Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
oder lasse, und wen ich zu mir einlade.«
    MacIntosh maß mich mit einem Blick, der so voller Verachtung und Arroganz war, wie ihn auf der ganzen Welt wohl nur ein Brite zustande bringen konnte.
    »Ich fürchte, ich kann Ihre Auffassung nicht ganz teilen«, sagte er. »Das Hilton ist keine Absteige, Mister Craven. Es kommt nicht nur auf das Geld an, das unsere Gäste zahlen. Wir haben auf unseren Ruf zu achten und ich fürchte, Ihr Verhalten …«
    »… bringt Ihr famoses Etablissement in Verruf?«, half ich aus, als er nicht weitersprach.
    »Nun, so … würde ich das nicht ausdrücken«, antwortete MacIntosh unglücklich. »Es ist nur … Sie müssen mich verstehen. Es ist nicht nur Ihr Freund. Es sind … diese Geräusche, und die Gerüche.« Er schnüffelte demonstrativ und auch ich sog ganz instinktiv prüfend die Luft ein. Der erbärmliche Gestank, der mir vorhin aus dem Wandschrank entgegengedrungen war, war zwar nicht mehr da, aber etwas davon schien noch immer meinen Kleidern anzuhaften. Ganz automatisch trat ich ein kleines Stück von MacIntosh zurück.
    »Tja, Mister MacIntosh«, sagte ich in bedauerndem Tonfall. »Dann sehe ich im Grunde nur noch die Möglichkeit, dass wir uns trennen.«
    MacIntosh blinzelte. »Meinen Sie das ernst?«, fragte er verblüfft. Offensichtlich kam sogar ihm selbst dieser Sieg zu leicht vor. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit dem Hotelpersonal aneinander geriet, und ganz offensichtlich verfügte ich bereits über einen gewissen Ruf, sodass er sich auf einen weitaus langwierigeren Kampf vorbereitet zu haben schien. Womit er nicht ganz Unrecht hatte.
    »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Ich verstehe Sie durchaus. Wenn Sie also tatsächlich kündigen wollen, schreibe ich Ihnen gerne eine Empfehlung. Einer meiner Freunde besitzt ein kleines Hotel in Dublin. Ich kann mir vorstellen, dass er noch einen tüchtigen Oberkellner gebrauchen kann.«
    MacIntosh ächzte. Seine Augen quollen ein Stück weit aus den Höhlen, während sein Gesicht alle Farbe verlor. Sein Unterkiefer klappte herunter, aber er gab keinen Laut von sich.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mister MacIntosh?«, fragte ich.
    MacIntosh starrte mich noch eine Sekunde lang fassungslos an, dann fuhr er auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Zimmer. Wahrscheinlich hätte er die Tür hinter sich ins Schloss geworfen, wäre er ohne größere akrobatische Kunststücke an die Klinke gekommen.
    Rowlf lachte schadenfroh, aber mir gelang es nicht, ein ungutes Gefühl völlig zu unterdrücken. MacIntosh würde mir noch Schwierigkeiten machen, das fühlte ich.
    Aber im Moment hatte ich wahrlich andere Sorgen. Ich drehte mich wieder herum und blickte die Tür des Einbauschrankes an; und während ich es tat, klammerte ich mich für die Dauer der Zeitspanne, die diese Bewegung brauchte, mit aller Gewalt an die Hoffnung, nichts anderes zu erblicken als eine ganz normale – und vor allem unbeschädigte – Schranktür; was bedeutet hätte, dass mein furchtbares Erlebnis von gerade nichts weiter als ein übler Traum gewesen war.
    Wenn es so war, dann dauerte er noch an. Der beinahe fingerbreite Riss in der Tür war nicht zu übersehen. Ich wunderte mich ein bisschen, dass MacIntosh mich nicht darauf angesprochen hatte.
    Mein Arm begann wieder zu pochen. Instinktiv hob ich die Hand, betastete die schmerzende Stelle – und zog die Finger überrascht zurück, als ich die Wunde sah. Sie hatte mittlerweile wie Feuer zu brennen begonnen, aber es war keine Verbrennung und auch kein Riss oder Schnitt. Was ich auf meinem linken Oberarm entdeckte, das war eine runde, bläulich unterlaufene Schwellung, in deren Mitte sich eine Anzahl winziger roter Einstiche befand.
    Es war ein Abdruck. Der Abdruck eines Saugnapfes, wie man ihn auf dem Fangarm eines Tintenfisches oder einer Krake findet.
    Nur, dass es ein Saugnapf mit einem Durchmesser von gut sechs oder sieben Inches gewesen sein musste …
     
    McGiven fror. Es hatte mit einem leichten Zittern der Hände angefangen, und einem Gefühl, als hätte er kaltes Glas berührt, aber mittlerweile zitterten nicht nur seine Finger. McGiven schlotterte vor Kälte am ganzen Leib. Eisige Schauer jagten in ununterbrochener Folge über seinen Rücken, und seine Beine fühlten sich von den Knien abwärts taub an. Seine Füße spürte er schon gar nicht mehr; fast, als wären sie zu Eisklötzen erstarrt.
    Dabei hätte er eigentlich nicht frieren dürfen. Es war nicht besonders kalt und

Weitere Kostenlose Bücher