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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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Bernsteinschmuck am Hals und an den Ohren. Und an den meisten Fingern, glaube ich.«
    »Frau Weber!«, ruft Emma. »Wie haben Sie ausgerechnet den alten Drachen dazu bekommen, Sie reinzulassen?«
    Emma nennt Frau Weber hinter deren Rücken nur den alten Drachen . Weil Frau Weber ungeheuer bärbeißig ist und immer auf die Einhaltung der Hausregeln pocht.
    »Sie hat mir wohl spontan vertraut«, sagt Niklas. »Es hat sicherlich auch geholfen, dass ich freundlich zu ihr war. Wissen Sie, ich hatte die Vermutung, dass diese arme Person nicht allzu beliebt ist bei ihren Mitmenschen. Ein bisschen Freundlichkeit kann da Wunder wirken.«
    Mein Gott! Wie feinfühlig von Niklas!
    Ich werfe ihm einen anerkennenden Blick zu.
    »Sie meinen wohl, Sie können jeden um den Finger wickeln, was?«, fragt Emma.
    Entsetzt schnappe ich nach Luft.
    Wie kann sie nur so ungerecht sein! Langsam kriege ich den Eindruck, Niklas kann machen, was er will: Emma wird es immer gegen ihn verwenden.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagt Niklas.
    Er sieht mich hilfesuchend an.
    »Komm!«, sage ich und nehme meine Handtasche.
    Ich habe wirklich keine Lust mehr auf Emmas fieses Verhalten. Schon gar nicht, wenn Niklas sich solch absurde Unterstellungen anhören muss. Es ist mit Sicherheit zwecklos, in seiner Anwesenheit mit ihr darüber zu diskutieren. Ich werde lieber später versuchen, sie zur Vernunft zu bringen, wenn ich wieder zurück bin.
    Zurück von meinem Date !

Sechzehntes Kapitel
    E s ist nicht mal halb zwölf, als wir vor einer eleganten Villa im nobelsten Teil Schwachhausens vorfahren. Ich bin beeindruckt, um nicht zu sagen, eingeschüchtert von der Pracht, in der Niklas lebt.
    Auf der Fahrt in seinem silbernen Mercedes haben wir über Emmas Verhalten gesprochen, da es Niklas natürlich zutiefst getroffen hat – so dass ich ihn immer noch nicht nach seinem Beruf fragen konnte. Im Telefonbuch hatte ich gestern Abend nur zwei N. Nienaber gefunden und beide ganz offensichtlich nicht der Richtige: der eine ein Fleischer, der andere so eine Art Hausmeister.
    »Gehört das deinen Eltern?«
    Ich werfe einen scheuen Blick in Richtung des feudalen Gebäudes, während Niklas mir aus dem Auto hilft.
    O Gott. Ob die mich in meinem Polo-Sack überhaupt empfangen werden?
    Niklas lächelt verschmitzt.
    »Nein. Sie wohnen nur hier. Und ich auch.«
    So oder so müssen die Nienabers über beträchtliche Mittel verfügen, um sich die Miete für die Villa leisten zu können, in der locker mehrere Familien Platz hätten.
    Mir wird etwas schlecht.
    Wer weiß, wie vornehm es bei Niklas’ Familie zugeht? Und was für Umgang sie normalerweise pflegt? Ob die Nienabers überhaupt schon mal mit einer einfachen Angestellten gegessen haben?
    »Ist dir nicht gut? Du siehst mit einmal etwas blass aus«, sagt Niklas besorgt und hakt mich unter.
    »Was ist eigentlich deine Ex von Beruf?«, rutscht es mir raus.
    Wenn er sagt, sie sei Kunstprofessorin, Bankdirektorin oder Ähnliches, werde ich sagen, mir sei tatsächlich schlecht, und lasse mich wieder nach Hause fahren.
    »Gesine?«, fragt Niklas irritiert. »Die ist Sachbearbeiterin beim Finanzamt.«
    »Ach!«
    Dann arbeitet sie ja gleich gegenüber von mir! Vielleicht kenne ich sie sogar. Gerade noch halte ich mich zurück, Niklas nach ihrem Nachnamen zu fragen.
    Na, aber anscheinend haben die Nienabers prinzipiell nichts gegen das einfache Volk. Viel entspannter setze ich mich in Richtung der opulenten Eingangstreppe in Bewegung. Niklas hält mich am Arm zurück.
    »Da entlang!« Fröhlich zeigt er auf eine kleine Treppe, die rechts an der Villa nach unten führt. »Wir wohnen im Souterrain.«
    »Aha.«
    »Mein Vater war früher der Hausmeister von dieser und mehreren anderen Villen im Umkreis. Jetzt bin ich es. Das ist unsere Dienstwohnung. Und das unser Dienstwagen.« Er zeigt auf den Mercedes. »Der muss was hermachen für die wohlhabenden Eigentümer.«
    Hausmeister. Niklas ist der Hausmeister aus dem Telefonbuch.
    Das ist … doch prima.
    So solide.
    Zum Glück bin ich die Letzte, die auf Status Wert legt. Jörg ist ja auch nur Sportartikel-Fachverkäufer.
    Aber … na ja … irgendwie hatte ich angenommen, Niklas sei was Tolleres. Was Anspruchsvolleres.
    Vielleicht Chirurg. Oder Architekt. Oder sogar Künstler.
    »Hausmeister. In zweiter Generation!« Es klingt etwas lahm.
    Niklas strahlt mich an und nickt stolz. Dann schreitet er die engen Stufen hinab zum Souterrain-Eingang. Ich will ihm gerade folgen,

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