Heyne Galaxy 02
Hilfe anfordern konntest, wenn es notwendig sein sollte?«
Ingomar nickte stumm.
Pisces II scharrte mit den Füßen im Sand.
»Dummheit!« stellte er fest. »Ein anderes Wort gibt es dafür nicht.«
»Oh, es gibt eine ganze Menge anderer Worte dafür«, widersprach Pisces I eifrig. »Tapferkeit, Verzweiflung, Leichtsinn. Ich bin überzeugt«, wandte er sich dann an Ingomar, »daß du dir der Tatsache auch bewußt bist, wie selten das Vorkommen intelligenter Rassen im Universum ist. Als du von uns hörtest, hast du nicht lange überlegt, sondern bist sofort losgeflogen, um uns zu finden. Das ist Tapferkeit und Mut, ohne Zweifel. Du bist verzweifelt, weil das Universum so gut wie leer ist. Du bist aber auch leichtsinnig, weil du die Grenzen der Funkverbindung überschritten hast.«
»Wir müssen ihm helfen«, schlug Pisces II vor.
»Natürlich müssen wir ihm helfen. Aber zuerst soll er sich besser einrichten. Er wird lange warten müssen.«
»Danke«, sagte Ingomar, von ihrer Anteilnahme zutiefst bewegt. »Aber ihr könnt mir nicht helfen. Oder habt ihr eine Möglichkeit, eine Funknachricht über die große Entfernung zu schicken?«
»Ja, in gewissem Sinn.« Pisces II trippelte näher heran. »Du mußt…«
Er kam nicht weiter. Pisces I sprang ihn an und warf ihn zu Boden. Dann sah er Ingomar an.
»Versprichst du, uns mitzunehmen, wenn wir dir helfen?«
Ingomar brauchte nicht lange zu überlegen.
»Natürlich«, erwiderte er.
»Dann werden wir dir helfen. Richte dich hier häuslich ein. Du hast bestimmt eine entsprechende Einrichtung bei dir, um außerhalb des Schiffes zu kampieren.«
»Ja, eine aufblasbare Hütte. Sie ist bequem und geräumig.«
»Ausgezeichnet«, sagte Pisces I. »Dann hole sie aus dem Schiff.«
Ingomar tat es. Als er das Plastikmaterial auseinanderfaltete, um es zum Aufblasen vorzubereiten, wurde er von Pisces II daran gehindert.
»Nicht hier. Es wird lange dauern, bis das Rettungsschiff eintrifft, mindestens vierzig Tage. Du wirst es nicht ertragen, dein umgestürztes Schiff täglich sehen zu müssen. Ich würde vorschlagen, hinter den Hügel dort zu gehen.«
Pisces I lachte.
»Jetzt hat er endlich einmal seinen Verstand gebraucht, denn er hat recht. Komm, wir helfen dir.«
Gemeinsam schleppten sie das schwere Zelt hinter den Hügel, von wo aus das Schiff nicht mehr zu sehen war, dann holten sie Lebensmittel, Ausrüstung und Bücher.
Als die Vögel sich verabschiedeten, sagten sie:
»Wir werden nicht eher zurückkehren, bis das Schiff da ist. Mache dir keine Sorgen. Entferne dich auch nicht zu weit von der Hütte oder von deinem Schiff. Lorrane ist der trostloseste Planet des Universums. Und beunruhige dich nicht. Wir wissen nicht, ob wir es in vierzig Tagen schaffen. Es kann auch siebzig oder achtzig dauern.«
Sie flogen davon.
Ingomar richtete sich auf die Wartezeit ein.
Er lag immer noch in dem heißen Sand. Der Rücken und die nackten Arme schmerzten vor Sonnenbrand. Vielleicht hatte er das Bewußtsein verloren, aber jetzt kam er wieder zu sich. Die Schmerzen ließen nach, als die kühlende Salbe in die Haut eindrang.
Salbe?
Er öffnete mühsam die Augen. Auch sie taten weh. Der Sand war grell und reflektierte das mörderische Sonnenlicht. Aber dann sah er…
… er sah das Schiff!
Es stand keine fünfzig Meter von ihm entfernt, nicht schlank und torpedoförmig wie das seine, sondern rund und dick wie ein Ei. Wie ein Ei, das ein gigantischer Vogel in die Wüste gelegt hatte.
Ein Vogel…?
Ingomar mußte lachen, als er an Vögel dachte. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Pisces I oder Pisces II ein Ei legen würden. Sie hatten ihn im Stich gelassen. Er lachte trotzdem. Das Schiff mußte eine Halluzination sein.
Aber dann hörte er plötzlich auf zu lachen. Das Riesenei war immer noch da. Und es war kein Ei, sondern wirklich ein Schiff. Die Außenluke stand weit offen. Pisces II kam gerade heraus und zog eine Art Bahre auf Rädern hinter sich her.
»Ein Schiff! Wahrhaftig, ein Schiff!« rief Ingomar aus und schämte sich seiner Tränen nicht. »Wessen Schiff ist es?«
»Das unsere«, erklärte Pisces I.
»Eures?« Ingomar fühlte immer noch Schmerzen, als er sich aufrichtete. Pisces I kam hinter ihn und half ihm dabei. »Wo habt ihr es her?«
»Oh«, sagte Pisces II vorlaut. »Wir hatten es schon immer.«
»Du sollst den Schnabel halten!« fuhr Pisces I dazwischen. »Er hat mich gefragt, nicht dich.«
»Sei du lieber ruhig, sonst starte ich und lasse dich
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