Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
zögern.
Emma kneift die Augen zusammen. Als wolle sie rasch ihre Strategie überarbeiten, um Niklas doch noch auszubooten.
»Dann lasst uns gehen«, sage ich schnell.
Neuntes Kapitel
E twa fünf Minuten später haben wir das Restaurant erreicht. Fünf Minuten, in denen Niklas nichts anderes übrig geblieben war, als Emma und mir wortlos zu folgen, da meine beste Freundin sich bei mir eingehakt und die Konversation mittels eines Monologes über die zu erwartenden Pastaspezialitäten allein bestritten hatte. Mit gemischten Gefühlen lasse ich mich an einem der rustikal und edel zugleich dekorierten Tische nieder. Emma und Niklas setzen sich jeweils über Eck mit mir.
»Schön romantisch hier, nicht wahr?«, fragt Emma Niklas spitz.
»Das fand meine Ex auch immer«, gibt er höflich zurück.
»Sie sind geschieden?«, fragt Emma und wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
»Sozusagen«, antwortet Niklas. »Sie hat mich wegen eines anderen Mannes verlassen. Aus heiterem Himmel.«
»Sie Armer «, sagt Emma. »Kaum zu fassen . So was trifft aber auch immer die Arglosesten.«
»Stimmt leider«, bestätigt Niklas ernsthaft. »Nicht wahr, Iris?«
Er schaut mich an, als wolle er meine Gedanken lesen. Was in diesem Moment für ihn auch nicht sonderlich schwer sein dürfte.
»Ja, das stimmt«, sage ich und schlucke.
»Was ist denn los?«, fragt mich Emma verwundert.
»Ich …«, setze ich an und spüre wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet und eine heiße Träne meine Wange herunterrinnt.
Behutsam legt Niklas seine Hand auf meinen Arm.
Verrückterweise kommt mir das schon vertraut vor.
»Ganz ruhig, Iris«, sagt er. »Lassen Sie sich Zeit.«
Emma guckt Niklas fassungslos an.
»Nehmen Sie Ihre Hand da weg!«, herrscht sie ihn an.
Im selben Moment erscheint der Kellner an unserem Tisch.
Er hebt ob Emmas Ton nur erstaunt die Augenbrauen.
»Buona sera. Haben die Herrschaften bereits einen Getränkewunsch?«, sagt er und reicht uns drei Speisekarten.
Emma stiert wie gebannt auf Niklas’ Hand, die sich trotz ihrer barschen Anweisung keinen Millimeter bewegt hat.
Niklas wirft mir einen schnellen Blick zu.
»Für die Damen Mineralwasser. Für mich ein Glas von Ihrem wunderbaren Barolo, bitte.«
»Ausgezeichnet, Signore«, sagt der Kellner und entfernt sich eilig.
»Was fällt Ihnen ein!«, stößt Emma hervor. »Ich will kein Wasser. Außerdem sind Ihre Annäherungsversuche bei Iris sinnlos. Sie ist in festen Händen.«
Niklas fixiert Emma mit einem kalten Blick. Wahrscheinlich meint er, sie sei lediglich darauf aus, mit allen Mitteln Oberwasser zu behalten – obwohl sie sich im Grunde doch nur um mich sorgt.
»Ist sie nicht«, sagt er.
Emma guckt ihn verständnislos an.
Er lächelt mitleidig.
»Sie können das natürlich nicht wissen. Weil Sie sich keine Zeit für Iris genommen haben. Sie mussten ja die Kalbsnuss wenden und Kürbis würfeln und über Pasta plaudern.«
Emma sieht mich völlig verwirrt an.
»Emma … es tut mir leid …«
Verdammt. Niklas hat ja nur aufgezählt, was Emma tatsächlich gemacht hat. Aber sie hat es doch nicht so gemeint !
»Iris’ Lebenspartner hat gestern Abend mit ihr Schluss gemacht«, sagt Niklas.
Emma schaut mich entgeistert an.
Ich nicke stumm.
»Er hat eine Neue«, fügt Niklas hinzu.
Emma reißt die Augen auf und öffnet stumm den Mund.
Ich nicke wieder und merke, wie ich mich etwas beruhige. Emma ins Bild zu setzen ist so viel leichter, wenn Niklas das übernimmt.
»Das … das kann doch alles nicht wahr sein«, stammelt Emma.
»Er will, dass Iris binnen zwei Wochen auszieht«, sagt Niklas.
»Dieses Schwein!«, ruft Emma und blickt mich aufgebracht an. »Jörg ist ein derartig rücksichtsloser Egoist! Genau wie ich es dir schon immer gesagt habe, Iris! Ein eiskalter Egomane!«
»Kann sein«, sagt Niklas ruhig. »Aber jetzt geht es um Iris.«
»Selbstverständlich geht es um Iris!«, faucht sie Niklas an. Sie räuspert sich. »Iris, … was willst du denn tun?«
Schade. Ich hatte mich auf ihre ungezügelten Tiraden über Jörgs abscheulichen Charakter und deren aufbauende Wirkung gefreut.
Ich atme tief durch.
Keine Ahnung, was ich tun will.
Niklas drückt tröstend meinen Arm und sieht mich aufmunternd an. Emma legt ihre Hand auf meine und zieht sie gleich wieder weg. Ist ihr wohl zu blöd, mit Niklas einen Wettstreit um die beste trostspendende Berührung anzufangen.
»Ich habe noch keine Zeit gehabt, Pläne zu machen«, sage ich.
Emma
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