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HHhH

HHhH

Titel: HHhH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Binet Laurent
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über die Lücken im Text. Dieser Möglichkeit bin ich beraubt, weil ich Sklave meiner Skrupel bin. Ich durchstöbere die Fotosammlung vom Trauerzug, der die kalte Brücke überquert, den Wenzelsplatz hinauf und am Museum vorbei zieht. Ich sehe, wie sich die schönen Steinstatuen entlang der Brücke über die Hakenkreuzfahnen neigen, und bin leicht niedergeschlagen. Viel lieber würde ich mich mit meiner Matratze in der Kirchengalerie niederlassen, sofern dort noch ein Plätzchen für mich frei ist.

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    Es ist Abend, und alles ist ruhig. Die Menschen sind von der Arbeit in ihre kleinen Häuser zurückgekehrt, die Lichter erlöschen eines nach dem anderen, hier und da liegt noch der Duft eines leckeren Abendessens in der Luft, teilweise durchsetzt von beißendem Kohlgeruch. Die Nacht bricht über Lidice herein. Die Einwohner gehen früh zu Bett, weil sie morgen, wie jeden Tag, früh aufstehen müssen, um in der Mine oder der Fabrik zu arbeiten. Minen- und Metallarbeiter schlafen bereits, als aus der Ferne Motorengeräusche ertönen. Langsam kommt das Geräusch näher. Im Gänsemarsch rattern Planwagen durch die Stille der Landschaft. Dann ersterben die Motoren. Es folgt ein kontinuierliches Klappern. Wie Wasser in einem Schlauch breitet sich das Klappern in den Straßen aus. Überall im Dorf tauchen dunkle Schatten auf. Dann verschmelzen die Silhouetten zu kompakten Gruppen, und als jeder in Position ist, verstummt das Klappern. Eine menschliche Stimme zerreißt die Nacht. Ein auf Deutsch gebrüllter Befehl zum Angriff. Und dann geht es los.
    Die Einwohner von Lidice werden aus dem Schlaf gerissen und verstehen nicht, wie ihnen geschieht, oder verstehen es nur zu gut. Man zerrt sie aus ihren Betten, prügelt sie mit Gewehrkolben aus den Häusern und treibt alle auf dem Dorfplatz vor der Kirche zusammen. Knapp fünfhundert Männer, Frauen und Kinder, die sich in aller Eile etwas übergezogen haben, finden sich dort verdattert, verängstigt und von uniformierten Männern der Schutzpolizei umzingelt wieder. Sie können nicht wissen, dass es sich um eine Einheit handelt, die extra aus Halle an der Saale, Heydrichs Geburtsstadt, herbeikommandiert wurde. Doch ihnen ist bereits klar, dass am nächsten Morgen niemand zur Arbeit gehen wird. Dann beginnen die Deutschen mit ihrer zukünftigen Lieblingsbeschäftigung: Sie fangen an zu sortieren. Die Frauen und Kinder werden in der Schule eingeschlossen. Die Männer werden zu einem Bauernhof gebracht und in einem Keller zusammengepfercht. Damit beginnt das endlose Warten, und allen steht die Todesangst ins Gesicht geschrieben. In der Schule weinen die Kinder. Draußen kennen die Deutschen kein Halten mehr: Gründlich und zielstrebig plündern und verwüsten sie alle sechsundneunzig Häuser und öffentlichen Gebäude einschließlich der Kirche. Bücher und Bilder, die für sie keinen Wert darstellen, fliegen aus dem Fenster, werden auf dem Dorfplatz aufgehäuft und verbrannt. Eingesammelt werden Radios, Fahrräder, Nähmaschinen … mehrere Stunden lang, während derer Lidice in ein Trümmerfeld verwandelt wird.
    Um fünf Uhr morgens kommt man sie holen. Die Einwohner erblicken die Überreste ihres Dorfes. Nach wie vor laufen überall Polizisten herum, brüllen Anweisungen und reißen alles an sich, was sie können. Die Frauen und Kinder werden auf Lastwagen verladen und in die Nachbarstadt Kladno gebracht. Für die Frauen ist es nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Ravensbrück. Die Kinder werden von ihren Müttern getrennt und später in Chełmno vergast. Nur eine Handvoll von ihnen wird als germanisierungsfähig erachtet und in der Folge von deutschen Familien adoptiert. Die Männer werden vor einer Wand zusammengetrieben, vor der Matratzen aufgestapelt worden sind. Der jüngste ist fünfzehn Jahre alt, der älteste vierundachtzig. Fünf werden an der Wand aufgereiht und erschossen. Dann die nächsten fünf und so weiter. Die Matratzen sollen verhindern, dass die Kugeln von der Wand abprallen. Doch die Männer der Schupo besitzen nicht die Erfahrung der Einsatzgruppen. Mit den Pausen, dem Einsammeln der Leichname und dem Auswechseln der Todesschützen dehnt sich alles ins Endlose aus, die Stunden ziehen vorbei, während die Männer aus Lidice darauf warten, dass sie an der Reihe sind. Um schneller voranzukommen, beschließt man, den Arbeitstakt zu erhöhen, und tötet jetzt immer zehn auf einmal. Der Bürgermeister der Stadt, der damit betraut wurde, die Einwohner

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