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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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er.
    »Gut«, erwidere ich, obwohl ich ahne, dass er nicht wirklich versteht. »Was zum Anziehen habe ich schon gepackt. Ich räume noch schnell zusammen, was ich aus dem Bad brauche.«
    »Okay«, sagt Niklas. Er klingt, als wolle er eigentlich nicht mehr beleidigt sein, könne sich aber noch nicht dazu durchringen.
    Ich habe den Reißverschluss des Kulturbeutels gerade zugezogen, als mir Niklas einen Parfumflakon hinhält.
    »Steck den lieber auch ein, Iris«, sagt er wieder vollkommen freundlich. »Ich habe mir erlaubt, mal dran zu schnuppern. Riecht sehr gut. Du magst Vanille, nicht wahr?«
    Eigentlich finde ich es nicht so gut, dass er hinter meinem Rücken die Geruchsnoten meiner Parfums testet. Aber um des lieben Friedens willen nehme ich einfach das Fläschchen und folge seiner Anregung.
    Niklas lächelt erfreut.
    »Komm«, sagt er und streckt mir seinen Arm hin. »Wenn du alles hast, können wir uns jetzt von Jörg verabschieden.«
    Ich hake mich bei Niklas ein. Sollten wir Jörg oder seiner Neuen tatsächlich begegnen, fühle ich mich so viel besser gewappnet.
    »Die nehme ich«, sagt Niklas und schnappt meine Tasche.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter hoffe ich inständig, dass wir völlig unbehelligt das Haus verlassen werden. Unten im Flur stelle ich erleichtert fest, dass nun alle Türen geschlossen sind. Niklas stoppt kurz, so dass ich auch stehen bleiben muss.
    »Der gute Jörg hat wohl genug für heute«, meint er.
    Gott sei Dank, denke ich, ziehe Niklas sanft Richtung Haustür und lausche angespannt, ob hinter einer der Türen Stimmen zu vernehmen sind.
    »Schade eigentlich«, sagt Niklas und folgt mir.
    Anscheinend kann er heiklen Situationen was abgewinnen.
    Sobald ich mit Niklas an der frischen Luft stehe und die Tür hinter uns zugeht, fällt der größte Teil meiner Anspannung von mir ab.
    »Na, war das eine schöne kleine Rache?«, flüstert Niklas, während wir uns Emmas Auto nähern.
    Ich muss an Jörgs Gesicht denken, als sich Niklas als mein Neuer vorgestellt hat.
    »Ja!«, flüstere ich begeistert und drücke dankbar Niklas’ Arm. »Du bist aber auch ein toller Schauspieler!«
    »Ich weiß!«, sagt er stolz.
    Irgendwie hat dieser Mann was rührend Emotionales. Schnell begeistert, leicht verletzt und erfrischend unbescheiden.
    Wir gehen durch die Gartenpforte auf den Bürgersteig.
    »Danke, Niklas!«, sage ich und bleibe stehen. »Du hast heute Abend sehr viel für mich getan. Ich kann nicht mal mehr sagen, dass heute der schlimmste Tag meines Lebens war. Dafür war er viel zu aufregend – und aufschlussreich. Und wer weiß«, ich halte einen Moment inne, »womöglich bin ich ohne Jörg sogar besser dran.«
    Niklas lacht laut auf.
    »Womöglich?«
    »Ziemlich sicher«, räume ich ein. »Und der Dank für diese Erkenntnis gebührt vor allem dir.«
    »Na, dann stehst du jetzt wohl ein wenig in meiner Schuld, Iris«, sagt Niklas mit warmer Stimme und zwinkert mir wohlwollend zu.
    Ich nicke fröhlich. Ein wenig in Niklas’ Schuld zu stehen ist nicht so schlimm. Ich werde ihm einfach einen schönen Kuchen backen. Oder ihn zu einem selbstgemachten Essen einladen.
    Wenn Emma das erlaubt.
    Ich sehe, dass sie inzwischen aus dem Auto gestiegen ist. Sie steht unruhig auf den Zehenspitzen wippend an der geöffneten Autotür und winkt uns zu sich.
    »Steigt schnell ein!«, sagt sie.
    Sie springt flink in den Wagen und schließt die Tür. Niklas und ich sehen uns verdutzt an und folgen ihrem Beispiel. Ehe ich mich versehe, habe ich mich nicht wieder neben Emma, sondern zu Niklas auf den Rücksitz gesetzt.
    »Was ist denn los?«, frage ich Emma leicht beunruhigt. »Weshalb sollen wir uns beeilen?«
    Sie manövriert uns zügig aus der Parklücke.
    »Glaub mir, Iris, es ist besser für dich«, antwortet sie mir, ohne sich umzudrehen, und gibt gehörig Gas.
    »Wieso?«, frage ich nun wirklich beunruhigt und strecke meinen Kopf zu Emma nach vorne.
    »Weil du bestimmt nicht Jörg und seine Neue bei ihrem höchst romantischen Abendspaziergang sehen möchtest. Wenn sie gleich ebenso eng umschlungen zurückkommen sollten, wie ich sie vorhin habe losgehen sehen. Etwa alle zwei Meter ein Zungenkuss, schätze ich. Ich frage mich, wo sie dabei ihren Kaugummi lässt. Wie besessen hat sie beim Küssen mit ihren pink lackierten Nägeln im Haar herum gewühlt«, Emma schüttelt sich. »Sie waren so vertieft, dass sie mich überhaupt nicht bemerkt haben.«
    O Gott – bereits die Vorstellung treibt mir Tränen vor Wut

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