Heyne Galaxy 11
zweihundertzwanzig …« Lou blätterte zerknitterte und schmutzige Geldscheine auf den Tresen.
»Langsam, langsam, Lou!« sagte Eddie, aber sein Gegenüber ließ sich nicht beirren.
»Zweihundertundfünfzig, zweihundertundsiebzig, zweihundertundneunzig, dreihundertundzehn, dreihundertundsechzig, dreihundertundachtzig. Ihr habt mir so nett geholfen, jetzt werde ich in den nächsten Monaten zur Abwechslung mal euch bevorschussen. Da, bitte schön. Glatt vierhundert. Wenn du mir eben eine Quittung geben würdest…?«
»N-natürlich, Lou, aber Eric ist im Augenblick nicht…«, stotterte Eddie.
»Deine Unterschrift genügt mir völlig, Eddie, alter Kumpel. Vielen Dank und auf Wiedersehen.«
Ehe er den Laden verließ, machte Lou noch am Tabakstand neben dem Ausgang halt, kaufte zehn Stangen Zigaretten und bezahlte mit einem fast völlig unkenntlichen Zehner und einem etwas besser erhaltenen Zwanziger. »Ich an Ihrer Stelle würde mich eindecken«, riet er der überraschten Verkäuferin. »Die Preise steigen, hab' ich gehört. Tun Sie die Dinger in den Eisschrank, das hält sie frisch.« Und er rief über die Schulter: »Wiedersehen, Eddie!«
»Ja – Wiedersehen, Lou. V-vielen Dank.«
Lou überquerte die Straße und betrat die örtliche Niederlassung der allmächtigen Grantberry-Ladenkette, in der man von Salznüssen bis zu tropischen Fischen, von Autoreifen bis zu Wohnzimmereinrichtungen alles kaufen konnte, was das Herz begehrte, wobei der Einkauf durch einen vorteilhaften Ratenplan sehr vereinfacht wurde. Man zahlte monatlich nur einen kleinen Betrag der ursprünglichen Rechnung nebst 18 Prozent Zinsen, die sich erst am Ende ausgesprochen unangenehm bemerkbar machten.
Lou ließ die Abteilungen für Herrenhosen und Damenunterwäsche links liegen, durchquerte den Erfrischungsraum und die Teppichabteilung und erreichte schließlich das Kreditbüro. Die Uhr, die in großen Buchstaben verkündete: ›PÜNKTLICHE RATENZAHLUNG IST IHR VORTEIL‹, zeigte auf neun Uhr und siebzehn Minuten.
»Guten Morgen, Sir«, sagte die junge Dame hinter dem Schreibtisch.
»Guten Morgen«, grüßte Lou. Er ließ den Armeesack zu Boden sinken und holte seinen Grantberry-Monatsauszug aus der Gesäßtasche seiner fleckigen Hose. »Hier steht, ich schulde Ihnen vierhundertsiebenundfünfzig Dollar und dreiundsechzig Cent, einschließlich Bearbeitungsgebühren, was ich wohl als Zinsen ansehen muß.« Es handelte sich um den Restbetrag auf den Farbfernseher, den er seiner Frau gekauft hatte, als sie damals so krank gewesen war.
»Jawohl, Sir«, erwiderte das Mädchen. »Aber natürlich haben Sie gemäß Tilgungsplan in diesem Monat nur sechsundvierzig Dollar zu zahlen. Wollen Sie die sechsundvierzig Dollar jetzt zahlen, Sir?«
»Nein, Fräulein. Ich möchte die ganzen vierhundertsiebenundfünfzig Dollar und dreiundsechzig Cent zahlen und Ihrem netten Tilgungsplan so schnell wie möglich entkommen. Man tilgt sich ja zu Tode!«
»Selbstverständlich, Sir! Wie Sie wünschen. Belieben Sie mit Scheck zu zahlen?«
»Nein, mein Fräulein. Ich will in bar bezahlen, den ganzen Betrag, und dann löschen Sie bitte das Konto.« Er öffnete seinen Beutel und begann zerknitterte und abgegriffene Geldscheine auf den Tisch zu blättern. Jim Vernons Partygäste hatten gut zugegriffen.
»Oh, Sir«, sagte das Mädchen, »ich weiß nicht, ob ich Ihnen all das Geld abnehmen darf. Vielleicht möchten Sie lieber mit Mr. Malmster sprechen, unserem Kreditberater …«
»Was sollte ich mit Mr. Malmster besprechen, Fräulein? Hier steht ganz deutlich – schauen Sie mal! – hier steht: ›Sie können sich spätere Bearbeitungsgebühren ersparen, indem Sie Ihre Raten freiwillig vergrößern oder sogar Ihren jeweiligen Kreditbetrag ganz abdecken, was jederzeit möglich ist.‹ Und bei mir wär's also soweit. Ich möchte alles abdecken.« Lou zählte weiter: »Vierhundertundvierzig, vierhundertundsechzig. Und jetzt sind Sie ein nettes Mädchen und geben mir mein Wechselgeld heraus und die Quittung, ja? Es war mir ein Vergnügen, Ihr Kunde zu sein.«
Das Mädchen lächelte plötzlich. »Soll mir recht sein«, sagte sie. »Mal so ganz unter uns, Mr. Aramis – gestatten Sie mir bitte eine Frage: Haben Sie noch mehr von dem Zeug in Ihrem Beutel?«
»Massenweise!«
»Ich auch. Ich habe heute morgen mein Konto ebenfalls abgeschlossen, noch bevor wir aufmachten. Aber mein Geld sieht nicht ganz so alt aus – ich hab's in den Auffangbeutel meines Staubsaugers
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