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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Tentakel. Sie fiel in einen Haufen Kabel.
    »Srin«, jammerte Lirld. »Das Ungeheuer – siehst du seine Augen? Was kommt aus seinen Augen? Es ist… es ist…«
    Weiter kam er nicht. Der schwarze Koffer bekam einen Riß, und eine dunkle Flüssigkeit quoll dick hervor. Seine Tentakel wurden plötzlich schlaff und fielen in sich zusammen wie bei einer Seeanemone, die auf den Strand gespült wird. Die bisher so klaren Augen wurden braun.
    »Srin…« Die Impulse waren ganz schwach und für Manship kaum wahrnehmbar. »Hilf mir … das flachäugige Monster … es ist…«
    Und dann löste er sich auf. Wo eben noch Professor Lirld gestanden hatte, war nun eine Lache zäher, dicker Flüssigkeit. Sie kroch über den Boden dahin und breitete sich nach allen Seiten aus.
    Manship starrte darauf und begriff nichts. Er begriff eigentlich nur noch, daß er lebte.
    Ein jagender Gedankenimpuls von Todesfurcht erreichte ihn von Srin. Der Assistent stieß sich mit seinen Tentakeln von der Wand ab, an der er gestanden hatte. In weitem Bogen segelte er quer durch den Saal, genau auf die gegenüberliegende Wand zu. Ein Zickzackmuster öffnete sich, dann war er verschwunden.
    Das also ist der Ausgang, dachte Manship automatisch und erleichtert ohne jedoch alles zu verstehen. Das kam erst nach und nach, und sehr langsam. Er lebte – Fakt eins. Lirld war tot – Fakt zwei. Srin war in panischem Schrecken vor ihm geflohen – das war die dritte Tatsache.
    Was sollte er daraus folgern?
    Lirld hatte geschossen und ihn verfehlt. Als er das zweitemal schießen wollte, war irgend etwas geschehen. Dabei besaß Manship keine Waffe. Auch konnte er sich nicht entsinnen, auf dieser fremden Welt einen Bundesgenossen zu haben. Vorsichtig sah er sich um. Schweigen und absolute Stille. Er war allein im Laboratorium.
    Was hatte der Professor sagen wollen, bevor er sich in die schwarze Flüssigkeit verwandelte? Etwas über Manships Augen? Etwas, das aus diesen Augen herauskam?
    Manship bedauerte den Tod des Flefnoben. Das Wesen, so unähnlich es ihm äußerlich auch gewesen sein mochte, war ein Wissenschaftler gewesen. Wie er, wenn auch auf anderem Gebiet. Es war trotz allem sympathisch gewesen. Manship fühlte sich vereinsamt und ein wenig schuldig.
    Seine Überlegungen wurden durch eine Beobachtung unterbrochen, die von Sekunde zu Sekunde an Bedeutung gewann. Die Zickzacköffnung, durch die Srin entkommen war, begann sich wieder zu schließen. Soweit Manship wußte, war sie der einzige Weg ins Freie, denn das Loch in der Decke konnte er ohne Hilfsmittel nicht erreichen.
    Er stieß sich mit aller Wucht von dem Tisch ab und lief durch den Saal, auf die Öffnung zu. Er erreichte sie. Und er war fest entschlossen, durch sie hindurchzugelangen, denn er hatte keine Lust zu warten, bis die Polizei mit jenen Mitteln ankam, die man hier an Stelle von Tränengas und Maschinengewehren einsetzte. Außerdem war es unbedingt notwendig, Rabd zu erreichen und sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Wie, das war eine Frage, die jetzt noch Zeit hatte.
    Die Öffnung erweiterte sich, als er näherkam. Fotoelektrik, dachte Manship erleichtert. Oder eine Mechanik, die auf Annäherung von Materie reagierte.
    Er zwängte sich durch, und zum erstenmal stand er direkt auf der Oberfläche des fremden Planeten unter dem Nachthimmel.
    Es war ein Himmel, dessen Anblick ihm den Atem raubte. Für den Augenblick vergaß er, daß er mitten in einer Stadt der Flefnoben war, deren seltsam geformte Häuser sich in langen Straßenzügen nach allen Seiten erstreckten.
    Es waren unvorstellbar viele Sterne. Sie erzeugten ein Zwielicht, wie es auf der Erde selbst bei klaren Vollmondnächten nicht möglich gewesen wäre. Es war so hell, als seien ein halbes Dutzend Monde zersprungen und die Trümmer hätten sich über den ganzen Himmel verteilt.
    In diesem Gewimmel war es unwahrscheinlich, eine Konstellation zu bestimmen. Hier orientierte man sich nicht nach Sternbildern, sondern nach der Helligkeit der Ballungen. Hier sah man nicht nur die Sterne, hier lebte man mit ihnen.
    Manship spürte, daß seine Füße feucht waren. Er sah hinab und stellte fest, daß er in einem Bach stand – in einem Bach mit roter Flüssigkeit. Das Licht war hell genug, ihn noch andere Bäche erkennen zu lassen. Alle hatten eine andere Farbe, und alle flössen sie parallel zueinander in eine ganz bestimmte Richtung. Was sie bedeuteten, konnte er nicht ahnen, und es interessierte ihn jetzt auch nicht. Er war schon

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