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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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nickt verständnisvoll. Und sehr ratlos. Bevor sie sich nicht eine Runde über Jörg ausgelassen hat, ist es ihr leider nicht möglich, konstruktive Vorschläge zu machen.
    »Sie können zu diesem Zeitpunkt noch keine Pläne von Iris erwarten, Emma«, ermahnt Niklas meine beste Freundin. Er klingt ziemlich belehrend. Aber recht hat er schon.
    Emma sieht mit einmal so hilflos aus, dass sie mir leidtut.
    »Ach, Emma, ich kann noch gar nicht begreifen, dass sich mein Leben plötzlich völlig verändert«, sage ich recht gefasst. Und dann muss ich doch mit den Tränen kämpfen. »Ich kann keine einzige Nacht mehr mit Jörg unter einem Dach verbringen. In seinem Haus. Wo ich nur geduldet bin. Und mich nicht traue, ans Telefon zu gehen. Weil seine Neue dran sein könnte.« Ich schniefe leise. »Die anscheinend ständig Kaugummi kaut.«
    Ich schniefe lauter. Emma und Niklas fahnden sofort nach einem Taschentuch, und ich bin froh, als meine Freundin als Erste fündig wird. Dankbar nehme ich es.
    »Das hört sich ja wirklich schrecklich an«, sagt sie. »Ständig Kaugummi? Wie alt ist die denn, bitte?«
    »Einundzwanzig«, wimmere ich voll bitterer Genugtuung, Licht auf Jörgs niedere Beweggründe werfen zu können.
    »Dieses miese Schwein!«
    Aus feuchten Augen sehe ich Emma dankbar an.
    »Sie sollten den Spieß einfach umdrehen, Iris«, sagt Niklas von der anderen Seite zu mir. »Sie sollten diesen Jörg noch heute Abend verlassen. Wegen eines anderen Mannes.«
    Emma und ich gucken ihn verdattert an.
    Mich durchläuft ein Schauer. Allein die Vorstellung: Die fade Iris verlässt den tollen Jörg wegen eines anderen Mannes!
    Der Kellner taucht auf. Er arrangiert die Getränke auf dem Tisch und fragt: »Haben Sie gewählt?«
    »Dreimal die getrüffelten Tagliatelle, bitte«, sagt Niklas.
    »Molto bene«, antwortet der Kellner und verschwindet flink.
    Diesmal beschwert sich Emma nicht.
    »Wegen eines anderen Mannes?«, fragt sie voller Argwohn.
    Niklas nimmt die Hand von meinem Arm, faltet seine Hände vor sich auf dem Tisch und nickt wissend.
    »Wegen mir«, sagt er. Als schlage er einen tollen Streich vor.
    Das kann nicht sein Ernst sein.
    »Wie bitte?«, frage ich.
    Emma lässt lediglich ein empörtes Schnaufen vernehmen.
    »Selbstverständlich werden wir nur so tun als ob«, erklärt mir Niklas eifrig. »Wir werden diesem herzlosen Jörg einen gehörigen Denkzettel verpassen.« Er grinst breit. »Sicherlich kann Emma Sie noch heute Abend aufnehmen, Iris. Aber ich werde Sie begleiten, wenn Sie das Notwendigste für sich einpacken. Und Jörg sagen, dass Sie zu mir ziehen. Da wir bereits ein Weilchen hinter seinem Rücken liiert sind.« Er strahlt mich an. »Ich mache das gerne für Sie. Weil ich weiß, wie Sie sich fühlen. Und wie gut Ihnen ein klein wenig Rache tun wird.«
    Ein klein wenig Rache …
    Ich blicke Emma fragend an. Sie hat doch sicher auch nichts dagegen, Jörg leiden zu lassen. Dieses miese Schwein.
    Doch zu meiner Überraschung schaut sie ganz betreten aus.
    »Das ist … eigentlich keine schlechte Idee …«, sagt sie. »Ich würde dich auch wirklich gerne bei mir aufnehmen, Iris. Aber … du weißt ja, dass … dass meine Wohnung recht klein ist …«
    Emmas Wohnung ist nicht klein. Sie ist riesig! Immerhin besteht sie aus vier großzügigen Räumen plus Wohnküche, zwei Badezimmern und Dachterrasse.
    »Na ja«, sage ich unsicher.
    Weshalb nur stellt Emma ihre Wohnverhältnisse derart unter den Scheffel?
    »Sie haben also keinen Platz für Ihre beste Freundin?«, fragt Niklas.
    Er sieht tief erschüttert aus.
    Emma wirft mir einen merkwürdigen Blick zu.
    Ich hebe fragend die Augenbrauen.
    Sie scheint einige Momente angestrengt zu überlegen.
    »Ach, es wird schon irgendwie gehen«, sagt sie dann zu mir. »Du kannst erst mal bei mir wohnen. Na klar!«
    »Danke«, sage ich unbehaglich.
    Aus irgendeinem Grund will Emma mich nicht in ihrer Wohnung haben.
    Aber wo soll ich sonst hin?
    »Das ist also geklärt. Auf die kleine Rache!«, sagt Niklas mit leuchtenden Augen und hebt sein Glas Wein.
    »Auf die kleine Rache!«, stimme ich ein und stoße mit ihm an.
    Auch Emma hebt ihr Glas.
    »Auf Iris!«, sagt sie.

Zehntes Kapitel
    V on den getrüffelten Nudeln bringe ich kaum einen Bissen runter. Denn dank Niklas’ tolldreistem Plan habe ich leichte Bauchschmerzen und ziemliches Herzrasen. Aber auch das erhebende Gefühl, etwas tun zu können, damit es mir ein wenig besser geht.
    Auf der Fahrt zu Jörgs Haus

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