Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
wird unsterblich, wer keines hat, krepiert in der Gosse, was in einem Nebenstrang des Spiels schön illustriert wird. Dort geht es um eine Frau, die sich den Triaden ausgeliefert hat, um sich augmentieren zu lassen. Anders hätte sie gegen die Konkurrenz in ihrem Beruf keine Chance, doch jetzt ist sie praktisch zur Leibeigenen von Verbrechern geworden, verschuldet bis an ihr Lebensende.
Neo-Renaissance am Controller – wie viel Philosophie passt in ein Spiel?
Genau das sind die Standpunkte, die in der realen Debatte ausgetauscht werden. Wer aufmerksam spielt, wird sie finden. Überall in der Spielwelt verbergen sich Bücher, die darauf warten, gelesen zu werden. Bücher, in denen die Ursprünge der Augmentierung erklärt werden, Namen von führenden Wissenschaftlern und auch die Argumente dafür und dagegen genannt werden. Man kann das Spiel auf diese Weise spielen und sich überlegen, wie man selbst dazu steht, während man Adam Jensen eine Augmentierung nach der anderen verpasst. Einfach um zu sehen, wie sich das Spiel verändert, wenn man eine bestimmte Herangehensweise wählt. Und man kann sich gleichzeitig etwas gruseln bei der Vorstellung, man könnte sich selbst solche Dinge einbauen lassen. Man kann das Spiel aber auch ganz ohne Hintergedanken spielen. Dann macht es immer noch großen Spaß und ist immer noch einer der vielseitigsten Titel der letzten Zeit. Was man allerdings verpassen würde, ist eine Antwort auf Mary DeMarles Frage: »Wie viel Philosophie passt in ein Spiel?« Bei Deus Ex: Human Revolution lautet sie: sehr viel!
Carsten Görig
F.E.A.R. 3
Warner Bros. Interactive Entertainment · Shooter · PC, Xbox 360, Playstation 3
Die Horror-Serie F.E.A.R. , in der paranormale Ereignisse wie Telekinese oder Telepathie eine Schlüsselrolle spielen, erhält mit dem dritten Teil einen deutlich actionlastigeren Ableger. Der Spieler schlüpft im Solospieler-Part in die Rolle von Point Man, einem genetisch manipulierten Soldaten mit übermenschlichen Reflexen
(der berühmte Bullet-Time-Modus), und muss sich unter anderem gegen die paranormalen Angriffe von Alma (einer eigentlich bedauernswerten und missbrauchten Kreatur) zur Wehr setzen. Dem Spieler steht in F.E.A.R. 3 zudem ein Geistwesen zur Seite. Skurrilerweise ist dies der von Point Man getötete Paxton Fettel (ein telepathisch begabter Kannibale), der wiederum der leibliche Bruder von Point Man ist. Um dem absurden Geschehen die Krone aufzusetzen, sind beide Brüder auch noch die Söhne von Alma.
In F.E.A.R. 3 ist Alma erneut schwanger und droht, ein gefährliches Geschöpf mit noch stärkeren PSI-Fähigkeiten in die Welt zu setzen. Der Spieler hat nun die Aufgabe, dies zu verhindern. Leider ist die Spielgeschichte recht verwirrend erzählt. Wenn man die Vorgänger nicht kennt, tappt man storytechnisch gerade zu Beginn der Handlung ziemlich im Dunkeln.
Wie schon in den vorherigen F.E.A.R. -Spielen wird man mit einer Menge gruseliger Situationen konfrontiert. Doch der Grusel in F.E.A.R. 3 manifestiert sich spürbar gewalttätiger als in den vorherigen Folgen und wird in vielen Fällen nicht mehr so subtil aufgebaut. Die Solospieler-Kampagne bietet solide Shooter-Action mit zum Teil kniffligen Kämpfen und einem schick anzusehenden Zeitlupen-Modus. Oft ist es notwendig, das hervorragende Deckungssystem zu nutzen oder kurzzeitig in den Bullet-Time-Modus zu wechseln. Das Geistwesen Paxton Fettel kommt viel zu selten zum Einsatz (Fettel kann beispielsweise Besitz von anderen Menschen ergreifen) und wirkt daher künstlich in den Handlungsverlauf eingebunden. Zudem nerven dessen regelmäßige Kommentare und zerstören so manch mühevoll aufgebauten Spannungsbogen.
F.E.A.R. 3
Auf grafischer Seite gibt es kaum etwas auszusetzen. Zwar ist die Grafik-Engine nicht mehr State of the Art, und einige Texturen könnten durchaus etwas höhere Auflösungen vertragen, dennoch macht die Spielwelt – das Grusel-Ambiente betreffend – einen stimmungsvollen Eindruck. Eigentliches Ärgernis ist jedoch die sogar für einen 3D-Shooter relativ kurze Spielzeit. Als kleiner Ausgleich findet sich dafür in F.E.A.R. 3 ein hervorragender Multiplayer-Part inklusive einem originellen Koop-Modus.
Gerd Frey
GRAY MATTER
dtp · Adventure · PC, Xbox 360
Das stimmungsvoll inszenierte Mystery-Adventure Gray Matter entstammt der Feder jener Adventure-Autorin, die schon für die Gabriel-Knight -Reihe (ein Computerspieleklassiker) verantwortlich zeichnete. Obwohl
Weitere Kostenlose Bücher