Sekunden verrauchte mein Zorn so rasch, wie er gekommen war.
    »Sagen Sie mir wenigstens, warum«, sagte ich leise. »Warum dieses grausame Spiel? Warum haben Sie mich nicht schon damals hierher gebracht, als Sie mich das erste Mal in Ihrer Gewalt hatten?«
    »Weil der Moment noch nicht gekommen war«, antwortete Crowley. »Es muss der richtige Ort sein, es müssen die richtigen Menschen sein und es muss die richtige Zeit sein. Alles ist nun gekommen. Und nun lassen Sie uns weitergehen, Robert. Unser

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