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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in unmittelbarer Nähe der Küste. Vielleicht war das auch so. Ich hatte keinen Beweis, dass wir uns wirklich noch in England aufhielten. Ich konnte nicht einmal sicher sein, ob wir wirklich noch in unserer Welt waren. Vielleicht war es nicht einmal so, dass R’lyeh zu uns gekommen war, sondern vielleicht kamen wir zu ihr, drangen in ihr finsteres Universum des Vergessens und Schreckens ein und entfernten uns mit jeder Sekunde mehr von jenem Punkt, an dem eine Rückkehr noch möglich gewesen wäre.
    Und schließlich näherten wir uns doch ihren Ufern. R’lyeh erhob sich auf einer gewaltigen Felseninsel aus schwarzem Stein, doch es war selbst aus der Nähe nicht genau zu sagen, wo diese aufhörte und die verdrehten, missgestalteten Gebäude der Stadt begannen, was von der Hand der Natur und was von der der schwarzen Götter von den Sternen erschaffen worden war. Ich suchte vergebens nach Bewegung oder irgendeiner Spur von Leben zwischen den schwarzen Straßenschluchten. R’lyeh erhob sich groß und gigantisch und unvorstellbar hässlich über uns, doch auch bar jeglichen Lebens. Noch. Ich machte mir nichts vor. Unser Hiersein konnte nur einen einzigen Grund haben.
    Das Boot wurde langsamer, als wir uns den steinernen Ufern der Stadt näherten, und kam schließlich ganz zur Ruhe. Crowley stand auf, sprang mit einem Satz, der das ganze Boot wanken ließ, ans Ufer hinab und streckte die Arme aus. Joshua reichte ihm seine Kiste, sprang dann selbst aufs Ufer und nahm Crowley die Last wieder ab.
    Auch ich erhob mich, wenn auch weitaus langsamer und zögerlicher als die beiden. Crowley sah mich auffordernd an und schwieg, aber natürlich wusste ich, was er von mir erwartete. Aber ich zögerte noch einmal. Dies war der unwiderruflich letzte Moment, in dem es noch in meiner Macht lag, irgendetwas zu tun. Wenngleich sich dieses irgendetwas auch darauf beschränkte, ins Wasser zu springen und damit Selbstmord zu begehen. Aber ich wusste, wenn ich auch nur einen Fuß auf den schwarzen Stein vor mir setzte, dann hatte ich nicht einmal mehr diese Wahl.
    »Das hätte keinen Sinn, Robert«, sagte Crowley, als hätte er meine Gedanken gelesen. Aber das war im Moment vermutlich nicht sehr schwer. Er sah mich durchdringend an und lächelte. »Glauben Sie mir, es wäre ein vollkommen sinnloses Opfer. Und Sie könnten es nicht einmal. Sie würden es nicht zulassen.«
    Und auch damit hatte er Recht, das spürte ich. Ich war längst nicht mehr Herr meiner eigenen Entscheidungen.
    Langsam ging ich zum vorderen Ende des Bootes und sprang auf das Ufer herab, wobei ich mich jedoch so ungeschickt anstellte, dass ich um ein Haar ausgeglitten und gestürzt wäre. Crowley griff rasch zu und hielt mich mit erstaunlicher Kraft fest. Als er sicher war, dass ich wieder aus eigenem Vermögen stehen konnte, schob er mich auf Armeslänge von sich fort, zog wieder sein Messer und setzte die Klinge auf die Stricke, die meine Hände aneinander banden. Dann sah er mich durchdringend an.
    »Geben Sie mir Ihr Ehrenwort?«, fragte er.
    Ich war so verblüfft, dass ich im ersten Moment nicht antworten konnte. Glaubte Crowley tatsächlich, sich auf etwas wie ein Wort verlassen zu können, in einer Situation wie dieser, in der nicht das Schicksal eines einzelnen Menschen auf dem Spiel stand, sondern das ganzer Völker, vielleicht der gesamten menschlichen Spezies? Er musste verrückt sein.
    »Nein«, sagte ich.
    In Crowleys Augen erschien ein dünnes Lächeln, das mich noch mehr verwirrte als seine Frage. Zu meiner grenzenlosen Überraschung bewegte er das Messer mit einem raschen, kraftvollen Schnitt nach unten, sodass es meine Fesseln durchtrennte. »Ich hätte es nicht getan, wenn Sie irgendetwas anderes geantwortet hätten«, sagte er. Und erst in diesem Moment begriff ich, dass es ihm nicht darauf angekommen war, irgendein Versprechen von mir zu erhalten. Aber ich hatte die Wahrheit gesagt und das schien wichtig.
    Joshua nahm seine Kiste wieder auf und wir begannen langsam in die SCHWARZE STADT hineinzugehen. Trotz allem begann sich nach einer Weile etwas wie eine fast wissenschaftliche Neugier in mir breit zu machen, wenngleich ich auf Schritt und Tritt auf neue Schrecken, neuen Wahnsinn stieß. Ich hatte diese Stadt schon einmal betreten, wenn auch nicht in dieser Welt und zu dieser Zeit, und doch erkannte ich, dass es das gleiche R’lyeh war, auf dessen Substanz gewordenen Schatten ich im Labyrinth des Wahnsinns in Amsterdam gestoßen war. Doch während

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