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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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passt einfach nicht zu Felix. Sie ist so unreif. Und viel zu albern.
    »Äh.« Bruno schüttelt den Kopf.
    Melanie zieht ihren Arm aus der Umklammerung mit ihrem nagelneuen Verlobten und präsentiert Bruno und mir stolz die linke Hand.
    An ihrem Ringfinger glitzert ein riesiger rosa Stein.
    »Schön«, sage ich notgedrungen.
    Der Stein hat ein extrem schrilles Pink. Fast als wäre er aus Plastik.
    Bruno blickt verständnislos auf den geschmacklosen Schmuck.
    »Ver-lo-bungs-ring!«, singt Melanie selig.
    Bruno wird bleich.
    »Stimmt das?«, wendet er sich an Felix.
    Als könne er das Ganze per väterlichem Dekret einfach aufheben.
    Sein Sohn schaut ihn trotzig an.
    »Ja, Papa. Das stimmt. Melanie und ich haben uns heute Morgen verlobt.«
    »Heute Morgen?«, ruft Bruno. »Es ist doch erst kurz nach acht!«
    »Spontaaan!«, jubelt Melanie. »Felix und ich waren die ganze Nacht auf …« Sie kichert andeutungsreich. »… und um halb sieben war uns nach einem schönen heißen Milchkaffee von der Kaffeebar im Hauptbahnhof.«
    Sie guckt uns an, als könnten wir uns den Rest schon denken.
    Ich bin jedoch einigermaßen verwirrt und finde es irgendwie erschreckend, dass Felix mit einmal auf dem besten Weg zum Ehemann ist. Das ist so … konservativ. So untypisch für ihn.
    »Ihr ward also völlig übernächtigt und wolltet eigentlich nur einen Kaffee trinken«, sagt Bruno in einem verdächtig verständnisvollen Ton. »Vielleicht nicht gerade die Situation, um eine so weitreichende Entscheidung zu treffen, … Kinder«, fügt er milde hinzu.
    Kinder?
    Wie ungeschickt von Bruno.
    Mit diesem durchsichtigen pädagogischen Getue wird er die beiden nur provozieren, auf ihrer unüberlegten Verlobung zu beharren!
    Felix sieht Bruno getroffen und wütend zugleich an.
    Genau wie er mich angesehen hat, als ich ihm dieses verunglückte Kompliment gemacht habe, dass er in letzter Zeit richtig erwachsen geworden sei.
    »Melanie und ich haben uns zwar spontan entschieden, Papa. Aber aus vollem Herzen!«
    Aus vollem Herzen? So redet er doch sonst nicht.
    »Genau! Aus vollem Herzen, darauf kommt’s an!«, ruft Melanie und bestrahlt den armen Bruno mit gnadenloser Glückseligkeit. »Als wir erst mal unseren Kaffee hatten, waren wir so gut drauf, da haben wir uns aus Spaß Kaugummi geholt. Aus dem Automaten.«
    Sie hält schon wieder den Ring hoch.
    Ich schaue ihn mir genauer an.
    Mein Gott. Kann es tatsächlich sein … Sollten sie wirklich?
    »Erst kam der Kaugummi und dann der hier rausgepurzelt!«, berichtet Melanie. Ihre Augen hören gar nicht mehr auf zu leuchten.
    Bruno sieht sie verwirrt an.
    »Plonk! Plonk! «, ruft Melanie zur akustischen Verdeutlichung des Vorgangs.
    Bruno zuckt zusammen.
    Tatsächlich. Der Ring ist einer aus Plastik für Kinder.
    Ich werfe Felix einen Blick zu. Ist das wirklich sein Ernst? Verlobung am Kaugummiautomaten?
    Er guckt schnell weg.
    »Ein Ring kommt nur bei jedem zehnten Kaugummi mit raus! Steht groß am Automaten.« Melanie plaudert einfach weiter. »Das war ein Zeichen! Ein Zeichen, haben wir sofort gesagt!«
    »Ein Zeichen? Zur Verlobung?«, schnaubt Bruno. »Das ist doch lächerlich!«
    » Du hast das sofort gesagt, Melanie«, wirft Felix ein.
    Er wirkt inzwischen verlegen. Offensichtlich hat er es nicht ganz so mit Zeichen, die aus Kaugummiautomaten kommen.
    Ich lächle ihm verständnisvoll zu.
    Er schaut kühl zurück – keine Ahnung, weshalb er sich neuerdings mir gegenüber derartig abweisend verhält.
    »Aber du hast es auch gespürt !«, hält Melanie Felix vor und sieht ihn verdutzt an. »Hast du doch selber gesagt!«
    Oje. Sie klingt so kindisch. So anstrengend.
    Anscheinend verlässt sie sich lieber auf esoterische Signale statt auf gesunden Menschenverstand. Der arme Felix. Bei der Verlobten sehe ich schwarz für den Rat des Magendoktors, jeden Stress zu vermeiden.
    »Ist ja auch egal«, sagt Felix besänftigend und legt seinen Arm fest um Melanie. Dann blickt er Bruno an. »Papa«, sagt er, »ich hatte gehofft, du würdest dich für Melanie und mich freuen. Uns Glück wünschen … Eigentlich sind wir gekommen, um dich zu einer kleinen, spontanen Verlobungsfeier heute Abend in Melanies Salon einzuladen. Aber ich glaube, es ist besser, du kommst nicht.«
    Melanie schaut betrübt von Felix zu Bruno, der seinen Sohn fassungslos anstarrt.
    »Schade«, sagt sie leise.
    Dann hellt sich ihr Gesicht auf.
    Sie sieht mich hoffnungsvoll an.
    »Aber vielleicht magst du ja kommen, Iris! Das

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