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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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dem Fernsehschirm oder den Lautsprechern verbringen, während die Erwachsenen mit den Aufgaben beschäftigt waren, die ihnen die Kinder gestellt hatten. Es gab zahlreiche Gebiete, auf denen sich Väter und Mütter bewähren durften – sie mußten Lederarbeiten machen, mit Pfeil und Bogen schießen, Blätter sammeln und bestimmen, kochen, Bootsrennen austragen, schwimmen, Spurenlesen, Volleyball spielen und manches mehr.
    Die Aufgabe der Kinder erschöpfte sich darin, ihre Eltern zu beurteilen. Und sie waren eine ausgesprochen kritische Jury. Obwohl sie es nicht für nötig hielten, sich selbst an den Wettbewerben zu beteiligen, um die Schwierigkeiten der einzelnen Disziplinen kennenzulernen, fällten sie doch recht harte Urteile und verteilten freizügig Minuspunkte, die für den betroffenen Elternteil Mehrarbeit auf anderen Gebieten mit sich brachten. Um ihren Kindern zu gefallen, widmeten sich die Eltern den ihnen gestellten Aufgaben mit größtmöglicher Konzentration.
    Als die Bevölkerung nach Abschuß der Raketen aufgefordert wurde, in den Adytums Zuflucht zu suchen, hatten sich die Lagerbewohner sofort auf den Weg gemacht. Kurz darauf saßen die Erwachsenen bereits zusammen, um Arbeitsgruppen zu bilden, deren Aufgabengebiete festgelegt werden mußten, während sich die Kinder in den Fernsehraum zurückzogen, um sich dort die von der Regierung ausgewählten Aufzeichnungen anzusehen.
    Und dort hatten die Kinder den großen Entschluß gefaßt. Irgendeiner war unwillig aufgestanden und hatte, ohne den Blick von dem großen Fernsehschirm zu lösen, gesagt: »Wozu brauchen wir sie überhaupt?«
    Wenig später waren sie auf den kleinen Schrank gestoßen, der die Äxte enthielt, und zartfühlenderweise kam man überein, daß ein Kind seine eigenen Eltern nicht selbst zu töten brauchte. Am späten Nachmittag fielen sie dann über die Erwachsenen her, die derart überrascht und entsetzt waren, daß sie keinen Widerstand leisteten. Arthur Pomroy, der Lagerleiter, der sich seine blumenreiche Sprache bis zum Schluß bewahrte, prägte den Namen für diesen Tag, als er – von einer Klinge durchbohrt – ausrief: »Tag des Blutes, heraufbeschworen von den unwürdigen Priestern des Adytums …!«
    Als später andere Erwachsene Einlaß begehrten, verschaffte man ihnen Zutritt zu einer der Schleusen und tötete sie. Schließlich kam niemand mehr. Eine Zeitlang herrschte im Verbrennungsraum Hochbetrieb, doch alles funktionierte zur vollsten Zufriedenheit.
    Von den zweiundvierzig jungen Menschen, die das riesige unterirdische Adytum nach dem Blut-Tag in Besitz genommen hatten, waren noch vierzig übrig. Gabriel hatte sich eines Tages auf einem der Ausflüge ein Bein gebrochen und war von den anderen zurückgelassen worden. Er starb erst drei Tage später, und sie holten seinen Körper zur Verbrennung herein. Eines Abends war auch Peter der Seltsame verschwunden. Er hatte diesen Spitznamen erhalten, weil er ganz offensichtlich anders war als die übrigen. Er hatte etwas gegen das Töten. Er summte komische Melodien und benahm sich seltsam, wenn das Mädchen, zu dem er sich hingezogen fühlte, mit einem anderen zusammen war. Oft war er geistig völlig abwesend. Und eines Tages hatte er sich aufgemacht und war verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sich ebenfalls das Bein gebrochen und war gestorben. Die Gruppe machte sich weiter keine Gedanken über ihn.
    Mit vor Erregung geröteten Wangen wanderte die Gruppe langsam am Rande einer vulkanischen Vertiefung entlang. In der Nähe stürzte ein kleiner Fluß über den Abhang, und das schäumende Wasser bildete einen leuchtenden Eisvorhang vor der Sonne. Die Ufer des Flusses waren oberhalb des Wasserfalls dicht bewachsen. Springend und kriechend arbeiteten sie sich voran, ohne zu merken, daß sie sich dem verlassenen Teil des Adytums näherten.
    Erst als sie einen kleinen Hügel überwanden und den Eingang des Nordflügels vor sich liegen sahen, wurde ihnen bewußt, wie weit sie sich aus ihrem sonstigen Spielgebiet entfernt hatten.
    »Quatschland!« sagte Roger angewidert.
    »Quatschland!« wiederholte Debra.
    Sie starrten auf die Tür der Schleusenkammer. Eines Tages hatten sie sich entschlossen, den Nordflügel nicht mehr aufzusuchen, und Bill hatte ihn nicht ohne dramatische Wirkung zum ›Quatschland‹ erklärt. Heute waren sie zum erstenmal wieder hier.
    »Gehen wir doch hinein!«
    »Aber das ist doch Quatschland!« sagte Ellie aufgebracht.
    »War einmal. Jetzt ist es wieder

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