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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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und Schmach in die Augen.
    Emma wirft mir einen kurzen forschenden Blick zu. »Bist du ihr schon im Haus begegnet?«
    »Nein«, erkläre ich aufgewühlt. »Aber Jörg hat damit angegeben, dass sie ihm was Tolles zum Abendbrot gekocht hat! Und gesagt, dass sie Pia heißt.«
    »Unglaublich. Dass er sie einfach mit nach Hause bringt! Zum Kochen! Wie rücksichtslos dir gegenüber!«
    »Zumal er nicht mal wusste, dass Iris zum Ausgleich mit seinem Nachfolger auftauchen wird«, wirft Niklas ein.
    Ich lasse mich wieder in den Rücksitz sinken.
    Vielleicht ist diese Pia nicht nur eine gute Köchin. Und bessere Radlerin. Sondern auch noch attraktiver als ich. Bei dem ganzen Sport, den sie sicherlich macht. Wer weiß, was für eine Traumfigur diese Person hat? Wie umwerfend sie womöglich aussieht?
    Vielleicht so umwerfend, dass sich Jörgs Potenz trotz der exzessiven Radlerei wieder berappelt?
    »Sie haben Jörgs Neue also in Augenschein nehmen können, Emma?«, fragt Niklas interessiert. »Wie sieht sie denn aus?«
    Ich blicke ihn verwundert an.
    Man könnte wirklich meinen, er liest meine Gedanken.
    Ich merke, dass Emma zögert, bevor sie antwortet.
    »Sie sieht … höchstens mittelprächtig aus«, teilt sie uns dann mit.
    »Ja?«, frage ich hoffnungsfroh.
    »Und das heißt konkret?«, will Niklas wissen.
    Mir hat Emmas Antwort eigentlich vollkommen ausgereicht.
    »So genau habe ich sie auch nicht gesehen«, gibt Emma zurück.
    »Aber doch so genau, dass Sie die Farbe ihres Nagellacks erkannt haben. Da müssen Sie doch noch ein wenig mehr zu Pias Aussehen sagen können, Emma.«
    Sie seufzt.
    »Sehr groß. Zu dürre. Helle, Po-lange Haare. Viel Make-up. Ein Gesicht, das sich nicht einprägt. Wie die aus der Werbung.«
    Na, toll.
    Pia sieht also aus wie ein hochgewachsenes superschlankes Fotomodell mit blonder Walle-Mähne.
    Meine Hüften kommen mir plötzlich viel zu breit vor, mein Haarschnitt zu praktisch und meine Fingernägel zu naturbelassen.
    Wieso musste Niklas bloß so nachbohren?
    »Aha«, sagt er zufrieden. »Also ganz anders als Iris.«
    Ich schaue ihn verärgert an.
    Will er mich beleidigen?
    Er strahlt unbekümmert zurück.
    »Ganz anders«, wiederholt er. »Denn Pia sieht offenbar ziemlich gewöhnlich aus. Um nicht zu sagen billig.«
    Hm …
    So kann man es natürlich auch betrachten.
    »Genau«, stimmt Emma Niklas ausnahmsweise zu.
    Als wir wenige Minuten später gegenüber dem Rhododendron-Park vor dem schönen Altbau aussteigen, in dem Emma lebt, greift Niklas sofort nach meiner Reisetasche, die er auf dem Beifahrersitz deponiert hat.
    »Die trage ich dir selbstverständlich nach oben.«
    Emma schürzt ihre Lippen.
    »Ich glaube, das kriegen wir schon selber hin«, meint sie und langt ihrerseits nach dem Griff der Tasche. »Geben Sie schon her«, raunzt sie, als Niklas nicht gleich loslässt.
    Er überlässt Emma die Tasche mit einem Kopfschütteln.
    »Sie möchten wohl nicht, dass ich mit in Ihre Wohnung komme?«
    »Sehr richtig«, sagt Emma. »Weil Sie mir nicht geheuer sind.«
    »Aber Emma!«, entfährt es mir. »Niklas hat mir heute so geholfen!«
    »Schon gut«, sagt Niklas, sichtlich um Fassung ringend, zu mir. »Ich hoffe, du willst mich trotz des harschen Urteils deiner Freundin wiedersehen, Iris?«
    Seine tiefblauen Augen sind fest auf mein Gesicht geheftet.
    Ich denke an den Kuchen, den ich ihm zum Dank backen will.
    Und wie gut Niklas gerade in diesem Moment aussieht.
    »Aber natürlich«, stoße ich hervor.
    »Iris wird sich das in Ruhe überlegen«, höre ich Emma.
    Ich blicke sie wütend an.
    »Werde ich nicht«, sage ich zu ihr.
    Dann fische ich meine Visitenkarte von der Arbeit aus der Handtasche und reiche sie Niklas.
    »Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich im Ordnungsamt anrufst. Da arbeite ich nämlich. Ganztags«, füge ich hinzu, damit Niklas weiß, dass er mich dort immer zwischen acht und fünf erreichen kann.
    »Ich gehe schon mal nach oben«, lässt Emma verärgert verlauten. »Ich mag mir nicht ansehen, wie du dich in dein Unglück stürzt, Iris.«
    Sie stapft wütend – zumindest, so weit ihr diese Gangart in den zierlichen Riemchensandalen möglich ist – Richtung Eingangstür und verschwindet samt meiner Tasche im Haus.
    Ich spüre, wie ich rot werde.
    Was meint Emma mit mein Unglück ?
    Und wie kann sie so was zu mir vor Niklas sagen?
    »Du arbeitest im Ordnungsamt «, sagt Niklas, als sei das der faszinierendste Beruf gleich nach Genomforscherin.
    »Hm«, mache ich

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